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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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beendet wurde.«
    »Das haben Sie gemacht?« Ich verlor die Fassung. Stasj sprach über Ereignisse, die jedem schon in der ersten Klasse bekannt waren. »Und wie war das mit Admiral Charitonow, der die Mutter der Tzygu aus dem Raumschiff der Halflinge rettete und deren symbolischer Ehemann wurde? Und der Imam Johann, der sich auf dem Platz verbrannte, als die Aufständischen... Kapitän Stasj!«
    »Tikkirej, in deinem Körper sind Millionen winziger Phagozytenzellen. Weißt du etwa, welche davon dich vor einer Geschwulst oder einer Infektion gerettet hat?«
    »Ihr seid doch aber keine Millionen!«
    »Natürlich weniger. Wir sind weniger als Tausend, und das ist übrigens fast ein Geheimnis. Aber wir sind Phagen, die auf der Suche nach Gefahren still durch den Weltraum streifen. Das ist zugleich Stolz und Unzulänglichkeit: ein unbemerkter Held zu sein und als Anlass für Witze und Heiterkeit zu dienen. Vielleicht wird uns das irgendwann vernichten. Aber unsere Feinde lachen nicht über uns, Tikki. Niemals. Und jetzt – frag.«
    Ich richtete meine Augen auf ihn und zögerte. Es ist wirklich dumm, eine Frage zu stellen, wenn sie schon bekannt ist.
    »Kapitän Stasj, kann ich ein Phag werden?«
    »So gut wie sicher – nein. Es tut mir sehr leid, Tikkirej, aber die Vorbereitung eines Phagen beginnt noch vor seiner Zeugung. Du wirst dich nie mit dieser Geschwindigkeit bewegen können, die im Kampf notwendig ist. Deine Sinnesorgane sind zu schwach. Du bist schon zu alt. Du bist schon geboren.«
    Unwillkürlich begann ich zu lachen. Aber Stasj meinte es ernst.
    »Es reicht nicht aus, ein ehrlicher, kluger und gesunder Mensch zu sein. Du hast einen starken Willen, bist hartnäckig und verfügst über Intuition, aber es werden zusätzlich die primitivsten physischen Potenziale benötigt: die Fähigkeit, gegen zwei bis drei Dutzend bewaffneter Gegner zu kämpfen, Belastungen auszuhalten, die ein gewöhnlicher Mensch nicht ertragen kann. Etwas in dieser Richtung...«
    Er nahm eine Münze im Wert eines halben Kredit aus der Hosentasche. Mit zwei Fingern drehte er sie zu einer Tüte. Dann presste er sie zu einer dünnen Metallscheibe zusammen.
    »Fühl mal!«
    Ich fing die Münze auf. Das Metall war glühend heiß.
    »Bei unserer Tätigkeit gibt es entschieden weniger von diesen Situationen, als allgemein angenommen wird«, sagte Stasj bedächtig, »aber manchmal treten sie auf. Dich kann man trainieren und ausbilden und du wirst viel stärker und pfiffiger als ein gewöhnlicher Mensch oder sogar ein Elitesoldat des Imperiums. Ungefähr so, wie der Agent des Inej, der im Motel zurückgeblieben ist. Aber ein Phag muss einer sein, der niemals dort zurückbleiben würde.«
    »Hm«, äußerte ich. »Ich habe es verstanden. Entschuldigen Sie.«
    Stasj nickte.
    »Ein Phag kannst du nicht werden. Aber du kannst uns helfen. Damit ein einziger Ritter des Avalon zwischen den Planeten umherstreunen, Geld verschleudern und ungestört zu den Herrschenden gehen kann, werden Hunderte Menschen benötigt, die jeden Einsatz vorbereiten. Und ich werde sehr froh sein, wenn du dir irgendwo auf dem stillen und friedlichen Avalon den Kopf über Ungereimtheiten zerbrechen wirst, die in geheimen Dossiers des Imperiums und provinziellen Nachrichten vergessener Planeten auftauchen. Wenn du Anfragen erarbeiten und Analysen erstellen wirst. Und dann gibst du mir einen Befehl und der unbesiegbare Superheld wird sich an die Arbeit machen. In neun von zehn Fällen völlig umsonst.«
    Ich lächelte. Ja, es tat mir sehr weh. Aber es tat auch gut.
    Stasj wurde ernst.
    »Aber jetzt müssen wir losfliegen, Tikkirej. Wir müssen weitergeben, was wir herausgefunden haben. Du wirst einen Flug im Zeittunnel kennen lernen. Das erste Mal ist es durchaus interessant.«
    »Warten Sie, Kapitän Stasj«, erwiderte ich eilig und begann, meine Sicherheitsgurte zu lösen, »noch zwei Minuten, ist das möglich?«
    Er lächelte und nickte.
    »Nein, Sie haben mich missverstanden«, sagte ich, »Ich – ich gehe in Dauerbetrieb.«
    Ich glaube, damit war es mir gelungen, ihn wirklich zu überraschen!
    »Wieso, Tikkirej?«
    »Dort ist doch mein Freund. Er ist allein. Vielleicht, wenn ich neben ihm im Dauerbetrieb liege... Ich weiß ja, dass dort nichts ist, aber eventuell spürt er es. Vielleicht wird ihm das helfen.«
    Beim Reden war ich bereits aufgestanden und zog mich neben dem zweiten Platz für ein Modul aus.
    »Du verdirbst dir doch dein eigenes Gehirn«, gab Stasj zu

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