Das Schicksal des Highlanders
verfolgen, trat er hinter sie und umarmte sie.
»Ich habe dich gesucht«, murmelte er und beugte sich nach vorne, um ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken.
»Und ich glaube, ich weiß auch schon, warum«, erwiderte sie gedehnt, denn er schmiegte sich so eng an sie, dass sie seine Erregung spüren konnte. »Du bist unersättlich!«
»Das ist deine Schuld. Du weckst die Gier in mir.«
»Mir geht es nicht anders mit dir, aber ich fürchte, wir müssen einstweilen auf dieses Vergnügen verzichten.« Sie deutete auf die verhüllte Gestalt, die die Straße zum Dorf entlanghastete. »Ich glaube, es wird dir auch ein gewisses Vergnügen bereiten, sie zu verfolgen.«
Balfour blickte stirnrunzelnd in die Richtung, in die Maldie deutete. »Sie? Wer ist das denn, und warum sollte ich mich um sie kümmern?«
»Grizel. Ja, ich weiß, du siehst dort nur eine Frau in einem Umhang, aber du kannst mir ruhig glauben. Es ist Grizel, und sie denkt wieder an Verrat.«
Zögernd ließ er Maldie los und beugte sich über die Mauer, um die Frau genauer zu betrachten. »Hast du Visionen?«, fragte er schließlich. »Woher weißt du, dass diese abgerissene Gestalt Grizel ist und was sie im Schilde führt?«
Maldie schnitt eine Grimasse, dann zuckte sie die Achseln. »Keine Ahnung, ich weiß es einfach. Jede Faser in meinem Leib sagt mir, dass es Grizel ist und dass sie davoneilt, um Beaton eine Nachricht zukommen zu lassen. Ich bitte dich, folge ihr! Wenn ich recht habe, hast du den Beweis gegen sie, den du immer haben wolltest, und kannst ihrem verräterischen Treiben ein Ende setzen. Wenn ich mich irre, dann darfst du gerne zu mir zurückkommen und mich eine Närrin schimpfen.«
»Wenn du es mir erlaubst, macht es gar keinen Spaß mehr.« Er grinste, als sie lachte, dann machte er sich auf den Weg zu den schmalen Steinstufen, die von den hohen Mauern Donncoills nach unten führten. »Ich suche James, dann können wir die Frau gemeinsam verfolgen. Ich hoffe nur, dass er nicht wissen will, warum ich darauf bestehe, dieser verhüllten Gestalt nachzuschleichen. Mit Sicherheit werde ich taub von seinem Gelächter, wenn ich ihm erklären muss, dass mir die Fasern deines Leibes befohlen haben, es zu tun.«
Sie kicherte, wurde jedoch gleich wieder ernst, als ihr Blick auf Grizel fiel. Man musste diese Frau unbedingt aufhalten. Niemand konnte sagen, wie viel Grizel schon ausspioniert hatte, bevor Maldie Balfour und James vor ihr gewarnt hatte, und es war auch unklar, wie viel sie Beaton bereits verraten hatte. Und eben jetzt eilte diese Frau vielleicht davon, um Beaton etwas zu berichten, was Balfours Leben gefährden konnte. Schon bei dem Gedanken hätte Maldie Grizel am liebsten selbst verfolgt. Erst als sie James, Balfour und noch zwei Männer durch die Tore schreiten und sich eilig, jedoch möglichst unauffällig auf Grizels Spur setzen sah, wurde sie etwas ruhiger. Sie beschloss, die Gunst der Stunde zu nutzen und sich den dringend nötigen Schlaf zu holen.
* * *
»Sagt mir endlich, warum wir diese schmutzige, erbärmliche Gestalt verfolgen!«, meinte James zu Balfour, als sie sich zusammen mit ihren Begleitern hinter ein paar Bäumen am Straßenrand versteckten.
»Ich glaube, sie ist es, die Beaton geholfen hat«, erwiderte Balfour. Er war stolz darauf, wie leise sie sich durchs Unterholz schlugen, ohne die Person, die sie verfolgten, aus den Augen zu verlieren.
»Ich dachte, Ihr hättet Euch darauf geeinigt, dass die alte, scharfzüngige Grizel die Verräterin ist.«
»Sie ist es.« Balfour schnitt eine Grimasse. Bestimmt würde er jetzt gleich den Grund dafür nennen müssen, warum sie hier durch den Wald krochen Das würde sicher ein schallendes Gelächter geben. »Das ist Grizel.«
»Woher in Gottes Namen wollt Ihr das denn so genau wissen?« James reckte den Hals in der Hoffnung, erkennen zu können, wen sie verfolgten, dann schüttelte er den Kopf. »Habt Ihr gesehen, wie sie sich in diese Lumpen gehüllt hat?«
»Nein. Bevor du mich noch weiter löcherst: Maldie hat gemeint, dass die Frau uns gleich einen Beweis für ihren Verrat liefern würde.«
»Aha, Mistress Kirkcaldy hat Euch also auf Grizels Spur gesetzt. Hat sie Euch nicht auch gesagt, dass Grizel Euch hasst und uns ausspioniert?«
Balfour funkelte James zornig an, denn dessen verächtlicher Tonfall gefiel ihm ganz und gar nicht. »Als mich Maldie dazu brachte, mir Grizel etwas näher anzuschauen, und mir half, den Hass dieser Frau und seinen Grund zu
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