Das Schlangental - Neal Carey 3
sagte er. Er ließ die Kronkorken von den Bierflaschen schnappen und gab Neal auch eine.
Neal setzte sich auf einen Barhocker und nahm vorsichtig einen Schluck. Das Bier schmeckte bitter und kalt. Schmeckte gut. Er nippte noch mal, dann nahm er einen Schluck, legte den Kopf in den Nacken und ließ sich das Zeug in den Hals laufen. Er genoß das Gefühl, als es kalt und feucht durch seine Kehle ran.
Steve holte ein paar zerknitterte Geldscheine aus der Tasche und legte sie auf die Bar.
»Hat Mrs. Mills dir ein bißchen von deinem Geld gegeben?« ärgerte Brogan ihn. Seine Stimme klang wie eine rostige Gießkanne.
Steve sah Neal an. »Meine Frau kümmert sich ums Geld, was irgendwie komisch ist, wo doch eigentlich ich dafür geschaffen sein sollte.«
Cal schaute wieder von seinem Bier auf und warf Steve Mills einen schnellen Blick zu. Das schien niemandem außer Neal aufzufallen, der Cal vom ersten Moment an nicht mochte. Das munterte ihn beinahe genauso auf wie das Bier. Neal hatte sich eine ganze Weile keinerlei Emotionen erlaubt. Er trank seine Flasche leer und sah, wie Steve Mills ihn beobachtete.
Steve zündete sich eine Zigarette an und nahm einen Zug. »Warum kommen Sie nicht mit zu mir raus? Wir können Ihnen was zu Essen bieten und ein Bett, und dann können Sie sich in Ruhe alles überlegen.«
»Ich kann Ihnen doch nicht so zur Last fallen.«
»Wir freuen uns über jeden Gast dort draußen, und ich habe einen Teenager zur Tochter, die ganz wild darauf wäre, Sie über das Leben in der Großstadt auszufragen.«
Klingt nicht schlecht, dachte Neal. Ich bin hungrig und müde, und wenn ich jetzt die Freunde anrufe, schicken sie wahrscheinlich einen Wagen, um mich abzuholen. Und dafür bin ich einfach noch nicht bereit.
Und außerdem suche ich sowieso nach einer Ranch in der Nähe von Austin.
»Tja, vielen Dank. Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte Neal und kam sich wie ein verlogener Heuchler vor.
Aber genau darum geht es schließlich, wenn man undercover arbeitet, dachte er.
Noch drei Bierflaschen wurden geköpft, bevor Steve und Neal wieder in den Truck stiegen und die Stadt verließen. Sie fuhren ungefähr eine Meile westwärts, dann bogen sie nach Süden auf den Feldweg, den ihm Steve schon zuvor gezeigt hatte. Der Weg führte an der Toiyabe Range im Osten und Shoshonen-Gebiet im Westen entlang über einigermaßen flaches Beifuß-Land, das von tiefen Schluchten durchzogen war. Ab und zu tauchten sie in eine der größeren Talsenken ab, aber dann kehrten sie gleich wieder zurück auf das vorherige Niveau.
Die Gegend wurde bestimmt vom Blaugrau des Beifuß über dem Gelbgrau des alkalischen Bodens, hier und da belebt durch ein paar dunkelgrüne Alfalfa-Felder. Die Berge im Hintergrund ragten bis auf viertausend Meter auf, sie drohten düster in Grün und Violett – fast Schwarz –, hie und da zeigten sich grauer Stein und leuchtendgelbe Blumenwiesen.
Da und dort standen Kühe auf der Weide. Die meisten in kleinen Herden und weit vom Weg entfernt, aber ein paar Mutigere probierten auch das Gras am Wegesrand und starrten verärgert den Truck an, als sie vorbeifuhren. Steve mußte ein- oder zweimal anhalten, weil Kühe samt Kälbern mitten auf der Straße standen.
»Das meiste, was Sie hier sehen können, ist Land der Hansen Cattle Company«, erklärte Steve. »Hansen gehört der Großteil des Tales. Mein eigenes Land ist, glaube ich, das einzige, das er in den letzten paar Jahren nicht aufgekauft hat.«
»Möchte er Sie rauskaufen?« fragte Neal.
»Oh, ich schätze schon, wenn ich je gehe, aber meine stänkerige Anwesenheit scheint ihn bisher nicht zu stören. Bob Hansen ist ein netter Kerl, was eine gute Sache ist, weil wir schließlich die einzigen Nachbarn sind. Sein Sohn Jory und meine Tochter Shelly sind gerade das heißeste Thema an der High School.«
Der Truck dröhnte durch eine besonders tiefe, holprige Furche. Ein Kaninchen rannte mit vor Angst zitternden Ohren aus dem Beifuß und sprang überraschend schnell in langen Sätzen davon. Ein dünner Kojote erschien am Wegesrand, starrte den Truck finster an und trottete davon.
Sie fuhren ungefähr vierzig Minuten, bis sie Mills’ Haus erreichten. Es war ein großes, zweistöckiges Holzhaus, das etwa zweihundert Meter östlich des Weges stand. Ein enormer Heuschober an der Westseite des Wohnhauses ließ es kleiner erscheinen, als es in Wirklichkeit war. Direkt neben dem Schober befand sich eine offene Scheune, in der zwei
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