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Das Schicksal des Highlanders

Das Schicksal des Highlanders

Titel: Das Schicksal des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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verriegelt wurde. Der Wächter war offenbar sehr bemüht, nichts weiter über ihr Problem zu erfahren.
    »Was fehlt Euch, Mistress?«, fragte Jennie. Sie trat ans Bett und legte tröstend eine Hand auf Maldies Arm.
    Maldie verfluchte Balfour, als sie in die sanften blauen Augen der jungen, braunhaarigen Magd blickte. Es war seine Schuld, dass sie der armen Jennie wehtun musste. Natürlich würde sie sie nicht ernsthaft verletzen, aber sie hasste schon den Gedanken, sie zu schlagen. Das hatte Jennie wahrlich nicht verdient, und ebenso wenig den Ärger, den sie sich wahrscheinlich einhandeln würde, weil sie eine Gefangene hatte entkommen lassen.
    »Mir fehlt die Freiheit«, murmelte sie leise, schwang die Faust und schlug sie der armen Jennie seitlich ans Kinn
    Sie war überrascht, dass Jennie schon beim ersten Schlag zu Boden ging; eigentlich hatte sie mit einem längeren Kampf gerechnet. Besorgt untersuchte sie die junge Magd, stellte aber zu ihrer großen Erleichterung fest, dass ihr wohl nichts weiter fehlte. Obwohl sie wenig Übung darin besaß, Leute niederzuschlagen, hatte sie Jennie offenbar genau an der richtigen Stelle und mit der nötigen Kraft erwischt. Einen Moment lang war sie stolz auf sich, doch dann regte sich wieder die Wut. Eigentlich hätte Balfour diesen Schlag verdient, nicht die arme, schüchterne kleine Jennie.
    Sie hievte das Mädchen aufs Bett und hoffte, dass ihr Schlag keinen allzu großen Bluterguss hinterlassen würde. Um Jennies Haare zu verbergen, die viel heller waren als ihre, zog sie die Decke so hoch wie möglich. Der Wächter würde wohl nicht hereinkommen aus Angst, in Frauenprobleme verwickelt zu werden, dachte Maldie mit einem verächtlichen Schnauben, aber die falsche Haarfarbe könnte er auch von der Türschwelle aus sehen.
    Leise fluchend mühte sie sich, ihr Haar vollständig unter dem Leinenschal zu verbergen, den sie Jennie abgenommen hatte. Es war zwar etwas zu warm für einen Umhang, aber trotzdem warf sie sich ihn über und zog die Kapuze tief in die Stirn, um Haar und Gesicht noch besser zu verstecken. Wenn Grizel es immer wieder geschafft hatte, unbemerkt aus Donncoill zur anderen Seite des Dorfes zu schleichen, dann sollte auch ihr das gelingen. Maldie trat an die Tür und vergewisserte sich mit einem letzten Blick auf Jennie, dass nichts Auffälliges an ihr war. Dann klopfte sie leise.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie mit gesenktem Kopf vor dem Wächter stand. »Ich muss ins Dorf, ein paar Lumpen holen, und …«, meinte sie mit verstellter Stimme. Sie verstummte, als der Mann sie nach draußen zog und beiseiteschob, um die Tür wieder zu verriegeln.
    »Geh schon, Mädchen«, murmelte er. »Ich will das alles gar nicht so genau wissen.«
    Maldie konnte kaum glauben, wie leicht es gegangen war. Sie versuchte, nicht allzu sorglos zu werden, denn der Weg zum Tor war lang. Wenn sie jemand ansprach oder Jennie zu rasch gefunden wurde, würde sie es nicht schaffen. Bei jedem Schritt schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel, dass ihr weder Balfour, James noch sonst jemand, der Jennie gut kannte, über den Weg lief.
    Als das Tor immer näher rückte, musste Maldie sich zwingen, nicht zu rennen. Das hätte gewiss Aufmerksamkeit erregt. Aus den Augenwinkeln sah sie Balfour und James, die in ein Gespräch vertieft bei den Ställen standen. Maldie riskierte es, ihre Schritte zu beschleunigen. Doch erst als sie das Tor von Donncoill passiert und die hohen Mauern hinter sich gelassen hatte, gestattete sie sich eine kleine Verschnaufpause. Sie atmete tief durch. Ihr Körper war schweißnass, und das lag nicht nur an dem dunklen, schweren Umhang und der warmen Sonne. Dennoch wagte sie nicht, den Umhang abzunehmen. Sie begann, schneller zu laufen. Solange sie nicht das andere Ende des Dorfes erreicht hatte, musste sie immer noch befürchten, erkannt zu werden.
    Doch sobald sie an dem dichten Wald angekommen war, der an die Felder des Dorfes grenzte, streifte sie den Umhang ab. Sie tauchte den Leinenschal in das kalte Wasser des Bächleins, das sich am Waldrand entlangschlängelte, und wusch sich den Schweiß vom Gesicht. Es war bereits später Nachmittag, wahrscheinlich würde sie es vor Einbruch der Dunkelheit nicht nach Dubhlinn schaffen und musste im Wald übernachten. Doch das machte ihr nicht so viel Angst wie die Möglichkeit, dass Balfour sie verfolgte. Wahrscheinlich würde sie in dieser Nacht nicht viel Schlaf finden. Entweder würde sie auf Geräusche lauschen, die

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