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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Menschen, würden versuchen, das Kind zu töten. Es würde einen schrecklichen Kampf geben zwischen den guten und den bösen Geistern. Viele würden sterben, aber das Kind der Sonne würde leben. Die Menschen würden wiedergeboren werden und sich von der Erde erheben, die wieder sauber sein würde. Und das Kind der Sonne würde herrschen, und alles würde friedvoll sein, wie in jenen Tagen, als die weißen Riesen auf der Erde waren.
    Neal betrachtete Cody McCall, der neben dem Feuer schlief, und überlegte, wie er ihn in Sicherheit bringen konnte. Vielleicht konnte er sich eine Schlinge aus seiner Jacke knoten, konnte ihn sich vor den Bauch hängen wie mit diesen Babytragen, die manche Frauen benutzten. Das könnte gehen.
    »In der Offenbarung steht dasselbe, Neal«, sagte Jory. »Dort wird der Junge beschrieben, der wiedergeboren wird. Die Schlange versucht, ihn zu töten, die Engel kämpfen gegen die Schlange, und…«
    »… das Kind überlebt und hütet alle Nationen mit eisernem Stab«, unterbrach Neal. Er hatte die Offenbarung gelesen, als er sich über die rassistischen Bewegungen kundig gemacht hatte.
    »Und dies ist das Kind« , sagte Jory. »Deshalb wußte ich, als sie ihn töten wollten, daß es ein schrecklicher Fehler sein würde. Also habe ich ihn hierhergebracht, an den geheiligten Ort, an den Ort des Anfangs und des Endes.«
    Neal fragte sich, was er tun sollte. Er konnte in der Höhle abwarten, bis der Sturm vorbei war, und am Morgen aufbrechen, aber dann würde er dem Tageslicht ausgesetzt sein, und wer konnte schon sagen, wo die Son of Seth-Jungs dann wären. Oder er konnte den Schutz der Dunkelheit nutzen, aber das würde bedeuten, dem Kind einen gefährlichen Weg durch den nächtlichen Sturm zuzumuten.
    In diesem Augenblick neigte der alte Mann seinen Kopf in Richtung des Höhleneingangs. Dann deutete er trottende Pferde an.
    Neal konnte noch nichts hören.
    Der alte Mann krabbelte zum Eingang und kam wenige Augenblicke später zurück. Er zählte mit den Fingern bis sechs. Dann trat er an das Feuer heran, wedelte mit seinen Händen durch den Rauch, zeigte zur Decke.
    Na toll, dachte Neal. Sie kommen mit Kanonen, und der Kerl hier macht Zauberkunststückchen.
    Der alte Mann kramte in einem Stapel Fellen herum und zog ein merkwürdiges Wirrwarr aus Stöcken, Kaninchenhaut und Lederstreifen heraus. Er bedeutete Neal, sich umzudrehen, und knotete es ihm auf die Schultern. Neal wurde klar, daß das Gebilde einen Rucksack für den Jungen abgab.
    Der alte Mann nahm Cody auf und drückte ihn an seine Brust, flüsterte ihm leise beruhigende Laute ins Ohr. Dann hob er ihn hoch und setzte ihn in das Säckchen aus Kaninchenfell.
    Cody erwachte und begann zu schreien.
    Der alte Mann machte weiter beruhigende Geräusche, aber Cody weinte und streckte die Arme in Richtung des alten Mannes aus. Das Kind hatte Angst, weil es auf den Schultern eines Fremden saß. Die Laute, die es in seiner Angst hervorstieß, stammten aus einer Sprache, die Neal nicht kannte.
    Der alte Mann sprach mit ihm, leise aber streng, und Cody schaltete um auf ein unwirsches Wimmern und ließ sich zurücksacken. Der alte Mann deckte ihn mit einem Schaffell zu. Dann nahm er seinen kleinen Bogen und einen Köcher voll Pfeilen und bedeutete Neal, ihm zu folgen.
    »Ich bleib’ hier und halte sie auf«, sagte Jory.
    »Sei kein Blödmann, Jory«, entgegnete Neal. »Komm mit.«
    Jory beugte sich zu ihm herüber, zog das Schaffell beiseite und küßte Cody auf die Wange. Dann wandte er sich ab und kroch durch den Tunnel zurück zum Eingang der Höhle.
    Der alte Mann wandte sich um und winkte ungeduldig, als wollte er sagen: »Komm schon.« Er zeigte auf seine Nase und schnüffelte.
    Neal folgte dem alten Mann tiefer ins Höhleninnere. Der Alte verschwand zwischen den Felsen, und Neal fand einen Spalt, der in eine weitere Höhle führte. Es war stockdunkel.
    Was nun, fragte sich Neal. Ich kann nichts sehen. Vor sich konnte er gerade noch den alten Mann in die Luft schnuppern hören.
    Natürlich, dachte Neal. Der Rauch mußte irgendwo abziehen. Es mußte noch einen Ausgang geben. Er verschränkte die Hände hinter seinem Rücken, um seine Last ein wenig höher auf die Schultern zu schieben. Cody wirkte jetzt ruhiger, als spürte er, daß sie dem alten Mann folgten.
    Neal lauschte den Schritten des Mannes und schnupperte selbst in der Luft nach Rauch. 
     
    Ed Levine beugte sich vor und ruckelte Graham auf seinen Schultern zurecht. Immerhin hatte

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