Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
ihr die Bösen ausrottet. Es reicht mir zu wissen, dass ich euch den Plan dazu in die Hand gegeben habe.«
Balyndar hatte seinen Zorn niedergerungen, und er sah maßlos enttäuscht aus. »Das ist also der große, unerreichte Held. Er sieht aus wie ein Krieger Tions und schwingt Reden, verlangt Unmögliches von uns und lässt sich in aller Gemütlichkeit nieder, um uns beim Scheitern zuzusehen.« Er lachte freudlos. »Willkommen, Tungdil Goldhand.« Ingrimmsch hörte, dass die Clanführer in eigenen, leisen Gesprächen versunken waren und gar nicht mehr darauf achteten, was am sechseckigen Tisch vonstattenging. Er dachte noch immer über den Plan nach, den sein Freund verkündet hatte. Es darf nicht im Zwist enden! Er schöpfte tief Luft und sagte mit lauter Stimme: »Der Gelehrte hat recht!«
Schlagartig wurde es in der Halle still. Alle starrten ihn an.
»Er hat recht«, wiederholte er unerschrocken und legte die Hand auf die Karte des Geborgenen Landes. »Wir haben keine großen Heere, mit denen wir aufmarschieren können. Unsere Festungen sind überwiegend vernichtet, und in denen, die sich noch stolz erheben, warten wir auf den Tod. Entweder durch den Pfeil eines Albae, durch den Angriff des Kordrion, durch ein Fieber oder durch die Flammen des Drachen.« Er stand auf. »Uns bleibt allein die List, die uns Tungdil empfohlen hat.« Er legte die Hand auf den Krähenschnabel. »Ich werde losziehen. Um unser Volk zu retten. Das Schicksal der Zwerge wird nur von Zwergen bestimmt.«
Frandibar betrachtete ihn eingehend, danach schaute er zu Tungdil. »Es ist sicherlich etwas Wahres an dem, was wir vernommen haben«, sprach er bedächtig. »Und es wird seine Wirkung nicht verfehlen, wenn wir sagen können, dass Boindil Zweiklinge an der Spitze einer Gruppe Wagemutiger aufbricht, doch wen wir benötigen, ist der Bekannteste von uns allen.« Seine Augen richteten sich auf Tungdil. »Ich flehe dich an: Begleite ihn. Ruhe dich aus, wenn das Geborgene Land zum Frieden zurückgekehrt ist.«
Balyndar warf Tungdil abfällige Blicke zu. »Sonst wären wir Zeugen der sinnlosesten Rückkehr eines Helden, die es jemals im Geborgenen Land gegeben hat.«
Der einäugige Zwerg lächelte böse. »Weder Drohungen noch Flehen können mich beeindrucken. Dafür habe ich zu viel erlebt. Überlebt.«
Durchs Boindils Verstand zuckte ein Gedanke, der so abwegig und ungeheuer erschien, dass er wiederum Sinn ergab. Sein Freund war mit Schätzen und Selbstlosigkeit nicht mehr zu locken, Ruhm und Ehre hatte er sich auf der anderen Seite der Schwarzen Schlucht säckeweise verschafft. Eines jedoch fehlt ihm noch in der Anhäufung von Titeln und Auszeichnungen ... »Und wenn du als Großkönig aufbrechen würdest, Gelehrter?«, sprach er aus, was ihn beschäftigte.
Sofort wurde es laut, weil die Clanoberhäupter ihre Stimmen erhoben. »Ruhe!«, verlangte Frandibar und hob die Arme. »Seid ruhig und lasst ihn zu Ende sprechen.«
Unbeirrt führte Ingrimmsch seine Idee aus. »Ich schlage das nicht von ungefähr vor. Bedenkt: Wenn ein Dritter an der Spitze der Zwergenstämme steht, haben wir außerdem die Möglichkeit, mit den Dritten selbst zu verhandeln. Stellt euch vor, dass es uns gelingt... dass es Tungdil gelingt, sie davon zu überzeugen, sich bei unserem Feldzug gegen die Albae aus den Kämpfen herauszuhalten und abzuwarten, was geschieht. Oder uns womöglich zu unterstützen!«
Der Aufschrei blieb aus. Die Zwerginnen und Zwerge disputierten leise untereinander, es wurde gestikuliert, genickt und mit dem Kopf geschüttelt.
Ingrimmsch sah zu Tungdil, der wiederum ihn anblickte. Das Lächeln hatte sich verändert und zeigte mit einem Mal eine Mischung aus Belustigung, Unglaube und Zufriedenheit.
Balyndar grübelte, die Rechte lag am Griff des Morgensterns. »Ich müsste dafür stimmen, auch wenn er nicht meine erste Wahl ist«, erhob er seine Stimme und wandte sich der Versammlung zu. »Boindil Zweiklinges Vorschlag ist nicht einfach abzutun. Wir sind in der Lage, Tungdil Goldhand als Großkönig zu erwählen. Die Generationen nach uns sollen entscheiden, ob wir in der Not richtig gehandelt haben. Nicht zu vergessen ist auch die Wirkung, die sein Erscheinen auf LotIonan, seinen einstigen Ziehvater, haben wird.« Balyndar schaute zu Tungdil. »Auch wenn ich kein gutes Gefühl habe. Das sage ich offen heraus.«
»Sieh es als einen weiteren Grund, bei der Unternehmung mitdabei zu sein«, meinte Ingrimmsch und vermochte sich des nagenden Unbehagens nicht

Weitere Kostenlose Bücher