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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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dir Sand schicken? Und wieso um den Preis deines Lebens?«
    Der alte Mann musterte das Glas. Und plötzlich stockte er und drehte es leicht. »Aber …«
    Eilig traten die sechs Lehrlinge an seine Seite, und für einen Augenblick war es, als sähen der alte Glasmacher und die Lehrlinge der Akademie mit einem Augenpaar.
    Im dunkelblauen Glas der Vase zeichneten sich gegen die einfallende Sonne gelbe Buchstaben ab. So gelb, wie Rufus’ Scherbe mitunter war, wenn sie gegen das Licht aufschien. So gelb, wie sie vor einiger Zeit auf Meister Morleys Trommel geleuchtet hatte.
    »Ich bin gefangen in einer Stadt, die sich Veji nennt«, las der alte Glasmacher laut. »Nahe der Stadt Rom. Aus Veji führen unterirdische Wassertunnel in die Felder. Ich brauche Hilfe, die nur das Schiff aus Stein mir bringen kann. Es möge die Segel setzen und seinen Sohn nach Hause bringen.«
    Amilcars Onkel lächelte. »Das bist du, Amilcar! Und ich werde kommen und dich befreien!«
    Die Flut wechselte und plötzlich zogen Bilder an den Lehrlingen vorbei wie Wolken am Himmel.
    Sie sahen den Boten auf ein Schiff gehen, das von Arbeitern mit weißem Sand beladen wurde. Dann waren sie auf dem Meer. Es schien eine spätere Jahreszeit zu sein.
    Auf einem Schiff, das einen Wolfskopf am Steven trug, stand Amilcars Onkel neben dem Steuermann am Ruder.
    »Logisch, er musste natürlich erst ein eigenes Schiff ausrüsten!«, sagte No. »Sonst hätte er vielleicht auch den Boten verfolgen können. Aber so ist es viel sicherer. Der Bote hat bestimmt darauf geachtet, ob er verfolgt wird. Und nun weiß er nicht, dass Amilcars Onkel unterwegs ist!«
    Das Schiff segelte nach Norden. Amilcars Onkel stand unter Deck und betrachtete nachdenklich drei große Amphoren voller Glasperlen.
    »Wozu dienen denn diese Perlen?«, wunderte sich No.
    »Damit kann er jeden bestechen!«, rief Bent. »Ich bin sicher, er will sich damit den Weg zu Amilcar freikaufen.«
    Doch als die Flut sich wieder veränderte, war von den Glasperlen nichts mehr zu sehen. Stattdessen fanden sich die Lehrlinge in der Werkstatt in Veji wieder. Es war tiefe Nacht.
    Amilcar und Hanno standen vor der heißen Glasschmelze und waren umgeben von mächtigen Sandhaufen.
    »Du hast den Sand deiner Heimat bekommen, aber die Freiheit war nicht dabei«, klagte Hanno.
    »Hab Geduld!« Amilcar griff prüfend in den Sand und ließ ihn durch die Finger rieseln. »Du gibst zu schnell auf. Dass der Sand hier ist, bedeutet, dass mein Onkel ihn geschickt hat. Ich bin sicher, er hat meine Botschaft empfangen. Und er wird einen Weg finden, uns zu befreien.«
    »Und wenn er den Sand einfach nur geschickt hat, um dein Leben zu retten?«
    Amilcars Augen blitzten auf. »Er ist Glasmacher wie ich! Er hat das Glas erkannt und er hat es sich genau angesehen! Und deswegen weiß er, dass mein Leben ohne seine Hilfe verloren ist. Also sei guten Mutes.«
    »Aber ich habe Angst!«, rief Hanno. »Unsere Gefangenschaft hier wird ewig dauern.«
    »Nein!«, rief Amilcar. Er griff wieder in den Sand und durchwühlte ihn. »Wenn mein Onkel uns etwas geschickt hätte, dann wäre es im Sand verborgen. Aber dort ist nichts! Und das heißt, er wird selbst kommen.«
    »Aber wie denn?«
    »Er wird sich den Weg zeigen lassen. Halte dich bereit, Hanno, unsere Tage in Gefangenschaft sind bald gezählt.«
    Im selben Augenblick ertönte ein kurzer Schrei vor der Werkstatt. Erschrocken fuhren Hanno und Amilcar zusammen. Dann erklangen schnelle Schritte und ein Mann, dessen Gesicht von einer Kapuze verborgen war, betrat die Werkstatt.
    Eilig sah er sich um. »Wer von euch ist Amilcar?« Der Mann sprach leise, fast flüsternd. »Sein Onkel schickt mich!«
    Amilcar sah den kleinen Mann an. »Hast du ein Zeichen?«
    Der Mann nestelte eine Glasperle aus seinem Umhang. »Hier!«
    Amilcar musterte das bärtige Gesicht mit den großen Augen, das auf der Perle zu sehen war. Er nickte.
    »Wir sind zu zweit, Hanno wird mich begleiten.«
    Der Mann zuckte die Schultern. »Das soll mir gleich sein, wichtig ist nur, dass ihr euch beeilt. Ich habe die Wache niedergeschlagen, gefesselt und geknebelt. Aber das wird nicht lange unbemerkt bleiben.«
    Erschrocken wich Hanno vor dem Mann zurück. »Bist du ein Genius cucullatus, wie die Römer es nennen?«
    Der kleine Mann kicherte. »Ich, ein Kapuzengeist? Ach, du Tölpel. Ich bin niemand und nur hier, um euch zu befreien. Und ich kenne den Weg. Mein Gesicht und mein Name aber gehen euch nichts an.«
    »Das soll uns

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