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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Imperiums. Ihr seid Beobachter! Zwei Jugendliche, auf die das Codierungsprogramm nicht gewirkt hatte. Ihr wart erschrocken, seid in den Wald geflüchtet und habt euch dort über einen Monat aufgehalten. Ihr habt euch verirrt, seid im Kreis gelaufen und habt endlich den Weg zur Stadt gefunden. Ihr dürft keine Angst vor Polizisten haben, ganz im Gegenteil – ihr müsst ihnen entgegenlaufen, euch dem ersten Menschen, den ihr seht, um den Hals werfen, weinen und um Essen betteln!«
    Lion blies sich auf. Dieser Rat gefiel ihm überhaupt nicht.
    »Wenn wir wenigstens eine ungefähre Vorstellung davon hätten, was auf Neu-Kuweit vor sich geht...«, Ramon dozierte ruhig und zurückhaltend, wie ein Lehrer, der sich plötzlich entschlossen hatte, die Schüler in die unbekannten Geheimnisse des Weltalls einzuweihen. »Aber wir wissen es nicht. Bekannt ist nur, was nicht passiert. Es gibt keine Konzentrationslager und keine Massenmorde, obwohl fünfzehn, vielleicht zwanzig Prozent der Bevölkerung nicht in Zombies verwandelt worden sein müssten. Das alles gibt es nicht – und trotzdem! Wir können zum Beispiel davon ausgehen, dass auf den Planeten des Inej Kriegszustand oder etwas Ähnliches herrscht. Die Erwachsenen arbeiten also acht, manchmal auch zwölf Stunden am Tag und die Kinder lernen unter den gleichen Bedingungen. Sie bereiten sich auf künftige Kriege vor. Deshalb dürfen wir gar nicht erst versuchen, euch für normale Kinder von Neu-Kuweit auszugeben. Ihr seid genau die, die ihr in Wirklichkeit seid! Lion von der freien Station ›Service-7‹ und Tikkirej vom Karijer. Nur dass euch niemand vom Planeten geholt hat. Ihr habt euch in den Wäldern versteckt, weil ihr vor dem allgemeinen Schlaf Angst hattet, ist das klar?«
    Lion stöhnte und meinte unwillig: »Ja. Und wie werden wir aussehen nach einem Monat im Wald?«
    Ramon lächelte: »Gleich werdet ihr es sehen!«
    Er gab den Befehl über den Radioshunt. Über seinem Schreibtisch bildete sich ein Bildschirm. Auf dem Bildschirm erschienen Lion und ich – genau so, wie wir gerade erst in der virtuellen Realität ausgesehen hatten. Lion in einem neuen Jeansanzug und Turnschuhen. Ich in hellen Hosen, einem Hemd und einer Baseballkappe mit einem Schild, das wie ein Chamäleon seine Farbe der Umgebung anpasste.
    »Das sieht gar nicht nach unfreiwilligen Scouts aus«, stimmte Ramon zu. »Und jetzt versuchen wir Folgendes...«
    Innerhalb einer Sekunde veränderte sich das Bild.
    Es sah ganz so aus, als würde ich die gleichen Hosen tragen, nur waren die jetzt abgetragen, grau von Schmutz und unter dem Knie abgerissen. Die Baseballkappe fehlte und an Stelle des Hemdes erschien ein zerrissenes T-Shirt. Lion verblieb die Jeansjacke, jedoch abgetragen und an den Ärmeln eingerissen, das Hemd verschwand ganz. Die Jeanshosen waren voller Flecke und durchgescheuert. An meinen Füßen sah ich ausgelatschte Sandalen, Lion ging barfuß. Beide waren wir sonnengebräunt, zerkratzt und abgemagert. An mir fiel das besonders auf – Lion war ja sowieso dunkelhäutig und hager.
    »Hervorragend!«, meinte Ramon. »Überzeugend, oder?«
    Unsere Abbilder drehten sich langsam in der Luft. Bei Lion fand sich noch ein Loch in den Jeans und mein T-Shirt hatte einen Brandfleck.
    »Ich muss abnehmen«, meinte ich.
    »Ein wenig«, beruhigte mich Ramon. »Ein Kilo, mehr nicht... Sauna und hungern während des Fluges. Ich gehe davon aus, dass ihr Fische gefangen und Nüsse gesammelt habt. Die gibt es in den Wäldern auf Neu-Kuweit um diese Zeit sehr viel.«
    »Und die Peitsche?«, wollte ich wissen.
    Mein Abbild wurde vergrößert. Ramon zeigte mit seinem Finger auf den Gürtel in der Hose.
    »Da ist sie. Das ist eine Variante des versteckten Tragens. Und du, Lion, wirst ein Taschenmesser dabeihaben...«
    Lion schniefte verächtlich.
    »Und eine Angelrute«, beruhigte ihn Ramon. »Ein Spinning mit Ultraschallblinker. Und genau damit habt ihr Fische gefangen.«
    »Werden wir noch andere Varianten ausprobieren?«, erkundigte ich mich.
    »Nein. Keine weiteren Proben. Zum Abend wird das Programm für den Simulator fertig sein und in der Nacht geht ihr in die Virtualität.«
    Ich wechselte Blicke mit Lion.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte Ramon, als ob das nichts Besonderes wäre. »Morgen werdet ihr nach Neu-Kuweit geschickt. Das ist der günstigste Zeitpunkt – der persönliche Inspektor des Imperators kommt auf den Planeten, auf ihn wird die ganze Aufmerksamkeit gerichtet sein. Ihr werdet in

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