Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
jetzt kommen wir nach Austin, was auch nicht so doll ist, abgesehen davon, daß es eine Bar gibt, und ich dachte, Sie sollten gleich alles sehen.«
    »Ihre Frau ist auch nicht begeistert, wenn Sie was trinken?« fragte Neal.
    »Na ja, bestimmt nicht mehr, seit mein Herz schlapp gemacht hat. Der verdammte Arzt … netter Mann, aber Teufel, er sagt, ich soll aufhören zu rauchen, zu trinken und rotes Fleisch zu essen. Ich bin Rancher. Ich züchte Fleisch. Ich rauche und trinke und esse mein eigenes Beefsteak, und ich könnte der glücklichste Mann Amerikas sein. Egal, hier ist jedenfalls Austin.«
    Das ist ja wirklich nicht so doll, dachte Neal. Die Stadt schien sich an einen der flacheren Abhänge an der Westseite der Bergkette zu klammern. Die Route 50 verengte sich zur Hauptstraße, begrenzt durch leicht angehobene hölzerne Bürgersteige. Alte Häuser, die aussahen wie die heruntergekommenen Kulissen eines schlechten Western, standen am Straßenrand. Die meisten Gebäude waren aus Holz, nur ein paar aus roten Ziegeln, und es gab die klassischen Western-Fassaden und Sonnendächer auf langen Rundhölzern. Ein paar billige Motels, eine Tankstelle, ein Restaurant, vielleicht drei Saloons und einen Laden. Ein paar Häuser standen auf der Anhöhe nördlich der Straße. Die Anhöhe selbst war kahl, abgesehen von ein paar Kiefern.
    »Kommen Sie, sehen und gesehen werden bei Brogan’s«, schlug Steve vor und stellte den Wagen an den Straßenrand.
    Er klopfte sich den Staub von der Hose und den alten Lederstiefeln und marschierte ins Brogan’s. Neal beobachtete den etwas O-beinigen Gang und das leichte Nachziehen des linken Beins. Dann ließ er sich vorsichtig vom Truck herunter und folgte Steve in die Bar.
    Im Grunde war es keine Bar. Es war ein Saloon, dunkel und kühl wie ein alter Keller. Die beiden kleinen Fenster waren schmierig von vierzig Jahren Fett und Rauch und ließen nur ein paar müde Sonnenstrahlen herein, die den Staub sichtbar machten, der durch die sauerstoffarme Luft flutete. In jeder Ecke der niedrigen Decke klebten Spinnweben, und die drei kleinen runden Tische waren lange nicht mehr mit Wischlappen in Berührung gekommen.
    Ein paar Stühle, bei denen zum Teil die rote Polsterung zerschlissen war, standen vor einer Bar, hinter der ein alter dicker Mann saß, zerknautscht wie ein Ochsenfrosch und mit dazugehörigen Hängewangen. Sein Hintern war tief in die Polsterung eines uralten Ohrensessels gesunken, und er nippte an etwas, das Whiskey in einem Wasserglas sein konnte, welches so fettig war, wie die Hand, die es hielt. Ein riesiger Hund zweifelhafter Herkunft und undefinierbarer Farbe lag neben ihm und hob seinen riesigen Kopf.
    Ein jüngerer Mann, groß und dünn, saß am hinteren Ende der Bar auf einem Hocker. Sein sandfarbenes Haar hing unter einem roten Käppi mit Wildcat-Werbung heraus. Ein dünner Schnauzer betonte den schmalen Mund, dessen Mundwinkel nach unten gesackt waren. Ein langer roter Bart hing von seinem Kinn herunter. Er starrte in ein Bierglas.
    »Whoohoo«, johlte der Fette, »schätze, Mrs. Mills ist nicht mit in der Stadt.«
    »Hallo, Brogan«, sagte Steve. »Das ist Neal Carey.«
    Der Mann am Ende der Bar sah auf.
    »Steve«, sagte er und nickte mit dem Kopf.
    »Cal«, nickte Steve zurück. »Was trinken Sie, Neal?«
    »Ein Bier?« fragte Neal.
    »Schätze, im Brogan’s gibt’s ein oder zwei. Ein Bier für meinen Freund, und ich nehm’ ein Bier und ‘nen Kurzen.«
    »Du kennst dich ja aus«, entgegnete Brogan. Neal bekam das Gefühl, daß Brogan nicht allzuviel Zeit außerhalb seines Sessels verbrachte. »Aber leg zuerst das Geld auf die Bar.«
    »Du traust mir nicht, Brogan.«
    »Ich vertraue mir und meinem Hund, und dem Hund wende ich lieber nicht den Rücken zu.«
    Steve ging um die Bar herum und holte zwei kalte Bierflaschen aus einem altmodischen Coca-Cola-Kühler heraus. Dann zauberte er eine Flasche Canadian Club unter der Bar hervor, holte sich ein Schnapsglas aus dem Regal und goß ein.
    »Würde ich bei dem Hund auch nicht«, sagte Steve. »Der würde wahrscheinlich versuchen, dich in den Arsch zu vögeln, und er ist groß genug, das auch noch hinzukriegen.«
    Neal sah Cal ein wenig zusammenzucken, dann hängte er seinen Kopf noch tiefer über das Bier. Der Hund, der auf den Namen »Breschnew« hörte, hob interessiert seine Schnauze. Steve Mills trank den Whiskey, schüttelte den Kopf, wurde rot, hustete und stellte das Glas wieder hin.
    »Ich liebe dieses Land«,

Weitere Kostenlose Bücher