Das Schiff der Abenteur
holte eine kleine Schuhbürste und bürstete damit sein flaumiges Fell. Als Philipp Jod auf die Wunden träufelte, wimmerte es nur ganz leise.
»So!« sagte der Knabe schließlich, »Jetzt bist du fein.
Wie ist dein Name?«
Das Äffchen schnatterte etwas, und die Kinder lausch-ten aufmerksam. »Es hört sich wie ,Micki-Micki-Mick' an«, meinte Lucy.
»Er heißt also Micki«, stellte Philipp befriedigt fest. »Was wird Kiki nur zu ihm sagen?«
»Er wird bestimmt eifersüchtig sein«, meinte Jack. »Nur gut, daß wir ihn in der Kabine der Mädels gelassen haben. Er hätte ein schönes Geschrei erhoben, wenn er gesehen hätte, wie wir Micki wuschen und bürsteten.«
Kiki war maßlos erstaunt, als er abends Micki auf Philipps Schulter sitzen sah. Er starrte ihn ein Weilchen böse an und stieß dann, wie Jack erwartet hatte, sein allerbestes Expreßzugsgeschrei aus. Frau Mannering steckte entsetzt den Kopf zur Tür herein. Als sie den Affen erblickte, trat sie überrascht in die Kabine. »O Philipp, wo hast du das Tierchen her? Du hättest es nicht aufs Schiff bringen sollen.«
»Ein paar Kinder bewarfen Micki mit Steinen«, berichtete Philipp. »Ich mußte ihn retten.«
Seine Mutter blickte ihn lächelnd an. Genau dasselbe hätte sein Vater getan, wenn er noch gelebt hätte. Die Tierliebe lag ihm nun einmal im Blut. Sie konnte ihn deswegen unmöglich schelten. Behutsam strich sie dem kleinen Affen über den Kopf. »Was für ein winziges Ding!
Hoffentlich beschweren sich die anderen Passagiere nicht über ihn. Was hat Dina denn dazu gesagt?«
»Gesagt hat sie nicht viel, obwohl sie zuerst natürlich böse war«, erzählte Lucy. »Jetzt hat sie sich, glaube ich, in unsere Kabine geflüchtet. Sie wird sich schon mit der Zeit an Micki gewöhnen.«
»Micki, Kiki, Micki, Kiki, Micki, Kiki!« rief Kiki plötzlich triumphierend, als hätte er eine großartige Entdeckung gemacht. Er liebte gleichlautende Wörter. »Micki, Kiki, Micki .
. .«
»Halt den Schnabel!« sagte Philipp. »Zu dumm, daß das Äffchen Micki heißt. Kiki wird die beiden Namen jetzt dauernd wiederholen. Aber deswegen können wir Micki natürlich nicht umtaufen.«
In wenigen Tagen hatte sich Micki alle Herzen erobert.
Sogar Dina sagte nichts mehr gegen ihn. Er hatte ein solch drolliges Gesichtchen, daß jeder ihn lieben mußte, den er mit seinen traurigen braunen Augen anblickte.
»Obwohl er noch so klein ist, hat er ein solch weises und verrunzeltes Gesicht«, sagte Lucy, die ganz vernarrt in das Äffchen war. »Und die winzigen Finger sind genau wie unsere. Findest du ihn nicht auch süß, Dina?«
»Jedenfalls ist er nicht so ekelhaft, wie ich zuerst dachte«, gab Dina zu. »Trotzdem möchte ich ihn nicht den ganzen Tag auf meiner Schulter sitzen haben. Er hat sicher immer noch Flöhe.«
»Er hat keine Flöhe«, widersprach Philipp ärgerlich.
»Wie kannst du so etwas behaupten?«
Micki erholte sich überraschend schnell. Aus dem be-drückten kleinen Wesen, das sich hilfesuchend an Philipp geklammert hatte, wurde bald ein mutwilliger, immerfort schnatternder Wildfang, der den Kopf voller Streiche hatte. Behende wie ein Eichhörnchen sprang er in der Kabine herum. Dina hatte immer Angst, daß er einmal unver-sehens auf ihrer Schulter landen könnte. Aber das tat Micki nicht. Micki war klug.
Die akrobatischen Kunstücke des Äffchens verwirrten Kiki maßlos. Er paßte scharf auf, daß Micki niemals hinter seinen Rücken geriet, damit er sich notfalls mit dem Schnabel verteidigen konnte. Aber Micki beachtete ihn überhaupt nicht, und das konnte Kiki erst recht nicht ver-tragen. Er begann, den Affen mit Philipps Stimme zu rufen, die er vollkommen natürlich nachmachen konnte:
»Micki, Mikki!«
Der Affe sah sich nach Philipp um, konnte ihn aber nicht sehen. »Micki!« rief Kiki wieder und beobachtete mit Vergnügen, wie der Affe alle Winkel der Kabine nach seinem Herrn durchsuchte. Dann brach er in ein hämisches Gelächter aus. Schließlich drehte Micki dem Papagei den Rücken, hockte sich vor das Bullauge und blickte beleidigt aufs Meer hinaus.
Kiki hatte seinen Vorteil schnell entdeckt. Er konnte viele Geräusche machen, die den Affen fürchterlich er-schreckten. Er bellte wie ein Hund. Sofort drückte sich Micki ängstlich in eine Ecke und blickte sich vorsichtig im Zimmer um. Als er keinen Hund entdecken konnte, begann er zu überlegen. Er beobachtete Kiki scharf und fand bald heraus, daß der Hund nur bellte, wenn Kiki sich in der
Weitere Kostenlose Bücher