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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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weiter um. Sah nach oben – und erblickte ganz weit weg im Himmel den Schlund des Zeitkanals. Er sah aus wie ein Klumpen absoluter Leere inmitten eines Vakuums.
    Schön...
    »Wenn es das Passagierschiff auch schaffen würde, den Planeten zu verlassen, wäre das ein großer Erfolg«, machte sich Stasj bemerkbar. »Eine neue Statistik.«
    »Dann werden Sie mich nicht mehr brauchen«, erwiderte ich.
    Stasj antwortete nicht sofort: »Das denkst also...«
    »Es stimmt doch?«, fragte ich. »Lion und mich brauchen Sie doch für Untersuchungen?«
    »Warum hätte ich dann wohl deinen Freund auf Dauerbetrieb geschalten?«
    »Auch als... Experiment.«
    Nur hier, im virtuellen Raum des Schiffes, konnte ich Stasj diese Worte sagen. Von Angesicht zu Angesicht hätte ich es nicht riskiert.
    Nicht, weil ich Angst hatte, aber es wäre mir nicht möglich gewesen.
    »Tikkirej«, sagte Stasj nach einer Weile, »von deinem Standpunkt aus erscheint das alles sicherlich logisch und überzeugend. Aber es stimmt nicht. Wir meinen, dass man in unbestimmten Situationen so handeln sollte, wie es ethisch am besten ist. Es hat sich so ergeben, dass das auch am wahrhaftigsten für unsere Situation ist. Niemand hat vor, dich zu untersuchen und deinen Freund auch nicht. Du willst nicht – das ist dein Recht. Ich werde euch zum Avalon bringen und mit der Staatsbürgerschaft helfen. Das ist alles.«
    Und er verschwand aus meinem Gesichtsfeld. Blockierte sich.
    Sogar kosmische Ritter können beleidigt sein.
    Mit Müh und Not spürte ich den eigenen Körper. Ertastete mit der Hand den Shunt und zog das Kabel heraus – der Kopf machte sich durch Schmerzen bemerkbar. Ich warf einen Blick auf Stasj – er schaute in die Leere, sein Gesicht zuckte. Jetzt muss er das Raumschiff auf den Start vorbereiten. Allein. Wenn er auch – das erste Mal im Leben – ein Modul benutzt. Und dabei muss er sich noch die Vorwürfe eines ängstlichen Jungen anhören.
    Gab es denn so etwas überhaupt, dass Stasj dazu bereit ist, mir einfach so zu helfen? Und zwar nicht nur so zu helfen, wie alle anständigen Bürger des Imperiums einander helfen sollten, sondern viel mehr. Unvernünftig, unlogisch und unnütz für die ganze Welt!
    Wenn dem so ist, dann ist unsere ganze Welt falsch. Alles in ihr ist falsch. Und meine Eltern hätten überhaupt nicht sterben müssen. Und die biestige Beamtin vom Sozialdienst wollte mir wirklich nur Gutes.
    Das bedeutete, dass auch ich anders leben müsste. Leben in einer Welt, in der die wichtigsten Momente durchaus nicht Gesetz und Ordnung sind. Wo man über jede Handlung erst nachdenken muss.
    »Kapitän Stasj«, entschuldigte ich mich, »verzeihen Sie mir. Ich bin bestimmt ein großer Dummkopf. Aber ich bessere mich.«
    Stasj drehte mir den Kopf zu und erwiderte: »Überprüf die Gurte, Tikki. Wir starten.«
    Ich fing schleunigst an, die Gurte zu überprüfen, obwohl ich wusste, dass sie in Ordnung waren. Ich bin sehr lange nicht mehr Tikki genannt worden. Seitdem sich hinter meinen Eltern die Tür geschlossen hatte. Das erste Mal flog ich bei Bewusstsein mit einem Raumschiff. Es war interessant, aber ich hatte trotzdem mehr erwartet. Vielleicht machte ich mir auch zu viel Sorgen wegen Lion, wegen des Planeten, der nun doch nicht zu meiner neuen Heimat geworden war, wegen der totalen Unklarheit, die mich erwartete?
    Stasj manövrierte das Schiff zum Zeitkanal und hielt an. In den Kanal musste man in einem bestimmten Winkel und mit einer bestimmten Geschwindigkeit eintauchen, sonst konnte man irgendwo ankommen, wo man eigentlich gar nicht hinwollte.
    »Berechnen wir den Kurs?«, wollte ich wissen.
    Stasj schüttelte den Kopf. Er hatte offensichtlich das Navigationsregime verlassen und bewegte sich jetzt lebhafter.
    »Wir warten auf die Astrachan, Tikkirej. Vielleicht gelingt es ihnen, sich vom Planeten loszureißen...«
    »Sind sie denn noch nicht gestartet?«
    »Nein.«
    Wir warteten lange. Zwei Stunden. Kein einziges Schiff tauchte in den Kanal ein und kein einziges verließ ihn.
    Der Liner startete nicht. Der mutige Invalide im Rollstuhl und alle anderen – sie blieben unten.
    Stasj wurde immer trauriger. Dann krümmte er sich wie vor Schmerzen und schaltete einen der Videoscreens ein.
    Der Informationskanal von Neu-Kuweit übertrug eine Nachrichtensondersendung. Der Sultan kündigte eine Volksabstimmung zur Frage über die Vereinigung des Planeten mit der Föderation des Inej an.
    Er sah völlig normal aus. Ich hätte niemals

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