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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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nickte, bis mir einfiel, dass er mich nicht nicken sehen konnte. »Ja«, sagte ich.
    »Du wirst schon sehen ? Hat sie das wirklich gesagt?«
    »Eigenschaften einer guten Krankenschwester – du fängst an«, sagte ich.
    »Erstens: Macht keine Wortspiele aus deinen Gebrechen«, sagte Isaac.
    »Zweitens: Trifft die Vene beim ersten Versuch«, sagte ich.
    »Stimmt, das ist ein Riesenplus. Ich meine, ist das mein Arm oder eine Dartscheibe? Drittens: Keine Mahnung in der Stimme.«
    »Viertens: Behandelt einen nicht wie ein Baby. Wie geht’s uns heute, Schatzilein?«, sagte ich. »Ich pikse dich mit einer kleinen Nadel. Das macht vielleicht ein bisschen Aua.«
    »Ist unser kleiner Wumpfibumpf krankilein?«, antwortete er. Und dann nach einem Augenblick: »Aber eigentlich sind die meisten echt nett. Ich will nur so schnell wie möglich raus hier.«
    »Raus hier, aus dem Krankenhaus?«
    »Das auch«, sagte er. Er presste die Lippen zusammen. Ich konnte ihm den Schmerz ansehen. »Ehrlich gesagt denke ich viel mehr an Monica als an meine Augen. Ist das nicht verrückt? Total verrückt.«
    »Ein bisschen verrückt«, gab ich zu.
    »Ich glaube an die wahre Liebe, verstehst du? Ich glaube nicht, dass jeder das Recht hat, seine Augen zu behalten oder gesund zu bleiben oder so was, aber jeder sollte die wahre Liebe erleben, und die sollte mindestens so lange dauern wie dein Leben.«
    »Ja«, sagte ich.
    »Ich wünschte einfach, das Ganze wäre nie passiert. Die Krebsgeschichte.« Er redete langsamer. Die Medikamente begannen zu wirken.
    »Es tut mir so leid«, sagte ich.
    »Gus war vorhin da. Er war auch da, als ich aus der Narkose aufwachte. Hat die Schule geschwänzt. Er …« Er neigte den Kopf leicht zur Seite. »Jetzt ist es besser«, sagte er leise.
    »Die Schmerzen?«, fragte ich. Er nickte kaum merklich.
    »Gut«, sagte ich. Und dann, aus ganz und gar unlauteren Motiven: »Hast du was von Gus gesagt?« Aber Isaac war schon weg.
    Ich ging runter in den winzigen fensterlosen Geschenkladen und fragte die klapprige ehrenamtliche Verkäuferin, welche Blumen am besten dufteten.
    »Die riechen alle gleich«, sagte sie. »Sie werden mit Super-Scent eingesprüht.«
    »Wirklich?«
    »Ja, das Zeug sprühen sie einfach drauf.«
    Ich öffnete die Vitrine auf der linken Seite und roch an einem Dutzend Rosen, dann beugte ich mich über die Nelken. Der gleiche Duft, und eine Menge davon. Die Nelken waren billiger, also nahm ich ein Dutzend gelbe. Sie kosteten vierzehn Dollar. Ich ging zurück in Isaacs Zimmer; seine Mutter war da und hielt seine Hand. Sie war jung und bildhübsch.
    »Bist du eine Freundin?«, fragte sie, eine dieser ungewollt weitreichenden und schwer zu beantwortenden Fragen.
    »Hm, ja«, sagte ich. »Ich bin in der Selbsthilfegruppe. Die hier sind für ihn.«
    Sie nahm die Blumen und hielt sie auf ihrem Schoß. »Kennst du Monica?«, fragte sie.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Also, er schläft jetzt«, sagte sie dann.
    »Ja. Ich habe vorhin ein bisschen mit ihm geredet, als sie den Verband gewechselt haben.«
    »Es hat mir so leidgetan, dass ich nicht dabei sein konnte, aber ich musste die Zwillinge von der Schule abholen«, erklärte sie.
    »Er war tapfer«, sagte ich. Sie nickte. »Ich sollte ihn schlafen lassen.« Sie nickte wieder. Ich ging.
    Am nächsten Morgen wachte ich früh auf und checkte als Erstes meine E-Mails.
    [email protected] hatte endlich geantwortet.
     
Liebe Ms. Lancaster,
 
ich fürchte, Ihr Glaube an mich war fehlinvestiert – aber so ist es mit dem Glauben oft. Ich kann Ihre Fragen nicht beantworten, zumindest nicht schriftlich, denn jede schriftliche Niederlegung solcher Antworten käme einer Fortsetzung von Ein herrschaftliches Leiden gleich, die Sie veröffentlichen könnten oder in das Netzwerk stellen, das das Gehirn Ihrer Generation ersetzt hat. Es gibt zwar das Telefon, doch wer weiß, vielleicht haben Sie vor, das Gespräch aufzunehmen. Nicht, dass ich Ihnen nicht vertraue, aber ich vertraue Ihnen eben nicht. Daher, liebe Hazel, könnte ich Ihre Fragen einzig von Angesicht zu Angesicht beantworten, doch Sie sind dort, während ich hier weile.
Dies gesagt, muss ich gestehen, dass mich der unerwartete Erhalt Ihrer Korrespondenz via Ms. Vliegenthart sehr erfreut hat: Wie wunderbar das Bewusstsein, etwas erschaffen zu haben, was Ihnen nützlich ist – selbst wenn mir das Buch inzwischen so ferngerückt ist, dass ich das Gefühl habe, ein anderer Mann hätte es geschrieben. (Der

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