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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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dieser Risotto …«
    Meine Mutter: »Einfach köstlich.«
    Gus’ Mutter: »O danke. Ich gebe euch gern das Rezept.«
    Gus, nach einem Bissen: »Allerdings ist die Kopfnote eindeutig Nicht-Oranjee.«
    Ich: »Gut beobachtet. Es ist köstlich, aber es ist nicht Oranjee-ig.«
    Meine Mutter: »Hazel.«
    Gus: »Denn es schmeckt wie …«
    Ich: »Essen.«
    Gus: »Ja, genau. Es schmeckt wie Essen, wie hervorragend zubereitetes Essen. Aber es schmeckt nicht – wie soll ich es vorsichtig ausdrücken …«
    Ich: »Es schmeckt nicht, als hätte Gott selbst den Himmel zu einer Reihe von fünf Gerichten gekocht, serviert mit mehreren leuchtenden Kugeln aus fermentiertem sprudelndem Plasma, während um den Tisch am Kanalufer echte und buchstäbliche Blütenblätter stieben.«
    Gus: »Schön gesagt.«
    Gus’ Vater: »Unsere Kinder sind seltsam.«
    Mein Vater: »Schön gesagt.«
     
    Eine Woche nach der gefüllten Paprika musste Gus mit Schmerzen in der Brust in die Notaufnahme, und sie behielten ihn über Nacht da, so dass ich am nächsten Morgen ins Memorial Hospital fuhr und ihn im dritten Stock besuchte. Ich war noch nie im Memorial Hospital gewesen; es war ganz anders als das Kinderkrankenhaus mit seinen aufdringlich grellbunten Wänden und den gerahmten Bildern von Auto fahrenden Hunden, aber die totale Sterilität vor Ort ließ mich den fröhlichen Kinderquatsch vermissen. Das Memorial Hospital war so funktional. Es war eine Aufbewahrungsstätte. Ein Prematorium.
    Als die Fahrstuhltür im dritten Stock aufging, sah ich Gus’ Mutter, die im Warteraum auf und ab tigerte und dabei telefonierte. Doch sie legte schnell auf, dann umarmte sie mich und bot mir an, den Sauerstoffwagen zu nehmen.
    »Es geht schon«, sagte ich. »Wie geht es Gus?«
    »Er hatte eine schwere Nacht, Hazel«, antwortete sie. »Sein Herz arbeitet zu schwer. Er darf sich nicht mehr überanstrengen. Ab jetzt Rollstuhl. Sie geben ihm ein neues Medikament, das besser gegen die Schmerzen sein soll. Seine Schwestern sind gerade angekommen.«
    »Okay«, sagte ich. »Kann ich ihn sehen?«
    Sie legte den Arm um mich und drückte meine Schulter. Es fühlte sich merkwürdig an. »Du weißt, wie gern wir dich haben, Hazel, aber im Moment ist es wichtig, dass wir mit der Familie für uns sind. Es ist auch Gus’ Wunsch. Verstehst du das?«
    »Ich verstehe«, sagte ich.
    »Ich sage ihm, dass du da warst.«
    »Ja«, sagte ich. »Ich glaube, ich setze mich eine Weile hierher und lese.«
     
    Sie ging den Flur hinunter, zu ihm. Ich verstand es wirklich, aber ich vermisste ihn trotzdem, und außerdem dachte ich, dass ich vielleicht die letzte Chance verpasste, ihn zu sehen, mich von ihm zu verabschieden und so. Das Wartezimmer war voll mit braunem Teppich und braunen, zu dick gepolsterten Stoffsesseln und -sofas. Ich saß eine Weile auf einem Zweiersofa, der Sauerstoffwagen zwischen den Füßen. Ich hatte mir die Converse und das Ceci-n’est-pas-une-pipe- T-Shirt angezogen, das gleiche, was ich vor zwei Wochen am Spätnachmittag des Mengendiagramms getragen hatte, und jetzt konnte er mich nicht mal so sehen. Ich begann mir die Fotos auf meinem Handy anzusehen, ein rückwärtslaufendes Daumenkino der letzten Monate, das mit ihm und Isaac vor Monicas Wagen begann und mit dem ersten Foto, das ich von ihm gemacht hatte, endete, auf der Fahrt zu den Funky Bones . Es schien ewig her zu sein. Als hätten wir eine kurze und gleichzeitig unendliche Ewigkeit gehabt, und ich erinnerte mich, wie mir der trostlos besoffene Peter Van Houten erklärte, dass manche Ewigkeiten größer als andere Ewigkeiten waren.
     
    Zwei Wochen später schob ich Gus im Rollstuhl durch den Skulpturenpark zu den Funky Bones, mit einer Flasche sehr teurem Champagner und meiner Sauerstoffflasche auf seinem Schoß. Den Champagner hatte einer von Gus’ Ärzten spendiert – Gus war immer noch der Typ, der Ärzte dazu inspirierte, ihre besten Champagnerflaschen an Kinder zu verschenken. Wir machten es uns gemütlich, Gus in seinem Rollstuhl und ich im feuchten Gras, so nah, wie wir mit dem Rollstuhl an die Funky Bones herankamen.
    Ich zeigte auf die Kinder, die sich gegenseitig anstachelten, vom Brustkorb zur Schulter zu springen, und Gus sagte laut genug, dass ich ihn über das Geschrei hören konnte: »Letztes Mal habe ich mich mit den Kindern identifiziert. Diesmal identifiziere ich mich mit dem Skelett.«
    Wir tranken aus Winnie-Puuh-Pappbechern.

KAPITEL SECHZEHN
     
    Ein typischer Tag mit Gus im

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