Das Schicksal der Zwerge
den Drachen dazu, sich gegenseitig anzugreifen«, erklärte er mit einem finsteren Lächeln. »Wer als Sieger hervorgeht, wird von den Kindern des Schmieds vernichtet.«
Balyndar stieß einen merkwürdigen Laut aus, der in ein spöttisches Gelächter überging. »Nichts einfacher als das, nicht wahr? Die vier haben seit Zyklen unsere Heimat unter sich aufgeteilt, da werden sie mir nichts, dir nichts übereinander herfallen, nur weil der große Tungdil Goldhand erscheint und sie darum bittet?« Er erhob sich und sah wütend aus. »Meine Mutter hatte recht: Du wirst nichts ändern. Es ist, als warte man in einer Schlacht auf die Veteranen, und sie senden einen einzigen kraftlosen Greis aus.« Er hatte das letzte Wort kaum ausgesprochen, da bekam er einen Schlag ins Kreuz, dass er nach vorn auf den Tisch fiel. Ein Schatten hielt ihn im Nacken gepackt und drückte ihn mit dem Gesicht auf die Runen, die für das Reich der Fünften standen. Ingrimmsch blinzelte und erkannte nun erst seinen Freund. Wie hat er sich dermaßen schnell bewegen können?
»Balyndar Eisenfinger! Du magst vieles von deiner Mutter geerbt haben, aber nicht ihren eisernen Willen«, grollte Tungdil. »Sieh dir die Zeichen deines Volkes an!« Er verstärkte den Druck. Balyndar versuchte, sich zu wehren und den Angreifer zu fassen zu bekommen, doch es gelang ihm nicht. »Sieh sie dir an!«, schrie Tungdil. »Der Name Balyndis wird der letzte Herrschername in einer langen Reihe von Königinnen und Königen sein, wenn alle so denken wie du. Und es wird niemanden geben, der die Aufzeichnungen der Zwerge überhaupt zu lesen vermag.« Er ließ ihn los und kehrte an seinen Platz zurück.
Balyndar stemmte sich in die Höhe und starrte den Einäugigen zornig an; auf seiner rechten Wange und der Schläfe zeichneten sich die Runen als Abdrücke ab, die langsam verblassten, weil die Haut sich wieder in die alte Form dehnte. »Du wagst...« »Ich wage, jawohl, ich wage es!«, übertönte ihn Tungdil. »Dirund allen anderen zu sagen, was ihr tun müsst. Denn es ist einfach, denn es erfordert nicht mehr als Geschick, Mut und scharfe Klingen. Aber kein Heer. Nicht zu Beginn.« Er zeigte auf den Norden. »Stehlt dem Kordrion das Gelege und bringt es zu LotIonan. Die Bestie wird sich daraufhin aufmachen und ihren Nachwuchs suchen. Ihr müsst mit einer kleinen Streitmacht bereitstehen, um den Sieger des Kampfes zu unterwerfen. Und das wird ohne Zweifel LotIonan sein. Ihr benötigt den Magus, um das aufzuhalten, was sich in der Schwarzen Schlucht bereit macht.«
Frandibar kreuzte die Arme vor der Brust. »Wenn der Kordrion aber den Langen besiegt? Wir wären deinen Worten nach hilflos.«
»Das wird er nicht. Ein Kordrion besitzt kaum Möglichkeiten, sich gegen Magie zur Wehr zu setzen. Es wird ausreichen, um die Famuli des Magus auszumerzen, aber gegen LotIonan selbst, dazu taugt er nicht.« Tungdils Finger wanderte über das Rote Gebirge. »Danach raubt ihr Lohasbrand die schönsten Schätze seines Hortes und bringt sie zu den Albae. Der Drache wird seine menschlichen Gefolgsleute und die Orks nach Dsön Baisur senden, und weil sie es nicht alleine schaffen, die Schwarzaugen zu überrennen, muss er sich selbst dorthin begeben.« Er sah in die Runde. »Wieder wird das Volk des Schmieds nur abwarten und den geschwächten Gewinner angreifen müssen. Das sollte euch gelingen. Schon ist das Geborgene Land seine Sorgen los.« »Er ist wahnsinnig geworden«, hörte man die Stimme eines Clanoberhauptes sagen. »Was soll das für eine Expedition sein, die solche Unterfangen zu meistern weiß?« »Habt ihr denn keine frischen Helden mehr? War es etwa eine billige Ausrede für euch, nichts zu unternehmen, bis ich zurückgekehrt bin?« Tungdil wirbelte herum. »Ich sehe in diesem Raum einige kräftige Arme und wache Augen. Nehmt Balyndar mit. Er ist dafür geeignet«, rief er und deutete sodann auf Ingrimmsch. »Vergesst meinen guten Freund nicht. Er und sein Krähenschnabel wissen Schädel und Rüstungen aufzubrechen. Sucht euch noch einen guten Armbrustschützen und gebt ihnen eine Handvoll Tapferer dazu. Wenn ihr diese gefunden habt, betet zu eurem Gott und schickt sie auf den Weg.«
»Du wirst nicht mitkommen?« Der König der Vierten blickte bestürzt. »Nein.« Tungdil setzte sich schwer in seinen Sessel. »Nach über zweihundert Zyklen voller Kriege, Kämpfe und Schlachten ist esgenug. Ich werde mir einen netten kleinen Platz im Geborgenen Land suchen und freudig zusehen, wie
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