Das Schlangenschwert
schrie:
»Dorthin!«
Ja, diesen Springbrunnen konnte man tatsächlich schwer übersehen. Er war riesig: Das Becken hatte einen Durchmesser von rund zwanzig Metern und war bis zum Rand mit Wasser gefüllt. Inmitten des Beckens stand eine Skulpturengruppe. Diese erschien recht sonderbar: Ein bronzener Gigant in einem altmodischen Raumanzug kämpfte sich durch das Wasser, mit einer Hand schützte er sein Gesicht vor den herunterfallenden Spritzern, in der anderen hielt er schussbereit einen Strahlenwerfer. Hinter ihm, aus einem Steinhaufen, folgte eine Menschenmenge, hauptsächlich Frauen und Kinder. Einige von ihnen waren vollständig, andere teilweise aus dem Stein heraustretend gestaltet. Der Wasserstrahl an sich war nicht sehr hoch, vielleicht drei Meter, und kam aus ziemlich krummen Rohren. Klatschend schlug das Wasser gegen die Felsen.
»So ein Kitsch!«, rief Lion begeistert aus.
»Ins Wasserbecken!«, befahl Natascha. Wir wateten durch das Wasser und standen bald zwischen den mit Moos bewachsenen, kühlen Bronzefiguren, die nass vom Wassernebel waren.
Natascha entschied: »Hier warten wir.«
Es war lustig, zwischen den Skulpturen zu stehen. Ich berührte die Hand eines Bronzemädchens, das voller Hoffnung mit blinden Augenhöhlen auf den Riesen schaute.
Ich fragte: »Was sind das denn für Figuren?«
Natascha winkte ab, aber nach einer Minute antwortete sie doch: »Das ist zum Gedenken an die erste Landung. Eines der Landeboote zerschellte damals im Dschungel, aber ein unverletzt gebliebener Pilot brachte fast alle Passagiere in die Zivilisation zurück.«
»Aha, das bedeutet, der Wasserstrahl versinnbildlicht den Brennstoff, der aus den Tanks strömt«, kicherte Lion. Die Skulpturen gefielen ihm ganz offensichtlich nicht.
»Leise!«, zischte Natascha und drückte sich an die Steine. Wir verstummten und drängten uns tiefer zwischen die Bronzefiguren. Nach einer Minute erschien die Patrouille auf dem Weg – zwei Männer und eine Frau.
Wenn mir der Bronzepilot wie ein Riese vorkam, dann standen ihm die Wachleute in nichts nach. Nur dass sie an Stelle des alten Raumanzuges eine leichte Kampfpanzerung aus Keramik trugen. Der Bildschirm an den Helmen war ausgeschaltet, die Waffe steckte im Halfter – augenscheinlich erwarteten sie keine Überraschungen.
Die Frau war ohne jegliche Panzerung und ohne Waffe, trug ein gewöhnliches Kleid und Sandalen und hielt eine kleine Plastikreisetasche in der Hand.
In unserem Versteck hörten wir einen Gesprächsfetzen: »Also werden wir weiter unterwegs sein. Solange die neue Linie nicht gelegt wird«, regte sich die Frau auf. Mir schien, dass sie nicht hirnamputiert war, sie hatte eine zu lebhafte Stimme.
»Er hat bloß Angst davor, ein überflüssiges Papier zu unterschreiben!«, wurde die Frau von einem der Wachmänner unterstützt. »Er hat Angst, dass man sich an ihn erinnert und ihn pensioniert.«
»Ich werde eine Meldung schreiben«, schimpfte die Frau weiter. »Wie lange soll das noch so weitergehen, jeden Tag Pannen...«
Sie unterhielten sich und liefen langsam in Richtung des Zaunes, über den wir gesprungen waren. Auf den Springbrunnen achteten sie nicht. Natascha wartete, bis die Gestalten zwischen den Bäumen verschwunden und die Stimmen ganz verklungen waren, danach wandte sie sich an uns:
»Los, an die Arbeit...«
Wir kletterten aus dem Wasserbecken und liefen zu dem Gebäude, das im Inneren des Parks zu sehen war, eine schöne Villa mit Säulen, Türmchen und einer Terrasse genau über dem Haupteingang, auf dem Dach. Ich hatte immer noch nicht die Hoffnung verloren, dass wir gefasst würden, aber eine andere Wache gab es nicht. Wir gingen natürlich nicht zum Haupteingang, sondern liefen um die Villa herum, und Natascha zeigte triumphierend auf eine kleine Holztür – sie war angelehnt.
»Hier!«
Ich glaubte, dass diese Tür absichtlich offen gelassen worden war. Und ich war mir sicher, dass diese junge Frau bei den Wachleuten dafür sowie für das Abschalten der Alarmanlage gesorgt hatte. Sicher war sie der Techniker und für das Alarmsystem verantwortlich.
»Tikkirej, was stehst du herum?«, rief mir Natascha zu, Lion und sie waren schon im Haus.
Ich schaute noch einmal auf den friedlichen Park und ging durch den Diensteingang der Villa in einen kleinen Vorraum. Natascha stieß mich erbost in den Korridor, der ins Innere des Gebäudes führte, beugte sich selbst nach unten und begann die nassen Fußabdrücke auf dem Boden mit irgendeinem
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