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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Mensch, hast wohl keine Bücher gelesen, bist nie im Kino gewesen, hast den Unterricht geschwänzt? Bevor ein beliebiger Planet betreten werden kann, auch wenn es das Paradies wäre – und dann gerade, weil dort viel Grünzeug ist –, muss ein Immunmodulator eingenommen werden. Hier gibt es Blütenstaub, Staubpartikel, Sporen, Samen, Teilchen der fremden Biosphäre – dein Immunsystem spielt verrückt, verstehst du das?«
    Was bin ich nur für ein Idiot!
    Ich versteckte meinen Kopf im Kopfkissen, zog die Jeans hoch und schwieg. Am meisten auf der Welt wünschte ich mir jetzt, dass Kapitän Stasj gehen würde. Selbst wenn ich an dieser dämlichen Allergie sterben würde.
    Aber der Kapitän ging nicht weg.
    »Peinlich?«, wollte er wissen.
    Unwillkürlich nickte ich, obwohl das schwer ist, wenn man liegt und seinen Kopf im Kopfkissen vergräbt.
    »Ist schon gut, das kann jedem passieren«, sagte der Kapitän. »In einem historischen Roman las ich von einem fast identischen Vorfall. Nur dass dort ein Erwachsener zu viele Erdbeeren gegessen hatte, worauf sich sein Körper mit allergischem Ausschlag bedeckte. Er selber hielt es für eine spontane bedingt positive Mutation... Übrigens, du hättest wirklich sterben können. Wenn du noch länger gezögert hättest und es zu einem Lungenödem oder einem anaphylaktischen Schock gekommen wäre. Unangenehm, oder? Wegen irgendwelcher dummer Blütenstaub- oder Samenkörner!«
    »Verzeihen Sie mir...«, flüsterte ich.
    »Erzähl mir lieber von deinem Leben, Tikkirej vom Raumschiff Kljasma.«
    »Ich bin nicht von der Kljasma, ich bin nur zwei Wochen da mitgeflogen.«
    »Als Modul, hast du schon gesagt. Erzähl mal, wie du da hineingeraten bist und dich wieder herausgewunden hast.«
    Ich setzte mich auf das Bett. Die Spritze tat, ehrlich gesagt, gehörig weh, aber ich ließ mir nichts anmerken. Kapitän Stasj sah mich lächelnd an.
    Vielleicht fühlen das alle, vielleicht nur einige, aber ich wusste immer, ob sich ein Mensch wirklich für mich interessiert oder ob er sich nur aus Höflichkeit mit mir beschäftigt. Unsere Psychologielehrerin, bei der es immer interessant war, erklärte, dass es sich beim Erspüren der Stimmung eines Gesprächspartners um eine kompensatorische Verteidigungsfähigkeit der kindlichen Psyche handeln würde. Mit zunehmendem Alter verliere sich diese bei fast allen.
    Für Kapitän Stasj war es interessant. Der Kapitän der Kljasma, dessen Namen ich nicht einmal kannte, hätte mir auch eine Spritze gegeben, um mich zu retten, und wäre dann gegangen. Der Älteste der Kljasma hätte mir noch meine Fehler erläutert. Der Arzt Anton hätte mir sicher zugehört.
    Aber Stasj wollte sich mit mir unterhalten, obwohl er ziemlich sauer war, dass ich ihn so zeitig geweckt hatte.
    Und ich begann zu erzählen. Von Anfang an – also ab dem Zeitpunkt, als Papa entlassen wurde.
    Als ich Stasj das verfassungsmäßige Sterberecht eines jeden Bürgers erklärte, fluchte er, nahm eine Zigarette und begann zu rauchen. Bei uns auf Karijer rauchte kaum jemand: Dazu musste ein Zusatzbetrag für die Lebenserhaltung gezahlt werden.
    Bis zum Ende meines Berichts rauchte Stasj drei Zigaretten. Es sah so aus, als hätte ihn meine Erzählung sehr stark mitgenommen.
    »Weißt du, Tikkirej, anfangs dachte ich, dass es eine Falle wäre«, sagte er endlich.
    »Was für eine Falle?«
    »Dein Anruf. Wegen der Beulenpest. Es war klar, dass du keine Pest hast – die Pupillen waren nicht geweitet, du hattest keinen Ausschlag über den Augenbrauen... also, Angst vor Ansteckung hatte ich nicht. Und wieso hast du einen Unbekannten angerufen?«
    »Ich dachte mir, dass Sie als Raumschiffkapitän...«
    Stasj nickte. »Ja, natürlich. Aber das alles ähnelte sehr einer Falle oder einer Provokation. Ist schon gut, Tikkirej, lassen wir das. Es sieht ganz danach aus, als ob ich nach den letzten Tagen ziemlich ausgepowert bin und jetzt Angst vor meinem eigenen Schatten habe. Sag, was hast du nun vor?«
    Interessant, wer, und warum, sollte dem Kapitän eines Raumschiffs eine Falle stellen? Ich hatte davon noch nie gehört, entschied mich aber, nicht zu fragen.
    »Ich werde auf meine Aufenthaltsgenehmigung warten.«
    Er nickte.
    »Wissen Sie«, erläuterte ich, »wenn die Regierung von Neu-Kuweit wirklich an Einwanderern interessiert ist, dann müsste sie doch jeden Einzelfall differenziert betrachten? Stimmt’s? Und ich bin jung, gesund, habe einen guten Neuroshunt...«
    »Welchen hast

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