Das Schicksal des Highlanders
dazu zu überreden, Maldie nachzulaufen. Sie hatten kein Verständnis für seine Ängste und die entsetzliche Vorstellung, dass er nur weggestoßen würde, wenn er zu ihr ginge. Sogar James hatte den einen oder anderen Vorschlag gebrummelt. Balfour begann sich zu fragen, ob sie recht hätten und er unrecht.
»Und warum glaubst, dass sie es nicht tut?«, fragte Nigel.
»Vielleicht deshalb, weil sie nicht hier ist.«
Nigel fluchte leise. »Sie wollte eben nicht darauf warten, dass du endlich beschließt, was du von dem hältst, was sie dir erzählt hat. Die Tatsache, dass du so lange nichts gesagt hast, gab ihr die Gewissheit, dass sie von dir nichts Gutes zu hören bekommen würde. Wie oft muss man das eigentlich wiederholen, bis du es verstehst?«
»Bei dir klingt es so, als ob sie ein schüchternes Mädchen wäre, das vor einem harten Wort davonläuft. Maldie ist kein schüchternes Mädchen.«
»Sie ist nicht vor irgendeinem harten Wort davongelaufen, sondern vor deinem. Das sollte dir zu denken geben. Ich beginne mich allmählich zu fragen, wovor du eigentlich davonläufst.«
Balfour seufzte und setzte sich ans Fußende. »Eine schwierige Frage.«
»Aber vielleicht eine, die du dir stellen solltest. Ja, und vielleicht eine, die ich dich früher hätte fragen sollen.«
»Ich möchte nicht dort hinreiten und meine Gefühle ausbreiten, nur um festzustellen, dass sie fortging, weil sie mit mir fertig war. Ich habe ihr zu oft Unrecht getan, angefangen damit, dass ich sie Verbrechen bezichtigte, die sie nicht begangen hat, bis hin zu dem, dass ich ihren Vater tötete.«
»Sie hatte vor, ihn eigenhändig umzubringen«, sagte Nigel und brüllte fast dabei, weil er an sich halten musste, um Balfour nicht zu schütteln und ihn damit zur Besinnung zu bringen.
»Ja, weil sie es ihrer Mutter geschworen hat. Und ich habe ihr die Chance genommen, den Schwur zu erfüllen.«
»Was gut ist.«
Balfour nickte. »Das denke ich auch, aber denkt sie das?«
»Ich glaube schon, aber du wirst sie fragen müssen.«
»Du gibst keine Ruhe, oder?«
»Nein!«
»Ich hätte gedacht, dass es dir lieber ist, wenn Maldie und ich nicht heiraten«, sagte Balfour leise und beobachtete Nigel dabei genau.
»Nun, ich werde auf deiner Hochzeit keinen Freudentanz aufführen, aber ich möchte, dass ihr beide glücklich seid. Ihr werdet nur zusammen glücklich, auch wenn ich wünschte, es wäre anders. Schon sehr früh wurde mir klar, dass ihr zusammengehört. Das Schicksal hat eine gute Wahl getroffen, als es Maldie zu dir sandte.«
»Denkst du, sie ist noch bei den Kirkcaldys?« Er runzelte die Stirn, als Nigel ein bisschen schuldbewusst dreinblickte. »Du hast von ihr gehört, oder?«
»Eric und ich haben von ihr gehört. Wir wollten wissen, ob mit den Kirkcaldys alles glattgelaufen ist, und zwar aus zwei Gründen: Wäre es nicht gut gelaufen, hofften wir, dass sie uns sagen würde, wohin sie als Nächstes gehen würde. Wir mussten doch schließlich wissen, wo sie ist, um dich dorthin zu schicken, wenn wir dich endlich zur Vernunft gebracht hätten. Und wie es aussieht, hat ihre Mutter auch über ihre Verwandten nicht die Wahrheit erzählt.«
»Sie haben sie also freundlich aufgenommen?«
»Sehr freundlich, zum Glück. Ihre Mutter hat ihr eine sehr viel schönere Kindheit vorenthalten. Es gab überhaupt keinen Grund, warum sie um ihr Essen kämpfen und zusehen musste, wie ihre Mutter zur Hure Dundees wurde. Sie hätte Leute gehabt, die ihr die Fürsorge hätten zukommen lassen, zu der ihre Mutter nicht fähig war.«
Balfour fluchte und rieb sich den Nacken. »Das Mädchen hat wirklich eine Menge Unheil erlitten, und ich habe nicht viel getan, um es zu lindern, nicht wahr? Aber nach dem, was du erzählst, müsste ich nicht nur ihr, sondern auch ihrer ganzen Familie gegenübertreten.«
»Versuch bloß nicht, das als Grund vorzuschieben, um weiterhin nur hier herumzuhängen und ständig Trübsal zu blasen!«
Balfour lachte. Fast schien ihm, dass sein Kummer, unter dem er seit Maldies Weggang gelitten hatte, von ihm abgefallen war, sobald er beschlossen hatte, Maldie zu holen. Natürlich war es möglich, dass er sie wie befürchtet verloren hatte, aber der Gedanke, um sie zu werben, erfüllte ihn mit neuer Hoffnung. Balfour zweifelte, dass sein Kummer schlimmer werden könnte, als er schon war. Und wenn er sich um sie bemühte, konnte er zumindest aufhören, sich mit Fragen zu quälen, was passieren würde, wenn. Ob zum Guten oder zum
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