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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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Venenkatheter bereits gelegt. Sie bearbeiteten den Krebs mit einem neuen Cocktail: zwei Chemokeulen und ein Proteinrezeptor, der das Onkogen in Gus’ Krebs ausschalten sollte, so die Hoffnung. Er hatte Glück, dass er an der Versuchsreihe teilnehmen konnte, sagten seine Eltern. Glück. Eins der Medikamente kannte ich. Allein vom Klang seines Namens musste ich kotzen.
    Nach einer Weile wurde Isaac von seiner Mutter vorbeigebracht.
    »Isaac, hallo, ich bin’s, Selbsthilfe-Hazel, nicht deine doofe Exfreundin.« Seine Mutter führte ihn zu mir, und ich stemmte mich aus dem Stuhl und umarmte ihn, und sein Körper brauchte einen Moment, um mich zu finden, bevor er mich fest zurückumarmte.
    »Wie war’s in Amsterdam?«, fragte er.
    »Super«, sagte ich.
    »Waters«, rief er. »Wo bist du, Bruder?«
    »Er schläft«, sagte ich, und meine Stimme stockte. Isaac schüttelte den Kopf, während wir alle schwiegen.
    »Scheiße«, sagte Isaac nach einem Moment. Seine Mutter führte ihn zu dem Stuhl, den sie ihm hingestellt hatte. Er setzte sich.
    »Bei Modern Warfare mache ich dich blinden Arsch immer noch fertig«, sagte Augustus, ohne sich umzudrehen. Die Medizin hatte seine Zunge schwer gemacht, aber nur so schwer wie die normaler Menschen.
    »Ich bin mir fast sicher, dass alle Ärsche blind sind«, antwortete Isaac und suchte mit der Hand nach seiner Mutter. Sie half ihm und führte ihn rüber zur Couch, wo Gus und Isaac sich ungelenk umarmten. »Wie fühlst du dich?«, fragte Isaac.
    »Ich sitze in einer Achterbahn, auf der es immer nur aufwärtsgeht, Mann«, antwortete Gus. Isaac lachte. »Was machen deine Augen?«
    »Denen geht’s ausgezeichnet«, sagte Isaac. »Ich meine, bis auf die Tatsache, dass sie nicht mehr in meinem Kopf sind.«
    »Krass, Mann«, sagte Gus. »Ich will keinen draufsetzen oder so was, aber mein Körper besteht praktisch nur noch aus Krebs.«
    »Hab davon gehört«, sagte Isaac und versuchte die Fassung zu bewahren. Er suchte Gus’ Hand, doch er fand nur den Schenkel.
    »Ich bin schon vergeben«, sagte Gus.
     
    Isaacs Mutter holte zwei Stühle aus der Küche, und Isaac und ich setzten uns zu Gus. Ich nahm seine Hand und streichelte kleine Kreise um die Stelle zwischen seinem Daumen und Zeigefinger.
    Die Erwachsenen gingen in den Keller, um sich gegenseitig zu bemitleiden oder so was, und ließen uns drei im Wohnzimmer allein. Nach einer Weile drehte Augustus den Kopf, das Aufwachen schleppend. »Wie geht’s Monica?«, fragte er.
    »Hab nicht einmal von ihr gehört«, sagte Isaac. »Keine E-Mail, keine Postkarte. Ich hab jetzt so ein Gerät, das mir die E-Mails vorliest. Echt cool. Ich kann sogar Frauenstimme oder Männerstimme einstellen, und was für einen Akzent sie hat.«
    »Das heißt, ich könnte dir Pornogeschichten schicken und du lässt sie dir von einem alten Mann mit deutschem Akzent vorlesen?«
    » Genau «, sagte Isaac, »nur dass meine Mutter mir im Moment noch helfen muss, also warte mit dem deutschen Porno lieber noch zwei Wochen.«
    »Sie hat nicht mal eine SMS geschickt und sich nach dir erkundigt?«, fragte ich. Die bodenlose Ungerechtigkeit schockierte mich.
    »Totale Funkstille«, sagte Isaac.
    »Abartig«, sagte ich.
    »Ich habe aufgehört, darüber nachzudenken. Ich habe keine Zeit für eine Freundin. Ich bin Vollzeit damit beschäftigt zu lernen, wie man blind ist.«
    Gus drehte den Kopf wieder weg und starrte aus dem Fenster auf die Terrasse und den Garten. Dann gingen seine Augen zu.
    Isaac fragte mich, wie es mir ging, und ich sagte gut, und er erzählte mir von einem neuen Mädchen in der Selbsthilfegruppe mit einer echt sexy Stimme, und er wollte, dass ich beim nächsten Mal mitkam und ihm sagte, ob sie auch wirklich sexy war. Dann sagte Augustus aus heiterem Himmel: »Man kann sich nicht einfach nicht bei seinem Exfreund melden, wenn er die Augen rausgeschnitten bekommt.«
    »War ja nur eins …«, fing Isaac an.
    »Hazel Grace, hast du vier Dollar?«, fragte Gus.
    »Äh«, sagte ich. »Ja?«
    »Super. Du findest mein Bein unter dem Sofa«, sagte er. Gus stemmte sich hoch und rutschte zur Sofakante. Ich reichte ihm die Prothese; in Zeitlupe schnallte er sie fest.
    Ich half ihm auf, und dann bot ich Isaac meinen Arm und führte ihn durch den Parcours der Möbel, die mir plötzlich ziemlich sperrig vorkamen, und mir fiel auf, dass ich zum ersten Mal seit Jahren die gesündeste Person im Raum war.
    Ich saß am Steuer. Augustus saß auf dem Beifahrersitz. Isaac war

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