Das Schlangenschwert
eines Kernreaktors zu verstehen, obwohl er eine Kernspaltung nicht von einer Kernfusion unterscheiden konnte.
Mein Bildschirm war mittlerweile mit Tetrisbausteinen zugepflastert und ich schaute wieder zu Herbert. Er baute jetzt ein neues Reaktormodell zusammen, gab Spannung auf den magnetischen Käfig und tippte auf »Start«. Der Reaktor auf dem Bildschirm explodierte, etliche Metallteile, Wissenschaftler mit herausquellenden Augen, Kabeltrommeln und Neutrinos flogen in alle Richtungen. Herbert seufzte tief und schaute traurig auf die Katastrophe.
»Soll ich dir helfen?«, konnte ich mich nicht zurückhalten.
Herbert nickte. Die Hirnamputierten bemühten sich in der Regel, einander zu helfen, und akzeptierten ihrerseits Hilfe.
»Du musst anders beginnen!« Ich setzte mich zu ihm und ließ den Kurs in Kernphysik zurücklaufen. Bei dieser Gelegenheit änderte ich unauffällig das Alter des Schülers auf acht bis zehn Jahre, damit es keine schwierigen Formeln, dafür aber umso mehr interessante historische Details gäbe.
»Hier. Fangen wir mit der Atombombe an?«
»Na los!«, stimmte Herbert zu.
»Das war vor langer Zeit, im Mittelalter«, begann ich, ohne auf den Bildschirm zu schauen. Ich hatte ein gutes, sehr interessantes Kinderbuch zur Geschichte der Atomphysik besessen. Diese Erzählung kannte ich auswendig: »Damals lebte die Menschheit nur auf dem Planeten Erde. Es gab verschiedene Länder, die einen gut, die anderen böse. Die bösen Länder – Russland, Deutschland und Japan – führten Krieg gegen die guten – die Vereinigten Staaten und Israel. Die Bösen bauten viele Militärflugzeuge und überfielen die Flotte der Guten – nicht die kosmische, natürlich, sondern die Seekriegsflotte. Und es begann ein langer Krieg.«
Auf dem Bildschirm begann ein Film. Leise und nachdrücklich sprach eine Stimme:
»Im Lande namens Vereinigte Staaten wohnte der Junge Albert oder einfach – Alka. Er war ein sehr intelligentes Kind und lernte gern, besonders interessierte er sich für Kernphysik.
Eines Tages kam ein schnelles Flugzeug in die Stadt, in der Alka lebte. Ein tapferer Pilot stieg aus und rief: ›Ein Unglück ist geschehen, wir wurden überrascht. Feinde kamen zu uns von den salzigen Meeren, aus kalten Ländern. Kugeln pfeifen, Granaten explodieren. Wir kämpfen Tag und Nacht gegen die Feinde. Wir sind viele, aber sie sind mehr. Bürger, jetzt ist keine Zeit zum Ruhen!‹
Daraufhin küsste der Vater Alka, setzte sich ins Flugzeug und zog in den Krieg.
Jeden Abend kletterte Alka aufs Dach und schaute: Kommt vielleicht das Flugzeug des Vaters zurück? Nein, nichts war zu sehen... So verging ein Tag, so verstrich ein Jahr. Und wiederum erschien am Horizont ein schnelles Flugzeug, die Tragflächen von Kugeln durchschlagen und die Verglasung des Cockpits gesprungen. Aus dem Flugzeug stieg ein Pilot, abgemagert und müde, mit verbundener Stirn, Händen voller Maschinenöl und rief: ›He, erhebt euch! Zuerst traf uns ein kleines Unglück, jetzt ist es ein großes! Der Feinde gibt es viele, wir aber sind wenige. Kugeln pfeifen, Granaten explodieren. Kommt zu Hilfe!‹ Da umarmte der ältere Bruder Alka zum Abschied, setzte sich ins Flugzeug und flog in den Krieg.
Jeden Abend kletterte Alka aufs Dach und hielt Ausschau: Kommen vielleicht Vater und Bruder zurück? Nein, nichts war zu sehen... Tagsüber lernte Alka besser als vorher und dachte stets: Mit welcher Waffe könnte man den Feind nur besiegen?
Da kam bei Sonnenuntergang wieder ein schnelles Flugzeug: eine Tragfläche war fast abgerissen, die Propeller verbogen, der Rumpf voller Löcher von Granateinschlägen. Aus dem Flugzeug kroch der Pilot und stürzte auf die Erde. Er kam zu sich und sagte: ›Erhebt euch, wer sich noch nicht erhoben hat! Wir haben niemanden mehr für den Kampf. Der Feinde sind viele, von den Unsrigen ist niemand übrig geblieben! Kommt zu Hilfe!‹
Ein alter Opa näherte sich dem Piloten. Er wollte ins Flugzeug steigen, aber seine Beine gaben nach. Er versuchte sich hinter den Steuerknüppel zu setzen, aber seine Hände konnten ihn nicht halten. Er wollte zum Zielgerät, aber seine Augen waren nicht mehr die besten. Da weinte der Alte vor Kummer.
Nun trat Alka nach vorn und sagte:
›Nein, der Feind kann nicht durch Masse besiegt werden, er muss durch Klugheit besiegt werden! Ich habe das wichtigste Kriegsgeheimnis entdeckt – wie es zu schaffen ist, dass alle Feinde auf einmal vernichtet werden!‹
Dann zeigte er dem
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