Das Schicksal des Highlanders
was mir meine Mutter über Euch erzählt hat, sollte ich darüber nachdenken.«
Er lehnte sich in seinem riesigen, mit Schnitzereien reich verzierten Stuhl zurück und rieb sich das Kinn. »Und was hat meine Schwester erzählt?«
Nachdem sie tief durchgeatmet hatte, berichtete sie ihm, was ihre Mutter über ihre Familie zum Besten gegeben hatte. Der Zorn, der das Gesicht ihres gut aussehenden Onkels verdunkelte, machte sie ein wenig nervös, er zeigte ihr aber auch, dass ihre Mutter wieder einmal gelogen hatte. Ihr Onkel sah nicht nur verärgert aus, sondern auch verletzt und tief beleidigt. Als Thomas mit dem Wein zurückkehrte und sah, wie aufgebracht Colin war, blickte er Maldie böse an.
»Ruhig Blut, Junge«, sagte Colin, drückte Thomas in den Stuhl links neben sich und schenkte allen Wein ein. Er wiederholte in leisen Worten, was Maldie erzählt hatte, bis Thomas genauso erzürnt dreinblickte. »Wie es aussieht, ist sich Margaret bis zu ihrem Tode treu geblieben«, murmelte Colin. »Aber wenn du das alles geglaubt hast, warum bist du dann hier?«
Maldie nahm eine tiefen Schluck Wein, um ruhiger zu werden. Als Colin gemeint hatte, Margaret sei sich treu geblieben, war Maldie klar geworden, das er sich keine Illusionen über seine Schwester machte. Aber das, was sie ihm nun sagen wollte, waren keine bloßen Denkfehler oder verletzte Eitelkeiten. Sie hatte keinerlei Vorstellung, wie der Mann reagieren würde oder ob er ihr überhaupt glauben würde. Es war sehr verlockend, einfach zu schweigen; aber Maldie hatte leidvoll erfahren müssen, welche Probleme es mit sich bringen konnte, die Wahrheit zu verschweigen oder zu lügen. Diesmal würde sie sich nur an die Wahrheit halten, die ganze hässliche Wahrheit. Wieder atmete sie tief durch, und dann erzählte sie ihm alles.
Erst lange nachdem Maldie zu reden aufgehört hatte, konnte Colin sprechen. »Ich weiß nicht, was mich wütender oder niedergeschlagener macht – dass sie dich belogen oder wie sie dich behandelt hat oder dass sie tatsächlich versucht hat, dich dazu zu bringen, deinen Vater zu töten. Ja, vielleicht das Letzte, denn alles andere war zwar schmerzlich, dies aber hätte dich deine Seele kosten können.«
Maldie zuckte mit den Schultern. »Ich habe es nicht getan.«
»Du hast es versucht.«
»Ja, das schon.« Sie verzog das Gesicht. »Ich weiß jedoch nicht, ob ich es ihretwegen getan habe. Aber das ist jetzt egal. Der Mann ist tot, und er hat es auch verdient, aber er fiel nicht von meiner Hand. Und für die Absicht werde ich Buße tun.«
»Die, die Buße tun sollte, hat leider keine Chance mehr dazu. Ich habe meine Schwester nie verstanden. Ich habe nie verstanden, woher dieser eitle Stolz kam. Sie war wunderschön, und vielleicht haben ihr das zu viele Leute gesagt. Ich weiß es nicht.«
»Ich finde es tröstlich, dass Menschen manchmal etwas tun, was niemand je verstehen wird. Es hält mich davon ab, zu sehr zu grübeln.«
Er nahm ihre Hand. »Eines solltest du wissen: Wir hätten dich nie in die Kälte zurückgestoßen. Wenn meine Schwester je auf etwas anderes als auf ihren Spiegel geachtet hätte, hätte sie gesehen, dass es auch bei uns vaterlose Kinder gibt und dass kaum jemand dafür schief angesehen wird. Und ganz sicher nicht die armen Kleinen, die nichts für die Umstände ihrer Geburt können.«
»Ja, aber diese Kleinen haben keinen Beaton zum Vater.«
»Wer dein Vater ist, kümmert uns nicht, er hat dich nicht aufgezogen. Ja, und trotz der Närrin, die es getan hat, scheinst du ein vernünftiges Mädchen geworden zu sein.«
Maldie lachte. »Vernünftig? Ich habe gerade monatelang versucht, meinem eigenen Vater einen Dolch in den Leib zu jagen.«
»Nun gut, wir alle haben unsere verrückten Momente.«
Sie schüttelte den Kopf. »Bei mir waren es mehr als nur ein paar Momente«, murmelte sie und dachte an Balfour.
»Nun, jetzt, wo du dorthin zurückgekehrt bist, wo du hingehörst, kannst du mir alles erzählen.«
»Seid Ihr sicher? Ihr habt nur mein Wort, dass ich Margarets Tochter bin.«
»Alles, was du erzählt hast, klingt leider ganz nach meiner Schwester. Und die Geschichte, wie du entstanden bist, deckt sich mit dem, was wir wissen. Außerdem gibt es einen schlagenden Beweis, und zwar das, was ich mit eigenen Augen sehen kann: Du bist Margarets Tochter. Findest du nicht auch, Thomas?«
Thomas nickte. »Daran gibt es keinen Zweifel.«
»Also, Mädchen, willkommen zu Hause!«
Maldie seufzte und starrte
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