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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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funkelnden Tropfen gefroren. »Es sind nicht mehr als einhundert geblieben, die nun bei den Freien leben.«
    Tungdil verzog den Mund. »Das klingt nicht nach meinem Ziehvater«, raunte er nachdenklich. »Ich habe keinen Grund, an deinen Worten zu zweifeln, mein Freund. Etwas in der Vergangenheit muss ihn verdorben haben. Die Quelle, die ihn erweckte?« Ingrimmsch wischte sich die Tränenperlen aus dem Bart, sie zergingen zwischen seinen Fingern. »Niemand weiß es. Du bist der Einzige, der es wagt, gegen ihn zu reiten. Außer dem AlbaeKaiser Aiphatön.«
    »Die Hohe Pforte ist sie geschlossen oder geöffnet?«»Er hat sie wieder geschlossen, nachdem die Schwarzaugen aus dem Süden einmarschiert sind. Zu viele Ungeheuer Tions wollte er nicht hineinlassen, wird er sich gedacht haben«, meinte der Zwerg abfällig. »Ist dein Plan immer noch der gleiche, Gelehrter? Oder hast du eine andere Möglichkeit entdeckt, einen Feind wie ihn zu unterwerfen und dazu noch zu zwingen, uns zu dienen?«
    Tungdil gab keine Antwort; stattdessen sah er nach vorn zur Hütte. »Wir werden bereits erwartet«, sagte er leise. »Ich frage mich nur, warum kein Feuer geschürt wurde.«
    Ingrimmschs Augen wurden groß vor Vorfreude. »Hussa! Du meinst, da haben es tatsächlich ein paar Wegelagerer gewagt, sich auf die Lauer zu legen?« Insgeheim fragte er sich, wie Tungdil die Feinde bemerkt haben konnte. Der Wind wehte von der Hütte weg, es gab keinerlei Spuren im Schnee, und das leiseste Geräusch wäre auch von ihm in der Stille um sie herum vernommen worden. Er schob es auf die im ständigen Kampf geschärften Sinne seines Freundes und wollte schon den Krähenschnabel ziehen, aber Tungdil hielt ihn mit einer Geste davon ab.
    »Ich weiß nicht, wie viele es sind. Wir tun so, als hätten wir nichts bemerkt, und lassen ihn oder sie zunächst im Glauben, es mit einfacher, fetter Beute zu tun zu haben«, schlug er vor.
    »Denn sollten sie Armbrüste dabeihaben, könnten sie uns aus dem Sattel schießen, ich verstehe«, stimmte Ingrimmsch zu und tat so, als überprüfe er die Schnallen. »Ich hoffe, dass der Raum vor Räubern nur so wimmelt!«, knurrte er. »Ho, das wird ein Spaß!« »Jedenfalls nicht für den, der uns abpasst.« Tungdil streichelte den Hals des Befüns. »Wollen wir wetten?«
    »Ausnahmsweise nicht, Gelehrter«, gab Ingrimmsch grinsend zurück.

VII
    Das Jenseitige Land, sechsundsiebzig Meilen südwestlich der Schwarzen Schlucht, 6491.Sonnenzyklus, Winter.
    Die ungleichen Zwerge ritten auf die Hütte zu, die einen verlassenen Eindruck machte. Noch immer war es Ingrimmsch ein Rätsel, woher Tungdil die Eingebung nahm, dass sich jemand darin aufhielt. Er spitzte zu seinem Freund hinüber, schaute wieder nach vorn und rutschte dabei im Sattel hin und her.
    Dreißig Schritte trennten sie vom Eingang, und noch immer zeigte sich niemand. »Bist du dir sicher, Gelehrter?«, erkundigte sich Ingrimmsch und lachte dabei, als erzähle er gerade einen Witz, um mögliche Beobachter zu täuschen. Während er den Freund ansah, bemerkte er, dass zwei Runen auf der Rüstung wie von innen beleuchtet glommen.
    Ein Lächeln legte sich auf Tungdils Gesicht. »Du wirst es gleich erleben. Halte dich bereit.«
    »Und wenn es harmlose Wanderer sind?«
    »Die im Kalten sitzen? Die sich seit Umläufen nicht vor die Tür begeben haben?«, konterte Tungdil überlegen.
    »Sie ...«Ingrimmsch wusste nicht, was er dagegenhalten sollte. Alles, was ihm einfiel, ergab kaum Sinn.
    Die Reittiere blieben mit ein wenig Abstand vor der Unterkunft stehen, die Zwerge stiegen ab.
    »Was jetzt?«, wollte Boindil wissen und band seine Ponys mit einem Lederriemen an einer eisernen Halterung vor der Hütte an. Dabei zog er den Knoten nicht zu, um ihn jederzeit lösen zu können. »Stürmen wir rein?«
    »Nein«, sagte Tungdil entschieden und zog Blutdürster. »Du klopfst.« Er pochte feixend gegen den Kopf des Krähenschnabels. »Damit.«»Schön! Endlich gehts los!« Ingrimmsch legte die Pfeife neben der Tür auf den Boden, damit sie im Kampf nicht zu Schaden kam, zog die geliebte Waffe und schlug damit kräftig gegen die Tür. Splitternd riss das Schloss aus dem Holz, und die Tür flog mit solcher Kraft auf, dass die Angeln herausbrachen. Rumpelnd krachte sie auf den Boden. Ingrimmsch ließ es sich nicht nehmen, mit einem lauten Ruf als Erster hineinzuspringen und starrte auf leere Bänke und Tische; es war eisig kalt in der Hütte, und nirgends gab es Anzeichen, dass

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