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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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es aus dem Helm raus.«
    »Das würdest du auch noch tun!«
    »Sicher.« Ingrimmsch lachte.
    »Bei den Infamen! Wenn ich nur wüsste, wie der Gegenzauber lautet.« Jetzt staunte Boindil mit offenem Mund, sodass man sein Essen als kleine Bröckchen auf der Zunge liegen sah. »Der Dritte hat einen Zauber gegen dich geworfen? Ein Zwergenhasser, der Magie zu wirken versteht?« Er nahm den Teebecher. »Vraccas stehe uns bei! Es wird immer rätselhafter.«
    »Nein, es war keine Magie. Es war ein ... Befehl«, versuchte Tungdil die Wirkung zu erklären.
    »Aha. Wie bei einem Pony. Ich sage steh, und es bleibt stehen.« Ingrimmsch zeigte mit dem Löffel auf die Rüstung. »Wieso tut man das?«
    »Damit sich der Träger sicher sein kann, dass kein anderer die Rüstung benutzt«, seufzte der einäugige Zwerg. »Es würde zu lange dauern, es dir zu erklären.« »Ach, ich habe Zeit.« Er leckte den Löffel ab. »Du auch, Gelehrter.«
    »Mir ist nicht danach, verflucht!«
    »Das bedeutet, wenn ich es richtig verstanden habe, kann dir das beim nächsten Mal wieder passieren. Zum Beispiel, wenn du gegen einen Alb antreten musst. Und das«, Ingrimmsch hob den Löffel, »ist sehr wahrscheinlich. Jedenfalls im Geborgenen Land.« Er betrachtete die Runen. »Du solltest die Rüstung wirklich ablegen, sobald die Sperre nachlässt. Eines Umlaufs.« Er zwinkerte ihm zu. »Notfalls schleife ich dich zurück nach Übeldamm. In meiner Schmiede bekomme ich diese Prachtbüchse schon geknackt. Ich habe solche Hämmer!« Dabei riss er die Arme weit auseinander.
    »Das würde nichts bringen.« Tungdil verdrehte die Augen undschaute der Dauerwurst beim Pendeln zu. »Es ist zum Auswachsen!«, rief er und versuchte mit aller Gewalt, sich aufzurichten. Aber die Rüstung ließ sich nicht bewegen, die Gelenke quietschten nicht einmal.
    »Meinst du, ich könnte dich als Schlitten benutzen?«
    »Du genießt es, mich aufzuziehen, ist das möglich?« Tungdil bedachte den Freund mit einem anklagenden Blick. »Mitleid wäre mir lieber als Häme.«
    »Ich bin nicht hämisch. Ich bemerke nur, dass es Nachteile hat, in einer fremden Panzerung umherzulaufen, die weiberhafte Launen hat, und ich bete, dass du es ebenso siehst.« Er schob sich einen Bissen Brot in den Mund und erhob sich. »Mir ist da ein Gedanke gekommen«, nuschelte er und nahm den Krähenschnabel mit einer Hand, in der anderen hielt er die Krume. Breitbeinig stellte er sich in Höhe der Knie über Tungdil. »Vielleicht ist es tatsächlich wie bei störrischen Weibern: Wenn man dennoch was von ihnen will, muss man sie reizen.« Er stopfte sich den Rest Brot in den Mund. Tungdil betrachtete ihn fassungslos. »Was hast du vor?«
    »Reizen. Und zwar gehörig.« Er nahm Maß, damit er genau auf die Brust traf, und benutzte die abgeflachte Seite für den Hieb. »Es kann wehtun, Gelehrter. Aber es dient einem guten Zweck.«
    Tungdils Kopf hüpfte im Helm auf und nieder, er strengte sich an, die Kraft der Rüstung zu brechen. »Nein, Ingrimmsch! Warte! Ich ... Mir fällt gleich wieder ein, wie ...«
    Ingrimmsch hob die Waffe. »Augen zu. Es blitzt bestimmt wieder«, warnte er fröhlich und ließ den Krähenschnabel nach unten sausen.

    Das Geborgene Land, das einstige Königinnenreich Weyurn, Seenstolz, 6491. Sonnenzyklus, Winter.
    Rodario fluchte und versuchte, mit der Dunkelheit im Schacht zu verschmelzen. Er fürchtete, dass ihn die Wachen auf den Wehrgängen unter Beschuss nahmen. Woher sollten sie auch wissen, dass er lediglich ein harmloser, neugieriger Schauspieler und kein Kopfgeldjäger oder Abenteurer war, der sich die Belohnung für Coiras Kopf verdienen wollte? Er machte sich so klein wie möglich und wartete, was sie mit ihm taten. Entschuldigende Rufe brachte nichts, seine Unschuldsbeteuerungen würden auf diese Entfernung zu undeutlichem Gegröle verkommen.
    Die Schreie über ihm wurden lauter, eine Fanfare ertönte und stieß rasche, alarmierende Signale aus.
    Rodiaro brach der Schweiß aus. Unter anderen Umständen hätte er sich geehrt gefühlt, wenn man so viel Aufhebens um ihn gemacht hätte, doch in dieser Lage war es ihm nicht möglich, die Aufmerksamkeit zu genießen.
    Das blaue Leuchten am Grund des Sees nahm ab, und Coira senkte sich neben ihren Kleidern auf die Planken zurück. Dabei drehte sie sich, um mit den Füßen voran auf dem Holz zu landen, die Wäsche diente ihr als Unterlage.
    Rodario bekam sie nochmals von allen Seiten zu sehen und durfte die Prinzessin in ihrer

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