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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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werden gemeinsam fliegen, denn seinen Eltern wird der Avalon sicher gefallen! Oder wir werden gemeinsam hierbleiben. Nein! Trotzdem wird es besser sein, zum Avalon zu fliegen. Manchmal werden wir Semetzki besuchen und uns an die gemeinsamen Abenteuer erinnern. Mit Natascha werde ich in eine Schule gehen. Stasj wird uns oft besuchen und manchmal über seine Abenteuer berichten. Ich werde wieder bei den Phagen arbeiten und ihnen helfen, den Frieden in der Galaxis zu verteidigen...
    »In den Wald auf keinen Fall«, beendete Natascha meine Träume. »Ich weiß nicht, wo die Unseren sind. Und wenn wir verfolgt werden? Wir werden uns in der Stadt verstecken.«
    »Gemeinsam?«, wollte ich wissen.
    »Ja. Ihr müsst noch heute gehen, solange von euch noch keine Überraschungen erwartet werden.«
    »Ach«, meinte Lion bitter und schaute sich im Zimmer um. »Und wie gut wir es getroffen hatten!«
    Ich konnte ihn verstehen. Und wirklich: Es war komisch, aus dem College zu fliehen, nachdem wir gerade angekommen waren. Aber Natascha blickte uns ernst und angespannt an. Sie riskierte ihr Leben für uns! Und dieser Widerstandskämpfer vom Anlegesteg auch. Sie gingen ein Risiko ein, um uns aus den Fängen der Spionageabwehr des Inej zu befreien.
    Vielleicht hätte ich noch eine Weile geschwankt. Aber urplötzlich erinnerte ich mich an das Cottage von Stasj, an den an die Wand geklebten nackten Menschen und seine kalte, fast unmenschliche Stimme:
    »Dieser Junge hat für Inej keinen Wert!«
    Ich schüttelte mich.
    »Lion, pack deine Sachen zusammen.«
    »Können wir wenigstens Kleidung mitnehmen?«, fragte Lion. Da wurde mir bewusst, dass auch er früher nicht so viele schöne, gut aussehende und hochwertige Sachen besessen hatte.
    »Nein«, erwiderte Natascha bedauernd. »Ihr braucht nichts.«
    »Wir haben überprüft, da sind keine Wanzen...«, meinte ich.
    »Das ist es nicht.« Natascha zögerte. »Alles in allem... Ach, ihr werdet schon selber sehen.«
    »Mach’s gut, du Elefantenschlafanzug«, seufzte ich und schaute dabei Lion an. Er konnte sich nicht beherrschen und begann zu kichern. »Natascha, wie sollen wir fliehen? Durchs Fenster?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich erhole mich ein wenig und steige dann durchs Fenster. Ihr kommt früh am Morgen auf die Straße, dort treffen wir uns. Dann erkläre ich euch alles.«
    »Wir schwänzen die Schule«, zählte Lion auf, »einem Typen haben wir das Nasenbein zertrümmert, uns einen ganzen Tag über in der Stadt herumgetrieben, dann gegessen und geschlafen und zum Schluss sind wir abgehauen. Echt cool!«
    Seine Stimme klang nicht wirklich fröhlich.
    »Wir müssen der Direktorin eine Nachricht hinterlassen«, überlegte ich laut. »Dass es uns peinlich ist, in einer dermaßen teuren Einrichtung zu lernen und wir deshalb gehen...«
    »So ein Quatsch!«, fauchte Lion. »Das glaubt uns doch niemand!«
    »Na und? Es ist immer noch besser, als gar keine Erklärungen abzugeben.«
    »Jungs, ich schlafe ein wenig, ja?«, unterbrach uns Natascha. »Weckt ihr mich um vier?«
    Wir überließen ihr Lions Bett und stellten den Wecker des Pocket-PC auf vier Uhr. Nataschas Kondition war wirklich gut, aber sie hatte sich schon ewig nicht mehr ausruhen können: Ihr Kopf hatte kaum das Kopfkissen berührt, als sie auch schon eingeschlafen war. Lions Augen sah ich an, dass es ihm ebenso peinlich war wie mir. Ein Mädchen, das sich noch dazu früher mit einer so dämlichen Sache wie Tanzen befasst hatte, kämpfte im Unterschied zu uns wirklich für das Imperium!
    »Los, wir gehen auch schlafen«, schlug ich vor. »Wer weiß, wann wir wieder dazu kommen...«
    Lion deckte Natascha vorsichtig zu und nickte. Er überlegte eine Weile und sagte dann:
    »Weißt du, ich bin sogar froh darüber. Das wäre ja wirklich zu doof – auf einem feindlichen Planeten zu landen und dort zur Schule zu gehen. Ich habe sowieso im Traum schon die Schule beendet. Da ist es doch besser zu kämpfen.«
    »Gekämpft hast du im Traum auch schon«, bemerkte ich.
    »Das ist etwas anderes«, widersprach Lion. »Ans Kämpfen kannst du dich nicht gewöhnen. Jeder Kampf ist, als wäre er der erste.«

Vierter Teil
Klone und Tyrannen

Kapitel 1
    Hatte ich mir bisher wirklich eingebildet, dass ganz Agrabad nur aus Gärten und Palästen bestehen würde?
    Tja, es schien ganz so. Seit dieser ersten Nacht, in der ich in der Hauptstadt war. Als ich hinter Stasj’ Rücken saß, den bewusstlosen Lion festhielt und dabei auf riesige

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