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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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nicht so ätzend sein müssen. Ich fasse es nicht, dass er für den Hamster Sisyphus eine Zukunft hatte und für Annas Mutter nicht.«
    Augustus zuckte die Schultern. Plötzlich schien er ganz woanders zu sein. »Alles okay?«, fragte ich.
    Er schüttelte mikroskopisch den Kopf. »Tut weh«, murmelte er.
    »Brust?«
    Er nickte. Fäuste geballt. Später würde er den Schmerz so beschreiben, als würde ein dicker Einbeiniger in Stilettos auf seiner Brust stehen. Ich klappte den Tisch vor mir ein und bückte mich, um aus seinem Rucksack die Tabletten zu holen. Er spülte eine mit dem Sekt herunter. »Besser?«, fragte ich.
    Gus saß da, pumpte die Fäuste und wartete, bis die Tablette wirkte, Medizin, die den Schmerz nicht stillen konnte, sondern ihn nur davon (und von mir) distanzieren.
    »Es war fast so, als hätte er was gegen uns persönlich«, sagte Gus leise. »Als wäre er aus irgendeinem Grund sauer auf uns. Van Houten, meine ich.« Er trank mit kleinen Schlucken seinen Sekt aus.
     
    Mein Vater wartete nach der Gepäckausgabe auf uns, zwischen lauter Limousinenfahrern in Anzügen, die Schilder mit dem Namen ihrer Passagiere hochhielten: JOHNSON, BARRINGTON, CARMICHAEL. Dad hielt auch ein Schild hoch. MEINE WUNDERSCHÖNE FAMILIE stand darauf, und darunter (UND GUS).
    Ich umarmte ihn, und er fing zu weinen an (war ja klar). Auf dem Heimweg erzählten Gus und ich von Amsterdam, aber erst als ich wieder zu Hause war und mit Philip auf dem Sofa saß und mit Dad amerikanisches Unterhaltungsfernsehen sah, Pizza auf Papierservietten auf unserem Schoß, erzählte ich ihm von Gus.
    »Gus’ Krebs ist wieder da«, sagte ich.
    »Ich weiß«, sagte er. Er rutschte näher zu mir. »Seine Mutter hat es uns vor der Reise erzählt. Es tut mir leid, dass er dir nichts gesagt hat. Ich … Es tut mir leid, Hazel.« Eine lange Zeit sagte ich nichts. In der Sendung, die wir sahen, ging es um Leute, die ein Haus kaufen wollten. »Ich habe Ein herrschaftliches Leiden gelesen, als ihr weg wart«, sagte Dad.
    Ich hob den Kopf und sah ihn an. »Oh, cool. Wie fandest du es?«
    »Es war gut. Ein bisschen zu hoch für mich. Wie du weißt, habe ich Biochemie studiert, nicht Literatur. Und ich wünschte, es hätte ein richtiges Ende.«
    »Ja«, sagte ich, »das höre ich öfter.«
    »Außerdem war es so hoffnungslos«, sagte er. »Ein bisschen pessimistisch.«
    »Wenn du mit pessimistisch ehrlich meinst, stimme ich dir zu.«
    »Ich finde nicht, dass Resignation ehrlich ist«, entgegnete Dad. »Ich weigere mich, das zu akzeptieren.«
    »Du glaubst also, alles, was passiert, hat einen Grund, und am Ende leben wir alle glücklich in den Wolken und spielen Harfe?«
    Dad lächelte. Er legte seinen großen Arm um mich und zog mich an sich und gab mir einen Kuss auf den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich glaube, Hazel. Ich dachte immer, wenn man mal erwachsen ist, wüsste man, was man glaubt, aber das ist nicht meine Erfahrung.«
    »Ja«, sagte ich. »Okay.«
    Er sagte noch mal, wie leid es ihm wegen Gus tue, und dann sahen wir wieder fern, und die Leute fanden schließlich das richtige Haus, und Dad hielt mich immer noch im Arm, und ich schlief beinahe ein, aber ich wollte noch nicht ins Bett, und dann sagte Dad: »Weißt du, was ich glaube? Damals im College hatte ich einen Mathekurs, einen ganz tollen Mathekurs, und unsere Dozentin war eine winzige alte Frau. Irgendwann erzählte sie uns gerade von der schnellen Fourier-Transformation, und dann hielt sie mitten im Satz inne und sagte: ›Manchmal scheint es, als würde es das Universum darauf anlegen, von uns bemerkt zu werden.‹
    Das ist es, was ich glaube. Ich glaube, dass das Universum bemerkt werden will. Ich glaube, das Universum ist unwahrscheinlich parteiisch, was das Bewusstsein angeht. Ich glaube, dass es Intelligenz belohnt, weil es ihm schmeichelt, wenn seine Eleganz erkannt wird. Und wer bin ich, der mitten in der Geschichte lebt, dem Universum zu sagen, dass es – oder meine Wahrnehmung von ihm – vergänglich ist?«
    »Du bist recht schlau«, sagte ich nach einer Weile.
    »Du bist recht gut im Komplimentemachen«, antwortete er.
     
    Am nächsten Morgen fuhr ich rüber zu Gus, und ich aß mit seinen Eltern Erdnussbutter-und-Marmelade-Sandwiches und erzählte ihnen Geschichten aus Amsterdam, während Gus auf der Wohnzimmercouch schlief, wo wir V wie Vendetta gesehen hatten. Ich konnte ihn von der Küche aus sehen: Er lag auf dem Rücken, das Gesicht von mir weggedreht, der zentrale

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