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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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Botschaft in einem Glas von dort wegschmuggeln. Es muss eine geschriebene Nachricht sein. Aber wir wissen auch, dass nichts Geschriebenes diesen Ort verlassen darf.«
    »Eine Botschaft?« Meister Zachus überlegte. »Er könnte natürlich das Glas in ein Tongefäß blasen, in dessen Wand er vorher Buchstaben geritzt hat. Diese würden sich dann spiegelverkehrt in dem hineingeblasenen Glasgefäß abdrücken. Aber man würde sie sehen und auch fühlen können. Um meine These zu überprüfen, können wir es selbst einmal ausprobieren.«
    Die Lehrlinge willigten mit Begeisterung ein. Und so verbrachten sie die kommenden Stunden damit, Tongefäße zu formen, Buchstaben in sie zu ritzen und die Gefäße zu brennen. Dann trat Meister Zachus an eine Glasschmelze, entnahm dieser nacheinander mehrere Klumpen Glas und blies diese mit einer langen Glasbläserpfeife in die Gefäße. Rufus, Filine, Anselm, Bent, No und Oliver versuchten es auch, aber lediglich No gelang es für einen Moment, genügend Luft ins Glas zu bekommen.
    »Hammer!«, stöhnte er. »Das ist echt viel schwieriger als Limoblasen blubbern zu lassen!«
    Schließlich standen sie vor einigen Töpfen oder vasenförmigen Gebilden mit eingeprägten Buchstaben. Doch so fein diese auch sein mochten, jede der Nachrichten war im Glas deutlich zu erkennen.
    »So geht es nicht«, erklärte No etwas niedergeschlagen. »Ich hatte gehofft, wenn man es ganz zart macht, würde die Schrift unsichtbar. Aber wenn sie das wird, dann kann man sie auch nicht mehr lesen. So hat Amilcar keine Chance, eine Nachricht hinauszuschmuggeln.«
    »Aber er muss eine Idee haben«, meinte Filine. »Sonst wäre er sich doch nicht so sicher gewesen! Irgendetwas haben wir noch übersehen.«
    »Na, so schwer kann das ja wohl nicht sein«, ertönte eine Stimme hinter ihnen.
    Die Lehrlinge fuhren herum. Unbemerkt war Coralia in die Werkhalle getreten. Sie trug ein langes, eng anliegendes Kleid aus grüner Wolle und einen knielangen Umhang darüber. Beide Teile waren bunt bestickt und der Umhang hatte zudem lange Fransen. Ihr schwarzes Haar lag offen über dem Gewand und auf dem Kopf saß eine runde, golddurchwirkte Kappe.
    »Hübsch, nicht?«, sagte sie, als sie die bewundernden Blicke der Jungen auf sich spürte. »Es ist etruskische Kleidung, ich habe sie vor einiger Zeit in Gewandkunde gemacht und hatte bisher noch keine Gelegenheit, sie zu tragen.« Sie lächelte. »Ich hoffe, ich störe euch nicht? Ihr seid doch wohl nicht gerade in eurer Flut?«
    »Nein, aber sie kann jederzeit wieder auftauchen«, meinte Filine knapp.
    Oliver nickte heftig.
    Coralia funkelte die beiden an.
    »Entschuldigt bitte! Ich komme nur zufällig hier vorbei, weil ich eine Goldschmiedearbeit beenden will, ich muss da etwas überprüfen an der Fassung für einen Smaragd. Und ich konnte ja wohl nicht wissen, dass ihr ausgerechnet hier sein würdet. Direktor Saurini hat gesagt, ihr wärt in Meister Otomos Haus. Und außerdem liegt es in eurer Verantwortung, wenn ihr euch so unvorsichtig benehmt.«
    »Und woher weißt du, dass wir bei den Etruskern sind?«, fragte Filine scharf. »Oder trägst du dieses Gewand aus purem Zufall?«
    »Das wusste ich natürlich nicht«, gab Coralia zurück. »Aber es ist wirklich ein schöner Zufall.« Sie blinzelte Rufus zu. »Da kann ich euch nämlich gleich mal was Wichtiges fragen. Sind die Fransen an meinem Gewand auch nicht zu lang? Ich war mir da nicht ganz sicher.«
    Filine stöhnte genervt. Aber davon ließ sich Coralia überhaupt nicht beeindrucken.
    »Entschuldige, Filine. Ich weiß, dass du dich nicht sonderlich für die Geschichte des weiblichen Gewandes interessierst. Aber wie du ja vielleicht schon gehört haben wirst, steht hinter jedem großem Mann eine starke Frau. Und ich trage immer genau die Gewänder, die diese Frauen anhatten.«
    »Du siehst auf alle Fälle super darin aus«, sagte Anselm schnell. »Wir haben in Veji aber leider noch gar keine Frau gesehen.«
    »Danke, mein Lieber!« Coralia sah ihn an. Dann fiel ihr Blick auf Bent. »Du trägst ja dein Schwert gar nicht mehr. Bist du seiner schon überdrüssig geworden?«
    »Nein, überhaupt nicht«, sagte Bent verlegen.
    »Na ja, wir werden sehen …« Coralia wandte sich um. »Aber natürlich will ich euch nicht stören.« Sie machte einen Schritt Richtung Ausgang. Dann blieb sie plötzlich stehen, drehte sich um und blickte Rufus an. »Ach so, ihr wart ja auf der Suche nach einer Lösung auf eure Frage. Ich denke, da

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