Das Schicksal des Highlanders
Vaters zu wiederholen. Aber auch ich habe das Gefühl, dass es nicht dieselben sind. Wir haben uns beide bemüht, das zu bekämpfen, was zwischen uns lodert. Mein Vater hingegen hat nie gezögert, wenn er erst einmal beschlossen hatte, ein Mädchen haben zu wollen.«
Sie seufzte und gab ihm mit einem stummen Nicken ihr Mitgefühl zu verstehen. »Auch meine Mutter hat nie gezögert, solange es um Leidenschaft und um ein paar Münzen ging. Na ja, offenbar sind wir beide entschlossen, uns etwas vorzulügen; bezeichnen wir also die kurze Zeit unserer Zurückhaltung –«
»Das war nicht kurz!«, fiel er ihr ins Wort. »Du meine Güte, mir kommt es wie Monate vor!«
»Es waren etwas über zwei Wochen, also ein ziemlich begrenzter Zeitraum. Aber wir können uns trösten und unsere Zweifel und Ängste beschwichtigen, wenn wir uns sagen, dass die Eltern, denen wir so wenig nacheifern wollen, bestimmt nicht einmal so lange gewartet hätten. Weißt du, es ist ziemlich traurig, wenn man die Fehler derer, die man eigentlich ehren und achten sollte, so klar erkennt.«
»Es ist schwer, vor solch etwas die Augen zu verschließen, wenn man älter ist und, so Gott will, auch klüger. Mit dieser Weisheit kann man Fehler erkennen und zumindest verzeihen, wenn man sie schon nicht verstehen kann. Die Liebe zu meinem Vater wurde durch das Wissen um seine Schwächen nicht geringer. Er hatte auch viele Stärken und Fähigkeiten.« Balfour grinste. »Na ja, wenn er nicht so geschickt gewesen wäre, hätte ich seine Schwäche für die Frauen nie entdeckt und er vielleicht auch nicht.«
Maldie fand es nett, dass er über die Torheiten seines Vaters lächeln konnte, obwohl er wusste, dass sie ihn irregeleitet hatten. Sie wünschte, sie hätte die Fehler ihrer Mutter ebenso gelassen hinnehmen können. Je älter sie wurde, desto klarer sah sie nämlich, dass ihre Mutter ein paar schlimme Fehler begangen hatte. Doch die Schuldgefühle, die sich in ihr regten, wenn sie über solche Dinge nachdachte, und das Gefühl mangelnder Loyalität, das ihr in solchen Momenten des Zweifels schwer zu schaffen machte, wurden immer schwächer. Das stimmte sie traurig.
Sie beschloss, nicht weiter über ihre Mutter nachzudenken; solche Gedanken führten immer zu Kummer und Verwirrung und warfen Fragen auf, die sie nicht beantworten konnte. Lächelnd wandte sie sich wieder Balfour zu. Zwar schmerzte ihr Körper ein wenig nach ihrer Einführung in die Leidenschaft, doch es fiel ihr nicht schwer, dieses Ungemach zu übergehen. Die Lust, die sie mit Balfour teilte, verbannte alle qualvollen Gedanken aus ihrem Kopf und bis auf die Liebe zu ihm alle Gefühle aus ihrem Herzen. Kurze Zeit hatte sie sogar das kalte, bittere Bedürfnis nach Rache vertrieben, das in den letzten Monaten jeden ihrer Schritte gelenkt hatte. Zuversichtlich, dass es nicht lange dauern würde, ihn dazu zu bringen, ihr eine weitere Kostprobe dieser alles überlagernden Wonne zu liefern, die sie sich offenbar gegenseitig schenken konnten, ließ sie die Hand seinen Rücken hinabwandern und streichelte sein Hinterteil. Sie musste breit grinsen, als er erbebte und sich instinktiv an sie presste.
»Vielleicht sollte man deinem Vater nicht alle seiner Fähigkeiten zum Vorwurf machen«, murmelte sie und drückte
einen sanften Kuss auf die Grube an seiner Kehle. »Es ist klar, dass er seinem Sohn einiges vererbt hat.«
»Wohl wahr.« Balfour schloss die Augen und genoss es, wie ihre kleine, weiche Hand sich über seine Haut bewegte. »Viele Frauen haben Nigels Geschick als Liebhaber gelobt.«
Einen Moment lang regte sich tiefes Mitleid in ihr; wahrscheinlich hatten ihn viele törichte Frauen, die sich von Nigels Schönheit hatten blenden lassen, schwer gekränkt. Doch leider musste sie sich eingestehen, dass es Wunden gab, die sie nicht heilen konnte, so geschickt sie als Heilerin auch war. Nur Balfour selbst konnte sich von diesen alten Verletzungen befreien und seinen eigenen Wert erkennen. Sie konnte ihn bloß mit Worten und Taten wissen lassen, dass sie ausschließlich an ihm interessiert war und schon eine Berührung von ihm die heißeste Leidenschaft in ihr entfachte. Sie beschloss, seine Selbstzweifel und seinen Neid weder zu bedauern noch sonst irgendwie zur Kenntnis zu nehmen. Womöglich hätte sie diese Gefühle dadurch nur länger am Leben erhalten.
»Nun, ich glaube nicht, dass ich dieses Urteil nachprüfen werde. Ich habe hier alles, was ich brauche und haben will, und kann mir nicht
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