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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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angenommen, dass sich dieser Mensch unter irgendeinem Einfluss befand. Und er brachte sehr kluge Sachen zur Sprache – dass die Föderation aus sechs Planeten (»und das ist noch nicht das Maximum«) Neu-Kuweit erlauben würde, den ihm genehmen Platz im Imperium einzunehmen. Dass zwischen Inej und Neu-Kuweit langjährige freundschaftliche Beziehungen, kulturelle und Handelsbeziehungen bestünden. Wie lange das Volk des Planeten auf diese Entscheidung gewartet hätte.
    »Denen haben sie erfolgreich eine Gehirnwäsche verabreicht«, äußerte Stasj. »Das ist also der Grund, warum die Astrachan nicht gestartet ist. Und...«
    Er sprach nicht weiter.
    »Ist es kompliziert, auf einen Menschen ein solches Programm zu laden, das ihn anders denken lässt?«, erkundigte ich mich.
    »Kompliziert, Tikkirej. Darin liegt ja auch der Hund begraben. Das müsste ein unglaublich umfangreiches Programm sein, um den Menschen nicht einfach umzubringen oder willenlos zu machen, sondern seine Psyche vollständig umzugestalten. Sogar mit einem guten Shunt würde die Datenübertragung einige Tage in Anspruch nehmen. Über den Funkadapter ist eine Übertragung gänzlich ausgeschlossen.«
    Ich dachte nach. Ich dachte äußerst angestrengt nach. Tagelang... und die gesamte Bevölkerung... Hier würden auch die schlauesten und hinterlistigsten Agenten vom Planeten Inej nichts ausrichten können. Man kann doch keinen Menschen zwangsweise an ein Kabel anschließen!
    Es war vorgekommen, dass ich stundenlang mit dem Kabel herumsaß, als ich es überhaupt nicht wollte, aber das war vor den Examen. Und ich selbst hatte mich, wenn auch unwillig, an den Schulcomputer angeschlossen.
    »Stasj, was ist der Inej für ein Planet?«, wollte ich wissen. Es war beschämend, zuzugeben, dass ich von unserem Feind fast nichts wusste.
    »Ein ganz gewöhnlicher Planet.«
    Stasj zuckte mit den Schultern. »Ein mittlerer, schwächer als Avalon oder Edem, ungefähr wie Neu-Kuweit. Das Klima ist allerdings schlechter. Aber immer noch im Rahmen der Norm. Inej produziert, Raumschiffe, schürft nach irgendetwas. Sie haben übrigens auch eine entwickelte Vergnügungsindustrie, stellen virtuelle Fernsehserien her, Seifenopern... die müsstest du doch gesehen haben, zum Beispiel ›Auf den Wegen der Gespenster‹.«
    »Habe ich nicht gesehen«, bekannte ich, »bei uns wurden wenige Vergnügungsprogramme gekauft. Ist das eine interessante Serie?«
    »Ich habe sie doch auch nicht gesehen«, beruhigte mich Stasj, »ich habe eine Arbeit, Tikkirej, nach der mir nicht nach Soaps zumute ist...«
    Er verstummte. Richtete seinen Blick auf mich und ich sah zum ersten Mal einen fassungslosen Phagen. Dann sagte ich schnell, um Erster zu sein:
    »Die Serien. Sie laufen doch über den Shunt! Du schließt dich an und sitzt da Stunde für Stunde, jeden Tag. Da werden eine Menge Daten übertragen.«
    »Tikki...«, Stasj schlug mit der Faust auf seine Oberschenkel, »wir haben es herausbekommen! Der Radioshunt ist nur die Startrampe. Das Signal für den Beginn der Programmanwendung. Sie schmuggeln das Programm frühzeitig Monate oder Jahre vor der Eroberung des Planeten ein. Dann gibt es einen einzigen starken Impuls – und das Programm startet.«
    Ich wendete mich um, schaute auf Lion und fragte: »Wird man ihm jetzt helfen können?«
    »Das weiß ich noch nicht. Aber wieso sind wir nicht früher...« Stasj lachte auf einmal bitter auf. »Die Menschheit hat sich seit Jahrhunderten einer Gehirnwäsche unterzogen: als es noch keine Shunts gab, mit Hilfe des gewöhnlichen Fernsehens, über Radio oder durch gedruckte Bücher. Seit Jahrtausenden wurde versucht, die Menschen zu zwingen, etwas zu tun, was sie überhaupt nicht brauchten! Und Inej hat lediglich den nächsten Schritt gemacht.«
    Jetzt müsste ich eigentlich der glücklichste Mensch auf der Welt sein.
    Wenn ich nicht an Lion, den narkotisierten Planeten und daran gedacht hätte, dass das alles sicherlich erst der Anfang war.
    »Dank dir, Tikki«, sagte Stasj. »Vielleicht hast du uns einen Tag, vielleicht eine Woche gespart. Vielleicht auch nur einige Stunden. Aber damit hast du einen Planeten gerettet. Werde jetzt nur nicht überheblich!«
    »Warum?«, erwiderte ich frech. »Ich... wir gemeinsam haben ja wirklich herausgefunden...«
    »Tikki, niemals wird jemand davon erfahren. So wie niemand je die Gründe für die Verständigung mit der Rasse der Tzygu erfahren hat. Oder auf welche Art und Weise der katholische Djihad auf der Erde

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