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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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dahindämmern, klar?«
    »Klar«, hielt sich Lion zurück.
    »Uns verbleiben anderthalb Minuten«, sagte der Phag, als ob nichts geschehen wäre. »Wir haben die Detektoren dieser Kabine vereist und ihre Geschwindigkeit auf ein Minimum reduziert.«
    »Wer ist – wir?«, regte sich Lion wieder auf. Ich stieß ihn an, damit er ruhig sein sollte.
    »Die zukünftigen Phagen«, erklärte das Jüngelchen höflich.
    »Und, seid ihr viele?«, begann Lion.
    Der Phag unterbrach ihn. »Das ist unwichtig. Jungs, wann werdet ihr nach Neu-Kuweit geschickt?«
    »Das ist auch unwichtig«, erwiderte ich und stieß Lion noch stärker an. »Woher sollen wir wissen, wer du bist und was du willst?«
    »Ich möchte euch einen Rat geben«, sagte der Phag. »Tretet zurück!«
    »Warum?«, wollte ich wissen.
    »Das ist gefährlich! Ihr seid für solche Aufgaben nicht vorbereitet!«
    »Und wenn wir zurücktreten, wird dann jemand von euch geschickt?«, hakte ich nach. Und traf genau den wunden Punkt – der kleine Phag zwinkerte und krümmte sich. »Und überhaupt – wir gehen nirgendwohin, wissen nichts und von Neu-Kuweit haben wir nur im Fernsehen gehört!«, fuhr ich ganz inspiriert fort. »Wenn du Spion spielen willst, dann geh zu Ramon und bitte ihn darum.«
    »Schöne Dummköpfe!« Der kleine Phag zuckte mit den Schultern. »Na, wie ihr wollt!«
    »Los, los!«, redete ihm Lion energisch zu. »Geh mit den Puppen spielen!«
    Mit mir hätte man das nicht machen dürfen! Der Phag blieb jedoch ungerührt, er verzog lediglich das Gesicht. Der Fahrstuhl hielt, und der Junge ging hinaus, ohne auch nur ein Wort zu sagen. In eine völlige Dunkelheit – der Fahrstuhl hielt nicht im Erdgeschoss, sondern irgendwo anders... Wenn man der Anzeige glauben wollte – zwischen dem zweiten und dritten Stock. Mir schien, als ob in diesem unbekannten dunklen Raum noch jemand war, aber ich hätte nicht meine Hand dafür ins Feuer gelegt.
    »Was für raffinierte Kerle!«, triumphierte Lion, nachdem sich die Fahrstuhltüren geschlossen hatten und wir weiter nach unten fuhren. »Hast du das mitgekriegt, sag?«
    »Ich habe überhaupt nichts verstanden.«
    »Ach komm, das ist doch offensichtlich!«
    Endlich erreichten wir das Erdgeschoss und stiegen aus.
    In der Eingangshalle waren viele Leute, aber niemand beachtete uns. Lion fasste mich an den Schultern und flüsterte mir ins Ohr: »Von ihnen gibt es hier doch sicherlich einen ganzen Haufen! Jungs, die zu Phagen erzogen werden. Da ist es doch logisch, dass sie auch mal ein Abenteuer erleben wollen... Und dann so ein Reinfall! Wir werden auf einen feindlichen Planeten entsandt, und sie sitzen an den virtuellen Imitatoren, trainieren ihre Muskeln und lernen. Also haben sie davon geträumt...«
    »Es war nicht richtig, dass du ihn geärgert hast«, murmelte ich. »Er hätte dich an der Wand breit schmieren können.«
    »Er sieht aber doch ganz schwindsüchtig aus!«
    »Na und? Er ist doch ein Phag. Vielleicht lernt er von Geburt an sich zu schlagen.«
    »O Gott! Ich bekomme Gänsehaut vor Angst!«, giftete Lion. Dann beruhigte er sich wieder.
    »Mir gefällt das nach wie vor nicht«, meinte ich.
    »Vielleicht sollten wir es Ramon sagen?«
    Ich überlegte und schüttelte den Kopf:
    »Nein! Besser Stasj. Aber vielleicht lohnt es sich nicht, darüber zu sprechen.« Wir hätten im Café der Phagen essen können, zumal dort alles kostenlos ist. Wir entschlossen uns aber, in ein normales städtisches Restaurant zu gehen. Das ist viel interessanter – auch auf dem reichen Avalon gehen Jugendliche selten ins Restaurant.
    Ein paar Straßen von der Zentrale der Phagen entfernt war der Supermarkt »Marks & Spencer« mit einem großen Dachrestaurant. Dorthin gingen wir. Fast alle Tische waren besetzt, doch wir fanden ein kleines Tischchen an der Glaswand. Die Wand war transparent und uneben, so als ob sie das Dachgeschoss wie eine Kuppel mit einer Vielzahl von Ausbuchtungen umgab, unter denen die Tische standen. Das war sehr interessant, sogar der Boden unter den Füßen war transparent. Weit unter uns fuhren Autos, leuchteten Scheinwerfer und bewegten sich winzige Menschen auf den Fußgängerwegen. Es war noch nicht allzu spät, aber es schneite und begann schnell dunkel zu werden.
    »Mir gefällt es hier«, meinte Lion.
    »Hm.«
    »Ich meine nicht das Restaurant«, erläuterte Lion. »Ich spreche vom Planeten allgemein. Was glaubst du, werden meine Eltern die Genehmigung erhalten, hierherzukommen?«
    »Wenn wir Erfolg

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