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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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bekommen sollen für die Dauer des Feldzuges gegen mich. Und im Norden drohen die Kelten! Und weißt du, was das heißt, mein Glasmacher? Ich brauche mehr Gold! Ich habe die Priester zu Juno beten lassen, aber sie erhört uns nicht.«
    »Eine Schiffsladung voll des Sandes, den ich will – und ich mache dir das kostbarste Glas, das ein Mensch herstellen kann! Du wirst im Gold schwimmen.«
    König Laris schwieg. »Eine Schiffsladung? Und du musst nicht mitreisen?«
    »So ist es«, bestätigte Amilcar.
    Der König überlegte. »Nun gut«, sagte er dann. »Wie heißt denn der Fluss?«
    »Ich kenne seinen Namen nicht«, erwiderte Amilcar. »Aber mein Onkel, der Mann, der mich in Tyros aufgezogen hat, kennt ihn und verfügt über seinen Sand. Sende, wen immer du willst zu ihm. Ich werde dir ein Zeichen für ihn mitgeben. Eine Vase, die er sicher als meine Arbeit erkennen wird. Lass ihm ausrichten, er solle dir den Sand beschaffen oder du würdest mich töten lassen, dann wird er dir das Gewünschte schon geben.«
    König Laris lächelte listig. »Und wieso, mein junger Glasmacher, ist mein Sand nicht gut genug?«
    Amilcar zögerte nicht. Er musste sich die Antwort genau überlegt haben. »Es ist das Salz, mein König. Dein Sand ist voll mit dem Salz des Meeres. Aber der Sand, den die Tyrener benutzen, ist süß wie Honig. Und nur mit ihm wird das Glas so rein wie das Sonnenlicht!«
    »Er lügt doch!«, flüsterte Anselm.
    »Na, sicher«, meinte Bent. »Aber er macht das gut!«
    Filine beobachtete den König. »Ja«, sagte sie. »Und der König braucht sehr bald viel Gold. Er wird Amilcars Plan zustimmen.«
    König Laris hob den Kopf und schloss die Augen. Dann nickte er und auf einmal wechselte die Flut.
    Die Lehrlinge standen im Hof zwischen den hohen Häusern der Glasmacherwerkstatt in Tyros. Es war heller Vormittag und Amilcars Onkel hielt eine dunkelblaue Glasvase in Händen. Vor ihm stand ein etruskischer Bote.
    »Wie leicht sie ist«, murmelte der alte Glasmacher. »Fast wie Luft.« Er wog das Glas in der Hand. Dann sah er den Boten an. »Woher stammt dieses Glas?«
    Der Bote verzog keine Miene. »Es wird euch von einem geschickt, der sich Amilcar nennt.«
    Der alte Glasmacher zuckte zusammen. »Amilcar lebt! Wo ist er? Wieso schickt er mir …« Er riss die Augen auf. »Ich dachte, er wäre geflohen. Er ist vor über vierzehn Monden verschwunden. Rasch, berichte mir alles, was du weißt!«
    »Er lebt und arbeitet in den Diensten meines Herrn«, antwortete der Bote. »Und er fordert euch auf, ihm zum Preis seines Lebens eine Schiffsladung eures besten Sandes zu senden.«
    Amilcars Onkel wurde bleich. »Zum Preis seines Lebens? Aber wieso denn?«
    Der Bote verneigte sich leicht. »Mehr kann ich euch nicht sagen.«
    Amilcars Onkel presste die Lippen zusammen und musterte den Boten. »Wo kommst du her?«
    »Das ist nicht eure Angelegenheit«, erwiderte der Bote.
    »Ja«, sagte Amilcars Onkel, dessen Züge plötzlich sehr hart geworden waren. »Ja, das ist wohl wahr.« Er fasste die Vase fester. »Ich werde jetzt dieses Glas prüfen. Zieh dich so lange zurück.«
    Der Bote verbeugte sich. »Ihr findet mich auf dem Schiff, das von einem Sidonier namens Ethbaal befehligt wird.«
    »Aber du bist doch ein Rasenna?«
    »Ja, aber wie Ihr sicher wisst, ist es den Römern gelungen, die Meerenge zwischen dem Festland und Trinakria dauerhaft für etruskische Schiffe zu sperren. Deswegen befinde ich mich auf einem sidonischen Schiff.«
    »Du kommst aus einer Gegend nördlich von Trinakria?«
    Anselm stieß Bent an. »Was ist denn das?«, fragte er.
    »Sizilien!«, rief Filine. »Sizilien wurde Trinakria genannt. Und der Bote hat sich damit ganz schön verplappert.«
    Amilcars Onkel sah den Boten finster an. »Ich habe dich etwas gefragt!«
    Der Bote schwieg. »Ich komme, woher ich komme«, sagte er dann. »Und du gibst mir besser, was ich verlange.«
    Amilcars Onkel blickte auf die Vase. »Komm am Nachmittag wieder, dann erhältst du deine Antwort.«
    Als er wieder allein war, ging er mit der dunkelblauen Vase in eine Ecke des Hofs und hielt sie ins Licht. Die Sonne durchdrang das Glas ohne Mühe.
    »Amilcar«, flüsterte sein Onkel. »Amilcar! Wenn diese Vase wirklich von dir gemacht ist, dann hast du den Traum deines Vaters erfüllt! Sie ist leichter als jedes Gefäß zuvor. Wie fein und wie luftig du das Glas gemacht hast. Wie ist dir das nur gelungen? Wo bist du nur? Und was soll diese merkwürdige Geschichte? Wieso soll ich

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