Das Schicksal des Highlanders
ihr, mit Haut und Haaren. Das hatte er in dem Moment erkannt, in dem sich ihre Körper trafen. All die Gefühle, die er nach Kräften zu ignorieren versucht hatte, waren nicht mehr zu leugnen gewesen. Das war eine ernste Einsicht, aber momentan konnte er sich damit nicht eingehender befassen und wollte es auch gar nicht. Doch je länger Maldie stumm blieb, desto stärker wurde seine Angst, dass sie erraten hatte, was in ihm vorging. Sie hatte ja schon öfter ein erstaunliches Gespür für die Gefühle anderer an den Tag gelegt. Er hoffte inständig, dass es jetzt nicht wieder der Fall war.
»Wie geht es dir?«, fragte er und zog ihr Gesicht zu sich.
Maldie starrte ihn an und fragte sich, was wohl passieren würde, wenn sie ihm erzählte, was in ihr vorging. Sie liebte ihn. Das hatte sie gemerkt, sobald ihre Körper sich vereinigt hatten. Wenn die Leidenschaft sie nicht so fest im Griff gehabt hätte, wäre sie wahrscheinlich sofort aus diesem Raum und vielleicht sogar aus Donncoill geflohen. Balfour wollte ja nicht geliebt werden, er wollte nur ihre Leidenschaft. Und eigentlich hatte auch sie immer gedacht, dass sie nur Leidenschaft wollte. Sie hatte es sich erfolgreich ausgeredet, etwas zu wollen, zu brauchen oder zu fühlen, was darüber hinausging – bis zu jenem Moment. Und sie konnte kaum Balfour die Schuld daran geben, dass sie so töricht gewesen war, sich selbst belogen hatte und der Wahrheit nicht ins Auge gesehen hatte, bis es zu spät gewesen war, um einen Rückzieher zu machen.
»Mir geht es gut«, entgegnete sie. »Machst du dir etwa noch immer Sorgen, dass du mir wehgetan hast?«
»Nein, nein. Aber du warst sehr still. So still, dass ich Angst hatte, etwas würde dich beunruhigen.«
»Nein, ich habe nur ein wenig nachgedacht. Mir war nicht völlig klar gewesen, wie endgültig mein Entschluss sein würde. Nicht, dass ich so töricht bin zu glauben, ich könnte mein Jungfernhäutchen weggeben und am nächsten Tag würde mir ein neues wachsen. Nein, so einfältig bin ich wirklich nicht. Es ist nur so, dass ich ab jetzt nicht mehr Nein sagen kann, oder?«
»Das kannst du, wann immer du willst. Du musst doch jetzt nicht mit jedem ins Bett steigen!« Schon allein bei dem Gedanken formte sich ein Klumpen Wut und Eifersucht in Balfours Brust, aber er bemühte sich nach Kräften, diese Gefühle nicht in seine Stimme zu legen. »Ich war nie der Meinung, dass ein Jungfernhäutchen über die Ehre oder die Unschuld einer Frau entscheidet.«
Ihre Augen wurden groß, nicht nur, weil sie diese Meinung überraschte, die die meisten Menschen nicht teilten, sondern auch, weil sie einen schärferen Ton in seiner Stimme entdeckt hatte. Offenbar hatte ihn etwas verärgert, was sie gesagt hatte. »Du hast ein großzügiges Herz, Balfour, aber ich bin nicht davon ausgegangen, dass ich jetzt den Abwegen meiner Mutter folgen muss. Doch du hast mich zu deiner Geliebten gemacht, und das kann nicht ohne Weiteres rückgängig gemacht werden.«
Das könnte es durchaus, dachte er, verkniff sich aber diese Bemerkung. Wenn sie so dachte, war es nur zu seinem Vorteil. Er wusste, dass er die Möglichkeit, sie in seiner Nähe zu halten, beim Schopfe ergreifen würde, auch wenn sich dabei sein schlechtes Gewissen regte. Maldie war zu klug, um nicht bald zu sehen, dass sie sich irrte, doch ihre kurzzeitige Verwirrung würde ihm Zeit geben, Zeit, um die Gefühle in ihr zu stärken, die sie bei ihm bleiben ließen.
»Bereust du es jetzt?«, fragte er und küsste ihre Schulter, während seine Hände ihren schlanken Rücken streichelten.
»Wahrscheinlich sollte ich, aber ich tue es nicht.« Sie fuhr mit den Fingern über seinen muskulösen Bauch und genoss es, wie er unter ihrer Berührung erzitterte. Es tröstete sie zu sehen, dass nicht nur sie schwach war. »Ich habe mir stets geschworen, die Fehler meiner Mutter nie zu wiederholen. Wenn ich versucht bin, mir so etwas vorzuwerfen, stelle ich jedes Mal fest, dass ich wahrscheinlich doch andere Fehler begehe. Vielleicht mache ich mir nur etwas vor, um meine Schwächen nicht allzu genau betrachten zu müssen. Aber tröstlicher ist es zu glauben, ich hätte keine.«
»Stimmt, aber diese Schwäche habe ich auch.«
Maldie lachte leise, dann lächelte sie ihn an. »Soll das etwa ein Trost sein?«
Balfour erwiderte ihr Lächeln und zuckte mit den Schultern. »Mir fiel nichts Besseres ein, um dich zu beruhigen. Ich habe dir ja schon gesagt, dass ich auch Angst hatte, die Fehler meines
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