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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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den Shunt. Die Figuren sprangen nur so über den Bildschirm.
    »Hier hast du dein Geld«, sagte er, »434 Kredit.«
    Auf dem Tisch lagen sieben Scheine und vier Münzen.
    »Hätte... hätte ich fünf Jahre aushalten können?«, wollte ich wissen.
    »Niemand kann fünf Jahre ohne Einbußen überstehen. Anton ist ein naiver Optimist! Nach zehn Jahren hättest du verlernt, Entscheidungen zu treffen. Sogar die Wahl zwischen drei Sorten Limonade wäre für dich zu einem quälenden Problem geworden. Nimm das Geld, schau noch bei Anton vorbei und dann verschwinde! Der medizinische Sektor ist zwei Ränge tiefer, die Hinweisschilder sind standardmäßig.«
    Er drehte sich nicht mehr zu mir um.
    Ich wollte mich bei ihm bedanken. Oder ihn umarmen und wieder losheulen, weil mir nie zuvor jemand eine derart nützliche Lehre erteilt hatte.
    Aber ich schämte mich zu sehr. Sogar um »Danke« zu sagen. Ich nahm das Geld vom Tisch, ging zur Tür und flüsterte, schon fast auf dem Flur: »Verzeihen Sie mir...«
    Ich wusste nicht, ob er mich überhaupt gehört hatte. Im Flur war es leer und ruhig. Ich hatte keine Ahnung, was es hier für »standardmäßige Hinweise« gab. Der Älteste überschätzte meine Kenntnisse über den Kosmos. Sicher wegen meiner gelungenen Äußerung über die Hauptmotoren. Aber was bedeutet zum Beispiel ein blauer Pfeil unter einem roten Zickzack? Oder die Figur eines Menschen mit ausgestreckten Armen in einem gelben Kreis?
    Ich könnte natürlich den Fahrstuhl nehmen, zwei Etagen nach unten fahren und den medizinischen Sektor suchen. Mir widerstrebte es jedoch, Anton in die Augen zu schauen, dem Einzigen, der mich für einen einfachen, ehrlichen Kerl und nicht einen dummen Betrüger hielt.
    Also eilte ich zur Schleuse. Wenn das Komfortniveau eines Planeten fünfzig Prozent übersteigt, bedeutet das, dass man ohne spezielle Schutzmaßnahmen auf der Oberfläche überleben kann. Zumindest hatte ich es so im Naturkundeunterricht gelernt. Und hier sind es 104 Prozent! Das heißt, Neu-Kuweit ist besser als die Erde.
    Der Fahrstuhl erschien. Ich ging hinein, berührte den Sensor mit dem Pfeil nach unten und der Fahrstuhl senkte sich.
    Mein dritter Planet wartete auf mich. Der, auf dem ich nicht geweckt worden war, zählte ja mit, selbst wenn ich das Raumschiff nicht verlassen hatte.

Kapitel 3
    Einige Minuten lang stand ich einfach nur unter dem Raumschiff, gerade so, dass es mich ein wenig verdeckte, und schaute in den Himmel. Mir war ziemlich unheimlich zumute.
    Hier gab es keine Kuppel. Ich hatte keine Atemschutzmaske vor dem Gesicht. Ich konnte atmen und einfach so in den Himmel schauen.
    Er zeigte sich in einer kräftig blauen Farbe, die Sonne war gelb. Nachts sah man bestimmt Tausende von Sternen wie in den Filmen über die Erde. Die Luft roch wie in einer Orangerie – und das, obwohl ringsherum keine Bäume wuchsen, sondern lediglich Betonplatten, auf denen Raumschiffe standen, zu sehen waren: Gütertransporter, kleinere Raumschiffe und Militärraumschiffe. Es schienen auch einige fremde Raumschiffe darunter zu sein, aber sie standen so weit entfernt, dass ich mir da nicht sicher war.
    In ungefähr drei Kilometer Entfernung glänzten die Gebäude des Kosmodroms wie Gold. Schöne Kuppeln, Türme, alles aus goldähnlichem Metall, durchsichtigem Glas und weißem Stein. Nicht so wie bei uns, wo sich alle Gebäude ähnelten, da sie aus Standardbauteilen errichtet wurden.
    Ich schaute auf das Kosmodrom und begann langsam meine Blamage zu vergessen.
    Ja, ich hatte Glück. Weil die meisten Menschen trotz allem gut sind. Bei uns und auf anderen Planeten. Außerdem hatte ich Geld und einen Pass des Imperiums in der Tasche und auf Neu-Kuweit gab es ein vereinfachtes Verfahren für die Erlangung der Aufenthaltsgenehmigung.
    Ich fasste den Koffer bequemer und ging direkt aufs Kosmodrom zu.
    Es lief sich einfach, und mir schien, als ob der Boden meine Schuhsohlen wie eine Feder abstoßen würde. Die Gravitation entsprach sicherlich der auf der Erde, war vielleicht sogar geringer. Bei uns auf Karijer betrug sie 1,2 Standardeinheiten.
    Zeitweise rannte ich sogar. Vor Freude. Mich überholte ein riesiger Containertransporter, der noch größer war als die Kipper auf Karijer. Ein dunkelhäutiger und langhaariger junger Mann lehnte sich aus dem Fahrerhaus und schrie etwas.
    Ich winkte ihm zu.
    Ich erreichte genau in dem Augenblick das Abfertigungsgebäude, als einige Passagierbusse an den riesigen elektrischen Türen des

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