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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schneiden, wenn Ihr es auf einen Zweikampf mit ihr anlegtet.«
    »Das muss ich nicht. Coira wird eher meinen Worten Glauben schenken als Euren. Ich sorge dafür, dass Ihr uns bald wieder verlasst.« Loytan bleckte die Zähne. »Nachdem Ihr getrocknet seid, Schauspieler. Im besten Fall. Das Wasser unseres Sees kann durchaus den Tod bringen.«
    Rodario wischte sich lässig ein paar Tropfen vom Arm. »Das bisschen Nässe macht mir nichts aus.«
    »Wer redet denn von der Gischt?« Ansatzlos gab er dem Mimen einen Stoß mit beiden Händen, der ihn über die Spundwand beförderte.
    Rodarios klamme Finger rutschten am Eisen ab. Schreiend fiel er über den Rand in den See, der vom heraufziehenden Sturm weiter draußen deutlich mehr aufgepeitscht war. Er stürzte mit dem Kopf voraus in die Fluten und glaubte, in flüssiges Eis zu tauchen. Jede Faser seines Körpers gefror; er meinte, es in sich knistern und knacken zu hören, als das Blut in den Adern stockte.
    Unterseeische Strömungen drückten ihn unbarmherzig gegen die Wand, pressten ihn mit ungeheurer Kraft dagegen und rieben sein Gesicht daran.In Rodario begehrte das Leben auf.
    Wild um sich rudernd, kämpfte er sich dorthin, wo er Licht erblickte und die Oberfläche vermutete.
    Mallenia sah sich ein weiteres Mal um und konnte nur noch die Albin erkennen. Sie befand sich nicht mehr als einhundert Schritte hinter ihr und trieb den Nachtmahr mit harten Gertenschlägen an.
    Die junge Frau wandte sich nach vorn. »Schneller!«, schrie sie ihrem Nachtmahr ins Ohr und zog ihren Dolch, setzte die Schneide an den Hals der Kreatur. »Ich schwöre, dass du vor mir sterben wirst, wenn sie mich einholen!«
    Rechts von ihr tauchte ohne Vorwarnung ein schwarzer Schatten mit rot glühenden Augen auf und brauste die Düne herab, dann prallte er gegen den Nachtmahr und warf ihn zur Seite. Der zweite Alb hatte sie umritten!
    In einem Knäuel rollten Mallenia und ihr Hengst den Sandhang hinab auf das Ufer des Sees zu. Der Nachtmahr wieherte schrecklich, es klang schrill und wütend. Es gelang ihr, sich vor den um sich tretenden Läufen in Sicherheit zu bringen, doch die Reißzähne bekamen ihren linken Oberarm zu fassen. Ein faustgroßes Stück Fleisch wurde ihr herausgebissen, die Zähne schabten über den Knochen, packten zu und schleuderten sie in Richtung Wasser.
    Mallenia schrie und glaubte im ersten Moment, ihren Arm verloren zu haben. Das Blut floss in einem breiten Strom aus der Wunde über ihren Arm und rann auf die hellen Kieselsteine, auf denen sie zum Liegen kam. Auch wenn alles in ihr schmerzte, eine Rast durfte sie sich nicht gönnen. Sie setzte sich auf und wollte sich erheben, um ihre Flucht zu Fuß fortzusetzen, aber ihre Beine versagten den Dienst.
    Das Stampfen der Hufe näherte sich ihr, die AlbaeGeschwister schlossen gemächlich zu ihr auf. Sie hatten plötzlich keine Eile mehr, das Rennen war entschieden. »Da sitzt sie, die Mörderin und Diebin«, sagte die Albin voller Hass und sprang aus dem Sattel. Sie lief auf Mallenia zu und drosch mit der Reitgerte auf sie ein. Die Frau hob den unverletzten Arm zum Schutz, und jeder Schlag zerschnitt ihre Haut. In die Gerte waren Dornen eingeflochten worden, die wie eine Säge wirkten. Als sie nach ihremSchwert greifen wollte, bekam sie einen Tritt gegen den Kopf, der sie nach hinten in den eiskalten See warf.
    »Gib acht, Firüsha, sonst ertrinkt sie«, sagte ihr Bruder vorwurfsvoll. »Dabei haben wir noch so viel mit ihr vor. Und binde ihr den Arm ab, ehe sie verblutet. Der Nachtmahr verspürte anscheinend Hunger.«
    Mallenia sah die Albin über sich, dann packten die behandschuhten Finger sie am Kragen und zerrten sie zurück an Land. »Ein derart sanfter Tod darf ihr nicht gegeben werden.« Sie versetzte der jungen Frau einen Schlag gegen das Kinn, um sie ohnmächtig werden zu lassen. Als die Spannung aus dem Körper gewichen war, nahm sie Mallenias Gürtel und band damit die Wunde ab; sofort endete der Blutfluss. »Was tun, Sisaroth?«
    Der Alb sah auf ihre Gefangene. »Sie lebend nach Idoslän zurückschaffen. Die Heilige der Widerständler, ihr Halt und ihre Hoffnung, muss gebrochen werden«, sprach er. »Vor aller Augen, vor vielen Augen, werden wir sie hinrichten. Damit ist der Wille der Aufständischen ausgelöscht. Sie haben keinen Nachfolger, der diese Lücke schließen kann.«
    Firüsha sah zu ihrem Bruder, der noch immer auf seinem Nachtmahr saß. »Ist die Gefahr nicht groß, dass ein gewaltiger Aufstand aus der

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