Das Schlangental - Neal Carey 3
Graham Kraft genug, sich mit seiner einen guten Hand festzuklammern.
Ein Problem war, daß es arschkalt war. Ein anderes, daß ihnen der Schnee ins Gesicht wehte und sie blendete.
Obwohl Ed das gar nicht so schlecht fand. Dann blendete er nämlich auch die Jungs, die nach ihnen suchten. Solange ihm der eisige Wind um die Nase wehte, wußte er, daß er nach Norden ging. Der Wind war eine Art sadistischer Kompaß, der ihn in Richtung des Hauses der Mills’ gehen ließ. Ed hoffte nur, daß er das Haus erkennen konnte, wenn er ihm nahe kam.
Er korrigierte seine Richtung ein wenig, bis er den höchstmöglichen Winddruck im Gesicht spürte, dann senkte er den Kopf und kämpfte sich weiter durch den Schnee.
Strekker glitschte über die Felsschräge.
»Die Höhle ist da oben«, sagte er zu Hansen. »Wir können nur einer nach dem anderen rein. Sie können uns so Mann für Mann abknallen.«
»Ich muß in diese Höhle!« sagte Carter.
Hansen ignorierte ihn. Er war wütend darüber, daß Carter darauf bestanden hatte, mitzukommen – der Reverend war einfach zu langsam. Er schaute Cal abwartend an.
»Bill, du paßt auf die Pferde auf«, sagte Cal. »Mr. Hansen, warum gehen Sie nicht mit dem Reverend los und versuchen, ob Sie sie zum Aufgeben überreden können? Craig und John, ihr sichert die beiden.«
»Wo willst du hin?« fragte ihn Hansen.
»Ich guck’ mich noch ein bißchen um«, entgegnete Cal. Nur für den Fall, daß es noch einen Hintereingang gab. Er schlang sich das Gewehr um die Schulter, fand einen Spalt im Felsen und begann, den Berg hinaufzuklettern.
Steve Mills sah zum Fenster hinaus in den Schnee, dann zog er sich die Stiefel an.
»Du willst doch nicht da raus!« sagte Peggy. Eher eine Frage als eine Aussage.
»Ich muß bloß ein paar Dinge überprüfen«, entgegnete er.
»An deiner großen Überraschung?« fragte Shelly. Karen und sie lagen vor dem Kamin auf dem Boden und setzten die letzten Puzzlestücke in ein Schokoladenkekspuzzle ein.
»Yep«, sagte er. Auf seinem Gesicht lag ein verschwörerischer Ausdruck, den Peggy gleichermaßen empörend und betörend fand. »Der Brandy soll gewärmt sein, wenn ich wiederkomme, Frau.«
» Ich werde dich aufwärmen«, entgegnete Peggy.
Steve trat hinaus in den Sturm und ging hinüber zur Ecke des Hauses. Er überprüfte ein paar Drähte, zog ein Päckchen Zigaretten aus seiner Jackentasche und zündete sich eine an.
Er rauchte zufrieden und dachte über seine große Überraschung nach.
»Jory, ich bin’s, dein Vater! Ich komm’ jetzt rein!«
Hansen lag auf dem Bauch am Eingang der Höhle.
Keine Antwort.
»Jory?«
Nichts.
Hansen zuckte mit den Achseln und sah Carter an, der neben ihm kauerte. Die beiden anderen Männer standen knapp unterhalb der Höhle, die Gewehre im Anschlag.
Carter rief in die Höhle. »Jory! Ist der Junge bei dir?«
Keine Antwort.
»Ist der Junge am Leben?«
Schweigen.
Carter machte weiter: »Jory! Du hast das wunderbar gemacht! Es war Jahwes Wille! Gehorche ihm jetzt noch einmal! Bring uns das Kind!«
»Carey muß ihn in seiner Gewalt haben«, sagte Hansen. »Ich gehe rein.«
Er zog den Revolver aus seinem Gürtel und kroch in die Höhle hinein.
Jory kauerte im Tunnel. Er war gespannt wie eine Sprungfeder und hielt Shoshokos angespitzten Stock vor sich. Er wartete. Sobald Carter nahe genug kam, würde er ihn fertig machen.
Hansen sah den Stock gerade noch, als er auf sein Gesicht zu sauste. Er schützte den Kopf hinter seinen Armen und drückte viermal den Abzug. Er wartete ein paar Sekunden und schob dann das tote Gewicht des Körpers vor sich her, bis er es in die große Höhle fallen ließ.
»Kommt her!« brüllte er über die Schulter. »Ich hab’ ihn!«
Er sprang hinunter und schaltete seine Taschenlampe an. Er sah die Leiche seines Sohnes am Höhlenboden liegen.
Cal Strekker erreichte das obere Ende des Steilhangs. Er blieb einen Augenblick stehen, um wieder zu Atem zu kommen und sich zu sammeln. Dann nahm er plötzlich schwachen Rauchgeruch wahr. Er folgte ihm über das Plateau bis zu einem kleinen Spalt. Eine Rauchfahne stieg aus dem Loch, und er glaubte, Schritte zu hören.
Er trat ein paar Meter von dem Loch zurück, nahm sein Gewehr von der Schulter und setzte sich.
Neal hörte die Schüsse und die Schreie. Dann spürte er plötzlich einen Schwall kalter Luft, einige Schneeflocken fielen ihm auf den Kopf.
Cody begann wieder zu schreien. Der alte Mann gestikulierte
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