Das Schicksal des Highlanders
wurde, und sogar, wie sie ihn möglichst ohne Zeugen aus der Burg herausschaffen konnte. Sie glaubte, dass sie inzwischen jede mögliche Komplikation erwogen und alle Vorkehrungen getroffen hatte: angefangen damit, wie sie an den Wachen vorbeischleichen konnte, bis hin zur Möglichkeit, dass sie und Eric vielleicht um ihr Leben würden rennen müssen. Nur wie sie aus Donncoill fliehen sollte, wusste sie bislang noch nicht.
Es gab mehrere Möglichkeiten, aber jede erforderte eine passende Gelegenheit, und bislang war noch keine eingetreten. Niemand hatte ihre Heilkünste in Anspruch genommen und ihr damit erlaubt, den kleinen Bereich zu verlassen, in den sie verbannt worden war. Der Wächter ließ sie nicht aus den Augen und achtete stets darauf, dass die Tür zu ihrer Kammer verriegelt war. Niemand kam, um sie zu besuchen.
Plötzlich fiel ihr etwas ein. Warum hatte sie nur so lange gebraucht, um darauf zu kommen? Eigentlich war die Sache doch ganz einfach: Sie brauchte nur einen Vorwand, um eine der Mägde in ihre Kammer zu lotsen. Wenn sie behauptete, sie habe ein Frauenproblem, würde keiner der Männer mehr wissen wollen. Das einzig Schwierige an diesem Plan war, dass sie der Magd wehtun musste – nicht schlimm, aber immerhin so sehr, dass die Frau so lange das Bewusstein verlieren würde, bis sie selbst ihren Weg hinaus in die Freiheit gefunden hätte.
Es klopfte leise an ihrer Tür, und einen Moment lang dachte Maldie, vielleicht sei ihr das Glück hold und sie bräuchte sich nicht einmal einen Vorwand auszudenken, um eine Magd in ihre Kammer zu locken. Doch dann trat Balfour ein. Maldie stieß einen leisen Fluch aus. Bestimmt würde dieser Besuch wieder all die Gefühle wecken, die sie mit viel Mühe begraben hatte. Schon jetzt spürte sie, wie ihr Verletztheit und Wut die Brust zuschnürten.
»Wenn du nicht gekommen bist, um mich um Verzeihung zu bitten, kannst du genauso gut gleich wieder gehen!«, meinte sie verbittert und richtete sich so kerzengerade auf, dass es ihr einen Stich in den Rücken versetzte.
Balfour seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Er war nicht ganz sicher, warum er überhaupt hier war, aber er wollte Maldie unbedingt noch eine Chance geben, sich zu verteidigen und ihm etwas zu sagen, damit er sie guten Gewissens laufen lassen konnte. Nachdem sie jetzt bereits mehrere Tage in ihre kleine Kammer gesperrt war und ihre einzige Abwechslung in dem kurzen Gang zu Nigels Kammer bestand, war sie vielleicht etwas geneigter, ihm Rede und Antwort zu stehen. Doch ihre Begrüßung und ihre verkniffene Miene zeigten ihm, dass er sich diese Hoffnung hätte sparen können.
Sie fehlte ihm – nicht nur im Bett, auch wenn er sie dort so sehr vermisste, dass er fast nicht schlafen konnte. Doch er vermisste es auch, mit ihr zu reden. In gewisser Weise konnte er ihre Haltung sogar nachvollziehen, aber trotzdem ärgerte er sich darüber, weil sie deshalb getrennt blieben. Allmählich hatte er das Gefühl, dass es für sie gar nicht so schlimm war wie für ihn, und dieser Gedanke tat weh.
»Ich wollte dir noch einmal Gelegenheit geben, die Wahrheit zu sagen«, meinte er.
»Die habe ich dir schon gesagt.« Diese Lüge ging Maldie leicht über die Lippen, wohl deshalb, weil sie so wütend auf ihn war.
»Mag sein, aber du warst sehr sparsam damit. Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass du für mich eigentlich noch immer eine Fremde bist, obwohl wir miteinander geschlafen haben. Ich weiß über dich kaum etwas von all dem, was sich zwei Menschen normalerweise erzählen, wenn sie miteinander im Bett liegen.«
»Ich kenne niemanden, der sich über solche Dinge so den Kopf zerbricht wie ihr Murrays. Ich bin, was du siehst. Was ist denn sonst noch wichtig?«
»Wenn einem vorgeworfen wird, dem Feind zu helfen oder beim Mord von einem rechtschaffenen Mann eine Rolle gespielt zu haben, ist sehr viel mehr wichtig als nur das, was ich sehen kann. Siehst du denn nicht, in welcher Gefahr du schwebst, Mädchen?«
»Willst du mich an den Galgen bringen?«
Es freute sie, als er erbleichte, denn das bedeutete, dass er noch immer etwas für sie empfand. Seine Vorwürfe und seine Abwesenheit hatten sie allmählich daran zweifeln lassen, ob er sich überhaupt noch für sie interessierte. Es war zwar töricht, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, da sie Donncoill und sehr wahrscheinlich auch ihn ohnehin bald verlassen musste, doch dieser wenn auch kleine Hinweis darauf, dass ihm noch
Weitere Kostenlose Bücher