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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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kann es sich nur um eine Flaschenpost handeln.«
    »Sehr witzig, Coralia«, brummte No. »Aber es kann kein Papyrus oder so in einem Glasgefäß geschmuggelt werden. Das würde man sehen.«
    »Das habe ich auch nicht gesagt. Man muss ja nur das Glasgefäß selbst als Botschaft nehmen.«
    »Das probieren wir doch die ganze Zeit. Aber es gibt keine unsichtbaren Buchstaben auf Glas«, sagte No. »Sie sind immer geprägt und deswegen fühlbar und auch sichtbar.«
    Coralia zog eine Augenbraue hoch. »Tja, aber wenn euer Glasmacher sie nun unsichtbar machen könnte.«
    »Aber wie denn?«, No sah sie fragend an.
    Coralia lächelte milde. »Na ganz einfach. Er müsste die Schrift doch nur innen in das Glasgefäß gravieren oder prägen. Und wenn er jetzt Ol in das Gefäß schüttet, und Lein- und Olivenöl gab es damals in rauen Mengen, dann verändert sich der Brechungsindex in seinem Gefäß – und plötzlich …«, Coralia breitete die Arme aus und ihr Lächeln wurde breiter, »… hat man die unsichtbare Flaschenpost.« Sie schloss die Augen, straffte die Schultern und atmete tief ein. »Flut«, sagte sie inbrünstig und öffnete die Augen wieder.
    Die anderen Lehrlinge sahen sie überrascht an. Doch nichts geschah.
    »Oder auch nicht«, murmelte No.
    Coralia riss die Augen wieder auf. »Halt den Mund!«, fauchte sie No an. Dann erklärte sie hastig: »Du hast doch wohl nicht gedacht, dass ich euch hier jetzt eure Flut zurückhole. Ich könnte das natürlich. Aber mehr werde ich euch jetzt wirklich nicht sagen. Ihr wollt ja schließlich nicht, dass ich dabei bin.« Sie sah Rufus an. »Was ich sehr schade finde, Rufus. Aber ich bin sicher, dass wir bald wieder zusammen forschen werden. Komm mich wieder besuchen, sobald du hier fertig bist. Ich kann es kaum erwarten.«
    Rufus wurde rot. Er hatte noch nie mit Coralia zusammen geforscht. Sie log einfach, wenn sie das behauptete. Und natürlich tat sie das auch jetzt wieder, um dieses blöde »teile und herrsche« durchzuziehen, wie sie es vorher schon einmal probiert hatte. Und plötzlich merkte Rufus, dass er sich das nicht länger gefallen lassen wollte.
    »Coralia«, sagte er laut. »Ich habe noch nie mit dir zusammen geforscht und ich habe es auch nicht vor, wenn du weiter so lügst.«
    »Aber Rufus, verleugnest du mich denn schon wieder?« Coralia sah ihn bestürzt an und zog einen kleinen Steinsplitter aus ihrem Beutel. »Du hast doch den anderen Teil dieses Splitters. Und wer weiß, ob wir beide nicht gestern zusammen von etwas geträumt hätten, wenn euch nicht die Flut überrascht hätte.« Forschend blickte sie ihm ins Gesicht.
    Rufus hatte das Gefühl, dass sein Gesicht nun wie Feuer brannte. »Den Splitter hast du mir geschickt«, gab er zu. »Aber nicht, weil ich ihn haben wollte.« Er griff in seine Hosentasche und zog ihn hervor. »Und weißt du was, Coralia? Ich will ihn überhaupt nicht. Ich will nicht mit dir zusammen in eine Traumflut oder sonst eine Flut. Ich will nicht mit dir forschen, und ich will nicht, dass du meinen Freunden vormachst, du und ich wären ein Paar oder so was!«
    Er warf Coralia den Splitter vor die Füße. Sein Blick war jetzt sicher und fest. »Du bist eine Lügnerin, Coralia. Und du bist gierig nach allem, was man besitzen oder worüber man herrschen kann.«
    Coralias Augen wurden tiefschwarz und in der Mitte ihrer Pupille glomm ein heller Punkt auf.
    »Woher willst du das wissen, Rufus?«
    »Tja«, sagte Rufus. »Ich weiß es nicht genau, aber wahrscheinlich habe ich es geträumt!«
    Er war jetzt sehr wütend. Aber seine Wut war nicht heiß oder unbeherrscht, sondern kalt und distanziert. Und er hatte keine Angst mehr vor Coralia.
    Diese beugte sich zu ihm. »Dann weißt du ja auch, was ich tun werde, wenn du nicht zu mir kommst«, zischte sie so leise, dass nur Rufus es hören konnte. »Nicht wahr, du Muttersöhnchen?!«
    Rufus fühlte seine Schläfen pochen. »Ich weiß, was du versuchen wirst«, flüsterte er genauso leise zurück. »Aber du wirst es nicht schaffen!«
    Coralia starrte ihn an.
    »Ich bin in dieser Flutgruppe sehr gut aufgehoben, Coralia«, fuhr Rufus etwas lauter fort. »Und wir werden die Flut zusammen zu Ende bringen und meistern. Danke für deinen Hinweis. Er war bestimmt sehr wertvoll.«
    Coralias Mund wurde schmal. Doch plötzlich lächelte sie wieder strahlend und das Funkeln in ihren Augen verschwand.
    »Ja, das denke ich auch! Ich komme dann später wieder, Meister Zachus, wenn die Flutgruppe hier

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