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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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stinkendes Fleisch mag – einen Körper, der unglaublich Schiss hat. Aber ich werde
weder scheißen noch pinkeln, denn Magen, Darm und Blase sind völlig leer.
    Jetzt sehe ich alle vier. Weit entfernt, denn zwischen uns liegt die Länge eines Fußballspielfelds. Aber ich kann die kleinen Gestalten deutlich erkennen. Sie stehen genauso da wie vorhin, halten das Mädchen fest und beobachten, wie ich auf sie zu laufe. Hinter mir ist alles entsetzlich kalt und unheimlich dunkel. Die winzigen Bodenlichter unter meinen stampfenden Füßen werden immer schwächer und bald ganz verlöschen. Und das wird zweifellos mein Ende sein. Auch ich werde verlöschen, bevor mir wenigstens mein Name wieder eingefallen ist.
    Falls ich überhaupt einen Namen habe.
    Ich habe kaum noch Kraft, stolpere, stehe wieder auf, versuche weiterzulaufen, bis ich schließlich einfach umfalle, liegen bleibe und zuhöre, wie Schotts zuschlagen. Meine Haut friert am Boden fest, was mir schon fast egal ist. Doch mit letzter Kraft wälze ich mich herum, auch wenn das nichts bringt …
    Aber dann greift eine Hand nach mir und zerrt mich den letzten Rest der Strecke entlang. Vermutlich soll ich nur die Speisekarte anreichern. Und sie wollen, dass sich ihre Mahlzeit so weit wie möglich selbst zu ihnen schleppt, damit sie nicht so viele Umstände haben. Mein Kopf schlenkert hilflos hin und her, doch unversehens hört das auf. Ich spüre, wie ich seltsam hin und her schwanke, nach oben gezogen werde und die Spannung im Rücken und in den Schultern nachlässt. Gleich darauf schwebe ich und pralle auf irgendetwas
auf. Die drei Riesen lassen meine Arme und Beine los und beschränken sich darauf, mich hin und wieder anzuschubsen, damit ich in die Richtung treibe, wo Wärme ist.
    »Fußball«, sage ich zu ihnen. » Himmelherrgott. Radula. Zurückweichen. Merkt euch diese neuen Wörter, Schüler, ich frage sie später ab.«
    Die Kleine schiebt ihr Gesicht nahe an meines heran. Sie wirkt wütend. »Halt die Klappe«, fährt sie mich an. »Bis jetzt weißt du überhaupt noch nichts.«
    »Wir sind auf einem Schiff«, murmele ich mit schlaffen Lippen und hängendem Kopf und gestikuliere mit beiden Händen. »Das ist der Bug , und das ist das Heck .«
    Sie schlägt mir hart ins Gesicht.

Lehrer auf Fortbildung
    D er Lehrer nervt«, sagt sie zu dem Mann mit dem Knochenkamm. Seine Antwort klingt wie ein lautes Hupen, gefolgt von einem Pfeifton. Ich schwebe zwischen den vieren, warte darauf, dass sie irgendetwas mit mir anzustellen versuchen, und frage mich dabei, ob ich noch genügend Kraft zur Selbstverteidigung habe.
    »Wer sind die?«, frage ich die Kleine.
    Sie wischt sich mal wieder über die Nase. »Die sind zu der Müllhalde gekommen und haben mich aus den Klauen des Reinigers befreit. Er war zwar nicht unbedingt gefährlich, trotzdem haben sie ihn umgebracht. Diese Reiniger sind eigentlich nur Nervensägen. Dieser da wollte mich nur aufsammeln und zum übrigen Müll tun. Ich hätte jederzeit flüchten können.«
    »Vielleicht wollten die drei den Reiniger essen.«
    Das Mädchen zieht eine Grimasse. »Reiniger schmecken grässlich.«
    Die drei anderen achten kaum auf uns, als wir weiterziehen. Da wir uns wieder in der Schwerelosigkeit befinden, überlassen sie es mir, mich abzustoßen und vorwärtszuschieben. Verblüffenderweise habe ich immer noch ein paar Kraftreserven, allerdings tut meine
Haut höllisch weh. Und ich muss immer wieder heftig würgen, ohne dass mein Magen irgendwas von sich gibt, und dabei verkrampft sich mein ganzer Körper.
    Das Trio blickt nach vorn, hält offenbar nach irgendetwas Ausschau – vielleicht nach einem Gegenstand oder jemandem, der ihnen verlorengegangen ist.
    »Sind das alle, oder gibt’s noch mehr von denen?«, frage ich das Mädchen, als der Würgereiz vorübergehend nachlässt.
    »Jedenfalls alle, denen ich bisher begegnet bin«, erwidert die Kleine. »Ich hab denen auch schon Namen gegeben.«
    »Mir aber nicht.«
    »Du bist der Lehrer, basta.«
    Sei’s drum. Ich habe überhaupt keine Lust, in diesem Punkt nachzuhaken. Meine Kehle ist wund, die Augen brennen, und die schwarze, verkrustete Flüssigkeit an meinem Körper wirft mittlerweile kleine Blasen auf. »Ich muss mir dieses Zeug abwaschen«, krächze ich.
    »Das ist nur das Blut dieser Elemente. Mach dir keine Sorgen«, sagt das Mädchen. »Wahrscheinlich bist du sowieso bald tot.«
    »Was für Elemente meinst du denn?«
    Sie sieht mich genervt an. »Elemente eben. Wie

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