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Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unten tönte laut die Stimme des Maschinisten. Und er sagte deutlich auf deutsch: »Leckt mich am Arsch!«
    »Ach nee!« Hellberg schrie in das Sprachrohr und klopfte dabei gegen das blanke Messing. »Auch das noch. Mensch, ein Deutscher! Mach die Luke auf, du Idiot, und stell' die Maschinen wieder an!«
    Im Maschinenraum war es einen Augenblick still. Der Maschinist schien ebenso verblüfft zu sein wie Hellberg. Aber dann hatte auch er den Schock überwunden und klopfte gegen das Rohr.
    »Hallo …«
    »Wo kommst du her?«
    »Aus Düsseldorf.«
    »Und was machst du auf dem Kahn?«
    »Das erzähle ich dir alles nachher. Stell' erst die Maschinen an, Junge.«
    »Geschissen, Kumpel! Was ist oben los? Was machen die brüllenden Weiber vor meinem Schott?«
    »Das Kommando des Schiffes habe ich übernommen! Nun frag' nicht so – laß die Motoren rauschen.«
    »Klingt wie im Kino! Wo ist der Chef?«
    »Saluzzo schläft im Krankenraum, zusammen mit Foramente. Ein bißchen Äther auf die Nase …«
    »Ihr habt wohl alle 'ne Meise unterm Hirn?! Glaubt ihr, ich mache das Spielchen mit?«
    »Hör' mal zu, du dämlicher Hund!« Hellberg drückte den Mund an die Sprechtrompete. »Ich komme gleich 'runter und wir unterhalten uns. Die Mädchen schicke ich an Deck, denn wenn die dich in die Finger bekommen, zerreißen sie dich. Die beiden Stewards sehen jetzt schon aus wie aufgegangene Hefeklöße! Und unterdessen drückst du aufs Knöpfchen und läßt den Kahn wieder fahren.«
    »Einen Dreck werde ich! Ich will mit dem Chef reden!«
    »Wie kann ein einzelner Mensch so dämlich sein!« Hellberg klopfte wieder gegen das Messingrohr. »Willst du in deinem Maschinenraum verhungern?«
    »Hier halte ich es sechs Wochen aus!« Der Mann im Maschinenraum lachte grob. »Aber ihr da oben! Ihr bratet wie Spiegeleier! Ohne mich seid ihr armselige Pinkler.«
    »Wir können dich rausholen, du Idiot.«
    »Kommt nur, wenn ihr unbedingt eingeschlagene Hirne haben wollt!«
    Hellberg steckte den Pfropfen wieder auf das Sprachrohr und wandte sich um. Juanita und Claudia standen wartend neben Kreiselkompaß und Ruder.
    »Es hat so keinen Sinn«, sagte Hellberg. »Ich muß hinunter zu ihm.«
    »Er wird dich umbringen!« schrie Claudia auf.
    »Das glaube ich kaum.« Hellberg steckte die Pistole ein und schüttelte den Kopf, als er sah, wie Claudia mitgehen wollte. »Nein. Bleib hier, Liebling. Sprich mit den Mädchen, beruhige sie, räumt das Schiff auf und verhindere, daß sie die Stewards vollends ausziehen und sich wie Hyänen benehmen.« Er wandte sich an Juanita, die vor einer Seekarte stand, die an der Wand hinter dem Ruder hing. »Wenn wir das Schiff wieder flottbekommen – wohin fahren wir dann?«
    Juanita hob die Schultern. »Ich weiß gar nicht, wo wir sind. Seekarten lesen, Ortsbestimmungen mit dem Sextanten … das konnte mein Bruder. Ich werde nach Kompaß fahren. Immer zurück nach Norden und dann nach Osten. Ich nehme an, daß wir näher an der jugoslawischen oder griechischen Küste sind als an der italienischen. Das erste Stück Land, das ich sehe, steuere ich an …«
    Hellberg stieg hinunter zum Maschinenraum. Vor der von innen zugeknebelten Schott-Türe standen die Mädchen mit ihren Knüppeln und Eisenstangen. Aller aufgestauter Haß lag in ihren Augen und Bewegungen, es waren wirklich wilde Katzen, die da an den Wänden lehnten und auf ihr Opfer lauerten.
    Hellberg blieb auf der untersten Treppenstufe stehen und sah sie einzeln an. Jedes dieser Mädchen war eine Schönheit, aber die Tage in den engen Zellen und der Rausch der plötzlich in ihre Hände gelegten Rache verzerrten ihre ebenmäßigen, hübschen Gesichter. Die wirren, zerwühlten Haare sahen dazu aus wie eine Mähne, und reißende Löwinnen waren sie nun auch.
    »An Deck!« sagte Hellberg und zeigte die eiserne Treppe hinauf. »Geht an Deck! Alle!«
    Die Mädchen zögerten, sahen sich an. Widerstand wollte aufkommen. Aber Hellberg trat zur Seite und zeigte wieder nach oben.
    »Hinauf!« brüllte er.
    Langsam stiegen die Mädchen hinauf, bis auf eine, eine braunlockige, üppige Frau. Sie war diejenige, die eine Eisenstange als Waffe in der Hand hielt.
    »Na?« sagte Hellberg. »Keine Lust?«
    »Wo ist Saluzzo?« fragte das Mädchen auf französisch. Hellberg schüttelte den Kopf.
    »Gehen Sie hinauf, Mademoiselle«, sagte er in ihrer Sprache. »Rache ist ein billiges und scheußliches Vergnügen.«
    »Ich lebe seit zwei Monaten auf dem Schiff, Monsieur!« Die Finger um

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