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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und wartete gespannt.
»Furgas«, sagte Tungdil beinahe ohne Verzögerung. »An ihn entsinne ich mich sehr gut. Ein wahrer Meister, mehr als ein Genie und doch verblendet und dem Wahn anheimgefallen. Narmora besaß demnach das Erbe ihrer ... war es die Mutter oder der Vater, die zum Volk der Albae gehörten?«
»Die Mutter.«
»Wenn ich es zusammenfüge, so bist du der Überzeugung, dass die Schwarzaugen die Dritten in einigen ihrer Künste unterrichtet haben«, fasste der Gelehrte nachdenklich zusammen. »Wie soll das angehen? Unser Volk hat keinerlei magisches Talent...« »Und was ist mit Goda? Und meinen Kindern?«, hakte Ingrimmsch nach und musste seinen Stolz zügeln. Seine Gefährtin war eine Maga. Die einzige Maga unter den Zwergen. »Sie gehörte einst zu den Dritten. Was liegt also näher als anzunehmen, dass sie nicht die Einzige ist?«
»Demnach könnte das Geschenk von Vraccas an die Dritten die Magie sein«, führte Tungdil die Gedankenspiele fort. »Ein Geschenk, das er nicht eigens erwähnte, sondern es an sie vergab, damit sie es eines Umlaufs von selbst herausfinden.«
Ingrimmsch rieb sich den Bart und ordnete die geflochtenen Strähnen neu an. »Warum sollte er das tun? Ich halte es eher für eine Fügung.« Noch während er sprach, wurde er gewahr, dass sein Freund sich viele Zyklen im Stollen eines mächtigen Magus aufgehalten hatte. »Sag an, Gelehrter: Hast du dich jemals an magischen Sprüchen versucht?«
»Nein.«Die Antwort erfolgte so rasch, dass Ingrimmschs Zweiflerchor aufstöhnte. Boindil schloss die Augen und verlangte von den Stimmen, dass sie aufhörten, die Echtheit seines Freundes anzugreifen, doch so sehr er die Lider aufeinanderpresste, die Zweifel wurden lediglich leiser; vergebens wartete er darauf, dass sie verstummten. Was kann mich restlos davon überzeugen, Vraccas?
Nach langem Ritt durch das Braune Gebirge und unter einem sieben Schritt hohen Rundbogen aus reinem Silber mit eingelassenen Onyxsteinen hindurch kamen sie in ein Gebiet des Zwergenreichs, das offiziellen Zwecken diente.
An den Gangwänden befanden sich überlebensgroße Bildnisse, die nicht mit Farben, sondern aus den verschiedensten Edelsteinen gefertigt worden waren. Die Motive zeigten Ereignisse aus der Geschichte der Vierten und der Zwergenstämme; kurz bevor sie auf Anweisung ihres Führers von den Reittieren absteigen mussten, sahen sie ein Gemälde, auf dem die Schwarze Schlucht zu sehen war; vor dem Eingang hatte der Künstler einen Zwerg in heldenhafter Pose erstehen lassen, und das Schwert in seinen Händen war Blutdürster.
Tungdil stieg vom Befün ab und betrachtete es. Langsam hob er die Rechte und berührte sein Abbild. »Bei den Unheiligen«, raunte er und schluckte schwer. »So lange. Es ist so lange her, dass ich hineinging.«
Ingrimmsch stellte sich neben ihn und betrachtete sein Gesicht. »So habe ich mir das von den Gemmenschneidern gedacht: Sie hätten mich ruhig auch einbauen können«, beschwerte er sich scherzhaft, ohne die Augen von den Zügen des Freundes zu wenden.
»Das hätten sie«, entgegnete Tungdil abwesend; der Panzerhandschuh ruhte nach wie vor auf dem Edelsteinabbild. »Ich verspreche dir, dass du auf dem Nächsten zu sehen sein wirst.«
»Seite an Seite mit dir, Gelehrter.«
Er starrte auf die Schwarze Schlucht. »Nein. Mich wird man darauf nicht finden, Ingrimmsch. Meine Rolle habe ich bereits gespielt, nun sind andere Helden an der Reihe.« Abrupt drehte er sich zu ihm um. »Helden wie du und deine Nachkommen. Heldinnen wie Goda.« Eine Träne rann über seine Wange und glitt in den Bart, als wollte sie sich darin verstecken. »Ich werde lediglich derjenige sein, der sie zusammengeführt hat, aber kämpfen und ruhmreiche Taten vollbringen werdet ihr ohne mich.« Er atmetetief ein, und sein Gesicht erhielt den kalten, hartherzigen Ausdruck zurück. »Gehen wir.«
Ingrimmsch war noch zu überrascht, um etwas darauf erwidern zu können. Er folgte Tungdil, der auf eine große Tür zusteuerte, vor der ihr zwergischer Führer stand und die mit Goldblech beschlagen war; diamantene Runen blitzten daran auf. Sie verhießen denen, welche hindurchtraten, Ruhe und Sicherheit.
Vier Zwergenwachen standen davor. Man sah an ihrem vergleichsweise schmaleren Körperwuchs, dass es Vierte waren; sie grüßten die Ankömmlinge mit knappem Salutieren.
Nacheinander schritten Tungdil und Ingrimmsch in den Raum, wo eine sechseckige Tafel aus einem blaugrauen Ogeraugenstein aufgebaut worden war.

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