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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Mund.
    »Flüssignahrung, wird in kleinen Portionen gleichzeitig mit der Stimulierung des Schluckreflexes verabreicht«, erklärte der Arzt, »willst du mal probieren?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Richtig so. Schmeckt nicht. Ist wirkungsvoll, leicht verdaulich und gibt ein Minimum an Endprodukten. Mehr aber auch nicht.«
    Dann schnallte er mich mit vier breiten Riemen auf dem Bett an und fuhr fort: »Merke dir die Reihenfolge. In Zukunft wirst du das alles selber machen. Das ist wirklich bedienungsfreundlich, deine Hände bleiben frei bis zum Schluss. Dann steckst du sie in diese Schlingen, die sich automatisch zusammenziehen. Das System ist einfach, leicht zu handhaben und schon seit einem halben Jahrhundert unverändert. Möchtest du noch etwas sagen?«
    Ich nickte und der Doktor nahm mir das Mundstück aus dem Mund.
    »Wenn wir ankommen, werde ich dann ins Kosmodrom gehen dürfen? Spazieren gehen...«
    »Natürlich!«, der Arzt war erstaunt. »Oder hältst du uns für Verbrecher, die Module mit Gewalt festhalten? Tikkirej, das Traurigste dabei ist, dass eben das gar nicht erforderlich ist. Ich versichere dir, Tikkirej, wenn es für die Eroberung des Kosmos notwendig gewesen wäre, den Menschen das Gehirn zu amputieren und wirklich in Flaschen zu füllen, hätten wir genau das gemacht. Die menschliche Moral ist wundersam dehnbar. Das war aber gar nicht nötig, denn das beste Glas ist dein eigener Körper. Ihm wird Nahrung zugeführt, die Endprodukte werden entsorgt und in den Shunt wird ein Kabel gesteckt. Das ist alles, Tikkirej. Und die Tatsache, dass es wirklich einige Module gibt, die nach Vertragsende aufhören, erlaubt es den Menschen, ein für allemal ihr Gewissen zu beruhigen. Hast du das verstanden?«
    »Ja. Danke.« Ich lächelte ein schales Lächeln. »Ich... ich bin ein bisschen erschrocken. Dachte, dass man mich nicht aus dem Raumschiff lassen würde, bis ich genauso geworden bin... wie diese.«
    Doktor Anton lächelte ebenfalls.
    Er ging neben dem Bett in die Hocke und fuhr mir über den Kopf.
    »Vergiss das! In unserer idiotischen, mit Gesetzen voll gestopften Welt gibt es praktisch keine Notwendigkeit für die Anwendung von Gewalt. Vielleicht wäre es besser andersherum, hm?«
    Er erhob sich und holte ein weiteres Kabel heraus. Ich schaute aus den Augenwinkeln – das war das Kabel für den Neuroshunt. Fragte: »Ich bin dann sofort abgeschaltet?«
    »Ja, Tikkirej. Nimm dein Mundstück.«
    Folgsam nahm ich den Schlauch in den Mund. Er hatte überhaupt keinen Geschmack, obwohl er schon unzählige Male sterilisiert worden war. Vielleicht sollte ich doch um eine Kostprobe bitten...
    »Guten Zeitsprung, Modul«, sagte der Doktor.
    Und die Welt verschwand. Mann, tat mir der Kopf weh!
    Ich stöhnte auf, als ich den Schmerzen nachspürte. Im Mund spürte ich einen ekelhaften Geschmack, als ob ich salzig-süßen Lehm gekaut hätte.
    Der Kopf wollte mir platzen. Das Knie juckte. Die rechte Hand kribbelte, als ob ich versucht hätte, sie aus der engen Schlinge zu ziehen.
    Ich lag auf meinem Bett für Module. Das Kabel war noch immer im Shunt, ich aber war offline. Mit der linken Hand, die besser reagierte, zog ich es heraus. Ich spuckte das Mundstück aus.
    Zum Teufel!
    Das war etwas anderes als der Anschluss an den Schulcomputer.
    Die Bänder hielten mich nach wie vor auf dem Bett fest. Ich schaffte es, sie zu lösen, und stand auf. Ich hatte Bedenken, dass mir die Knie weich werden könnten, aber es schien alles in Ordnung zu sein.
    Vorsichtig berührte ich die Tür und schaute in den Gemeinschaftraum.
    Dort stand Keol – nackt und blass und kratzte sich gerade seinen Bauch. Bei meinem Anblick fing er an zu lächeln: »Ah, Tikkirej! Grüß dich, Tikkirej. Wie ist dein Befinden?«
    »Alles in Ordnung«, murmelte ich. Im Großen und Ganzen schien ich unversehrt.
    »Am Anfang ist immer alles in Ordnung«, sagte Keol mit ernstem Gesicht, »dann wird alles langweilig, uninteressant. Dagegen muss man intensiv ankämpfen!« Er drohte mir feierlich mit dem Finger und wiederholte: »Intensiv! Hast du das Bett sterilisiert?«
    »Nein... wie denn?«
    »Schau her«, Keol zwängte sich in meine »Flasche« und zeigte es mir.
    Es war wirklich einfach und fast vollständig automatisiert. Wirklich wie für Schwerkranke.
    »Das Mundstück spülst du ebenfalls«, erklärte er ernsthaft, »darin sind immer Breireste. Und wasch dich! Das Bett nimmt die Ausscheidungen auf, wenn etwas danebengeht, aber man muss sich trotzdem

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