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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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fertig ist.«
    Sie hob eine Hand, ließ die Finger wie einen auffliegenden Vogel tanzen, drehte sich um und verließ die Werkhalle.
    No trat zu Rufus und schlug ihm auf die Schulter. »Mann, gut gebrüllt, Löwe! Aber weißt du was, Coralias Idee war trotzdem gut. Jetzt wissen wir, wie es gehen kann mit der Glasbotschaft. Brechungsindex, verstehst du?! Das Glas und das Licht. Das ist die richtige Spur!«
    Meister Zachus nickte freundlich.
    »Das ist ein guter Weg, Lehrlinge. Und für euren Fleiß bekommt jeder von euch zwei Erkenntnispunkte. Viel Glück!«

Windwärts
    Zurück im Hause Meister Otomos erwartete die Lehrlinge eine Überraschung von Meister Spitznagel.
    In der Küche standen dampfende Schüsseln voller Glasnudeln und Reis. Dazu gab es viele kleine Schalen mit Vogelnestersuppe, Kiebitzeiern und gerösteten Schnecken. Zum Nachtisch lagen große Brocken knackigen Karamells bereit. Und außerdem standen mehrere Kannen grünen Tees auf dem Tisch.
    Dies ist ein chinesisches Festmahl, leuchtete es den Lehrlingen von einem großen Bogen handgeschöpften Reispapiers in roten Lettern entgegen. Guten Appetit! Meister Zachus hat mir mitgeteilt, dass ihr ein stärkendes Mahl gebrauchen könnt!
    Rufus sah zu, wie sich Anselm, Oliver, Bent und No begeistert auf das Essen stürzten. Dann lief er schnell hinaus, um den Wendelring wieder an sich zu nehmen.
    Als er zurückkam, saß Filine abseits der anderen und schien keinen besonderen Appetit zu haben. Rufus setzte sich zu ihr.
    »Fühlst du dich immer noch blöd in der Flutgruppe?«, fragte er leise.
    Filine schwieg. Um sie herum schmatzte und schlürfte es.
    »Ja«, flüsterte sie schließlich. »Und außerdem nervt es mich, dass Coralia wusste, wie das mit der Botschaft in Glas gehen könnte, und ich nicht darauf gekommen bin. Sie weiß wirklich viel. Auch wenn sie uns eigentlich gar nicht helfen, sondern sich nur in die Flut drängen wollte. Aber ich fand es sehr mutig von dir, dass du dich ihr entgegengestellt hast.«
    Rufus nickte. Er war sich in Wirklichkeit gar nicht sicher, ob er wirklich klug gehandelt hatte, wenn er an die Szene dachte, die er nachts zuvor in Coralias geheimem Fort beobachtet hatte. Aber er hatte es einfach nicht mehr ausgehalten, sich von ihr so vorführen zu lassen. »Wenn die Flut vorbei ist, will ich mit dir und No was besprechen«, sagte er. »Aber wirklich erst danach. So lange musst du mir einfach vertrauen.«
    »Das werde ich«, antwortete Filine leise. Sie blickte zu den anderen, die immer noch wollüstig schlürften und schmatzten. »Und entschuldige, wenn ich gedacht habe, dass du vielleicht doch zu Coralia hältst. Wenn sie nicht so eine verdammte Egoistin wäre, wäre es ja sogar wahrscheinlich ziemlich großartig, mit ihr zusammen zu forschen. Ich frage mich nämlich wirklich, warum ihre Idee die Flut nicht wieder ausgelöst hat. Es war ohne Zweifel die beste Idee, die bisher zu der Frage da war!« Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. »Okay, ich werde jetzt auch was essen.« Sie stand auf, ging an den Tisch und nahm sich eine Vogelnestersuppe. Dann setzte sie sich damit ans Fenster.
    Jetzt merkte Rufus, wie müde er war. Natürlich, er hatte schließlich die letzte Nacht kaum ein Auge zugetan. Trotzdem stand er auf, füllte sich auch eine Schüssel mit Suppe und trat dann zu Oliver, der am Kopfende des Tisches saß und zeichnete.
    Auf seinem Block waren Amilcar und Hanno auf dem Schiff zu sehen. Der hellhäutige Sklave spielte auf seiner Flöte.
    Oliver sah auf und lächelte Rufus an.
    »Hast du eine Idee, wie Amilcar sich aus der Situation befreien will?«, fragte Rufus. »Hast du irgendeine Idee?«
    Oliver nickte. Er blätterte seinen Block um und begann, ein dunkelfarbiges Glasgefäß zu zeichnen, auf das er dann mit einer helleren Farbe Häuser und Bäume malte. Dann übermalte er diese wieder mit der ersten Farbe und schrieb: Coralia hatte eine gute Idee! Aber Amilcar weiß nichts über den Brechungsindex von Glas und Ol. Das könnte er zwar zufällig entdeckt haben, wenn ihm mal ein Stück Glas in ein Gefäß mit Ol gefallen wäre und er es plötzlich nicht mehr gesehen hätte, aber insgesamt ist das eine zu moderne Idee. Und trotzdem hat Coralia mich auf die richtige Spur gebracht. Hast du schon mal was von Transparentmalerei gehört?
    »Nein«, sagte Rufus. »Noch nie.«
    Sie ist als Kunst erst im Mittelalter aufgekommen. Aber jeder, der grundsätzlich interessiert ist und sein Material kennt, weiß, wie sich Glas

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