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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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genauso zu mir wie mein Gehirn und mein Herz. Es ist ein Bürgerkrieg, Hazel Grace, ein abgekarteter Bürgerkrieg, bei dem der Sieger feststeht.«
    »Gus«, sagte ich. Sonst konnte ich nichts sagen. Er war zu schlau für jede Art von Trost, die ich geben konnte.
    »Es ist okay«, sagte er. Aber das war es nicht. Dann sagte er nach einem Moment: »Wenn du ins Rijksmuseum gehst, wo ich wirklich gerne hinwollte – aber wem wollen wir was vormachen, keiner von uns schafft es, durch ein Museum zu gehen. Aber ich habe mir die Sammlung im Internet angesehen, bevor wir losgefahren sind. Also, falls du mal hinkommst, was hoffentlich eines Tages passiert, dann siehst du jede Menge Gemälde von toten Leuten. Du siehst Jesus am Kreuz, du siehst einen Kerl, der von hinten erstochen wird, du siehst Leute, die auf hoher See sterben, im Krieg fallen oder als riesige Märtyrer ins Gras beißen, und davon gibt es eine ganze Parade. Aber du siehst. Kein. Einziges. Kind. Mit Krebs. Niemanden, der an der Pest oder den Pocken oder am Gelbfieber oder so was abkratzt, weil Krankheit einfach nicht glorreich ist. Keine Bedeutung hat. An etwas zu sterben ist kein ehrenhafter Tod.«
    Abraham Maslow, darf ich Ihnen Augustus Waters vorstellen, dessen existenzielle Neugier die Ambitionen seiner wohlgenährten, beliebten, kerngesunden Brüder weit in den Schatten stellt? Während die Masse Mensch ihr Leben unhinterfragt dem stumpfsinnigen Konsum widmete, hinterfragte Augustus Waters die Sammlung des Rijksmuseum sogar aus der Ferne.
    »Was ist?«, fragte Augustus Waters nach einer Weile.
    »Nichts«, sagte ich. »Ich bin nur …« Ich konnte den Satz nicht beenden, wusste nicht, wie. »Ich hab dich nur sehr, sehr lieb.«
    Er lächelte mit einer Mundhälfte, die Nase Zentimeter neben meiner. »Das kann ich zurückgeben. Ich schätze, du kannst die Sache nicht einfach vergessen und so tun, als würde ich nicht bald sterben?«
    »Ich glaube nicht, dass du bald stirbst«, sagte ich. »Ich glaube, du hast nur einen leichten Anflug von Krebs.«
    Er lächelte. Galgenhumor. »Ich sitze in einer Achterbahn, auf der es immer nur aufwärtsgeht«, sagte er.
    »Und es ist mein Privileg und meine Pflicht, mit dir bis ganz nach oben zu fahren«, sagte ich.
    »Wäre es völlig haarsträubend, wenn wir versuchen würden rumzuknutschen?«
    »Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.«
    Und so fielen wir ineinander wie das entzweite Haus, das allein nicht stehen konnte, glorreiche, verdammte Liebende, die wir waren.

KAPITEL VIERZEHN
     
    Auf dem Rückflug, achttausend Meter über den Wolken, die dreitausend Meter über der Erde waren, sagte Gus: »Früher dachte ich, es wäre lustig, auf einer Wolke zu leben.«
    »Ja«, sagte ich, »wie in einer Hüpfburg, nur für immer.«
    »Aber dann hat Mr. Martinez, unser Physiklehrer, die Klasse gefragt, ob sich irgendwer schon mal vorgestellt hat, wie es wäre, in den Wolken zu leben, und es haben sich alle gemeldet. Worauf Mr. Martinez sagte, in den Wolken bläst der Wind mit zweihundertfünfzig Sachen und die Temperatur liegt bei minus dreißig Grad und es gibt keinen Sauerstoff, so dass wir alle innerhalb von Sekunden tot wären.«
    »Netter Kerl.«
    »Seine Spezialität war das Töten von Träumen, Hazel Grace. Du findest Vulkane aufregend? Erzähl das den zehntausend kreischenden Leichen in Pompeji. Du glaubst heimlich immer noch an ein magisches Element zwischen Himmel und Erde? Alles nur seelenlose Moleküle, die wahllos aneinanderstoßen. Du hast Angst, was passiert, wenn deine Eltern sterben? Solltest du auch, denn zu gegebener Zeit fressen sie die Würmer.«
    »Selig sind die Unwissenden«, sagte ich.
    Eine Stewardess kam mit dem Getränkewagen durch den Gang und flüsterte halblaut: »Drinks? Drinks?« Gus lehnte sich über mich und hob die Hand. »Könnten wir bitte Champagner haben?«
    »Sind Sie einundzwanzig?«, fragte sie skeptisch. Ich machte mich umständlich an den Nasenstöpseln zu schaffen. Die Stewardess lächelte, dann warf sie einen Blick auf meine schlafende Mutter. »Und sie hat nichts dagegen?«, fragte sie.
    »Nein«, sagte ich.
    Sie schenkte in zwei Plastikbecher Champagner ein. Krebs-Bonus.
    Gus und ich hoben das Glas. »Auf dich«, sagte er.
    »Auf dich«, antwortete ich, und wir stießen an.
    Wir tranken einen Schluck. Blassere Sterne als die im Oranjee, aber immer noch gut genug zum Trinken.
    »Weißt du«, begann Gus, »alles, was Van Houten gesagt hat, ist wahr.«
    »Kann sein, aber er hätte

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