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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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nicht ganz rechtfertigte. Mom und ich saßen auf einer Bank vor einem Stand mit Ziegenseife, wo ein Mann in Latzhose jedem Einzelnen, der vorbeikam, erklären musste, ja, es waren seine Ziegen, und nein, die Ziegenseife roch nicht nach Ziege.
    Mein Telefon klingelte. »Wer ist es?«, fragte Mom, bevor ich überhaupt nachsehen konnte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. Doch es war Gus.
    »Bist du gerade zu Hause?«, fragte er.
    »Hm, nein«, sagte ich.
    »Das war eine Fangfrage. Ich wusste es schon, weil ich nämlich gerade bei dir zu Hause bin.«
    »Oh. Hm. Also, ich schätze, wir sind schon auf dem Rückweg?«
    »Super. Bis gleich.«
     
    Als wir ankamen, saß Augustus Waters auf den Stufen vor der Haustür. Er hielt einen Strauß leuchtend orangener Tulpen in der Hand, die sich gerade öffneten, und trug ein Sweatshirt der Indiana Pacers, eine Kleiderwahl, die mir höchst untypisch vorkam, aber es stand ihm ziemlich gut. Er stemmte sich hoch, überreichte mir die Tulpen und fragte: »Wollen wir picknicken gehen?« Ich nickte und nahm die Tulpen entgegen.
    Mein Vater kam hinter mir her und schüttelte Gus die Hand.
    »Ist das ein Sweatshirt von Rik Smits?«, fragte Dad.
    »Ja, das stimmt.«
    »Mann, was für ein Kerl«, sagte Dad, und sofort waren die beiden in ein Gespräch über Basketball vertieft, dem ich nicht folgen konnte (oder wollte), und so nahm ich meine Tulpen und ging ins Haus.
    »Soll ich sie für dich in eine Vase stellen?«, fragte Mom mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
    »Nein, geht schon«, sagte ich. Hätten wir sie in eine Vase im Wohnzimmer gestellt, wären es unsere Blumen gewesen. Aber ich wollte sie ganz für mich allein.
    Ich ging in mein Zimmer. Ich zog mich nicht um, sondern bürstete mir nur das Haar, putzte mir die Zähne, legte ein wenig Lipgloss auf und einen winzigen Hauch von Parfum. Ich musste immer wieder meine Blumen ansehen. Sie waren beinahe schreiend orange, fast zu orange, um hübsch zu sein. Weil ich keine Vase oder so was hatte, nahm ich meine Zahnbürste aus dem Zahnputzbecher, füllte ihn halb mit Wasser und ließ die Blumen im Bad.
    Als ich aus dem Bad kam, hörte ich die anderen im Wohnzimmer reden, und so setzte ich mich eine Weile auf die Bettkante und lauschte durch meine hohle Zimmertür.
     
    Dad: Sie haben Hazel also in der Selbsthilfegruppe kennengelernt.
    Augustus: Ja, Sir. Sie haben ein hübsches Haus. Mir gefallen auch die Bilder.
    Mom: Danke, Augustus.
    Dad: Sie haben also selbst Krebs gehabt?
    Augustus: Ja, das stimmt. Ich habe mir das Ding hier nicht zum Vergnügen abnehmen lassen, auch wenn es eine unschlagbare Art ist, ein paar Kilo abzunehmen. Beine sind schwer!
    Dad: Und wie geht es Ihnen heute?
    Augustus: Seit sechzehn keine Anzeichen von Krebs.
    Mom: Das ist wunderbar! Die Therapiemethoden von heute – wirklich bemerkenswert.
    Augustus: Ich weiß. Ich habe Glück gehabt.
    Dad: Sie müssen verstehen, dass Hazel immer noch krank ist, Augustus, und sie wird es für den Rest ihres Lebens bleiben. Wahrscheinlich wird sie versuchen, mit Ihnen mitzuhalten, aber ihre Lunge …
     
    Worauf ich aus dem Zimmer kam und ihm das Wort abschnitt.
    »Und, wo geht es hin?«, fragte Mom. Augustus stand auf, beugte sich zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr, dann hielt er sich den Finger an die Lippen. »Schsch«, sagte er. »Es ist ein Geheimnis.«
    Mom lächelte. »Hast du dein Telefon dabei?«, fragte sie mich. Artig hielt ich es hoch, kippte den Sauerstoffwagen auf die Vorderräder und ging zur Tür. Augustus kam zu mir und bot mir seinen Arm an, den ich lächelnd nahm. Ich legte die Finger um seinen Bizeps.
    Leider bestand er darauf zu fahren, damit die Überraschung eine Überraschung blieb. Als wir auf unser Ziel zuruckelten, sagte ich: »Du hast meiner Mutter ganz schön Honig um den Bart geschmiert.«
    »Ja, und dein Vater ist ein Fan von Smits, das war ein Punkt für mich. Meinst du, sie mögen mich?«
    »Na klar. Warum fragst du? Es sind doch bloß Eltern.«
    »Es sind deine Eltern«, erklärte er und sah mich an. »Außerdem will ich gemocht werden. Ist das so verrückt?«
    »Na ja, aber mir musst du nicht ständig die Tür aufhalten oder mich mit Komplimenten überschütten, damit ich dich mag.« Er trat auf die Bremse, und ich flog mit solchem Schwung nach vorn, dass sich mein Brustkorb eng und komisch anfühlte. Ich dachte an den PET-Scan. Keine Sorge. Sorgen bringen nichts. Ich machte mir trotzdem Sorgen.
    Nach dem Stoppschild rasten wir mit

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