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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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ihm zu. Ihr Lächeln verwandelte seine Knie in Wackelpudding, also sah es immerhin so aus, als hätte er sich entspannt. Er ließ ein bißchen lockerer, bewegte seine Füße mehr als vier Zentimeter auf einmal, ließ sie seine Arme im Takt von Blackies Trommelschlägen hin- und herschwingen. Er kam ganz gut klar, bis dieser hinterhältige Kretin New Red auf einen langsamen Song wechselte.
    Neal und Karen sahen einander für einen langen Augenblick an. Gott, dachte Neal, ich werde rot.
    Er schaute sie an, lachte ein wenig, zuckte mit den Achseln und streckte die Arme aus. Die beängstigende, hartherzige Karen Hawley glitt sanft und vorsichtig wie eine Wolke in seine Arme, nur war sie viel, viel wärmer. Sie kam gleich zur Sache, legte ihre beiden Hände auf seinen unteren Rücken, schmiegte ihren Kopf an seine Schulter. Er plazierte seine Hände knapp unterhalb ihrer Schulterblätter, bemerkte, daß sie zitterten, ließ sie trotzdem dort liegen.
    Was nur, dachte Neal, ist dran am Geruch von Frauenhaar? Es wirbelt dir durchs Hirn, saust dann direkt in den … nein, denk gar nicht daran … und das Gefühl, daß ihr Busen ganz knapp deine Brust berührt … ihre Hüften gegen deine schrammen … denk am besten gar nicht daran.
    Das Ganze war eine erotische Herausforderung. Dann drückte sie sich ganz eng gegen seine erotische Herausforderung und verschränkte ihre Hände hinter seinem Rücken, und er konnte sehen, wie ihre Mundwinkel sich zu einem winzigen Lächeln verzogen. Neal glaubte, sofort und hier und jetzt zu sterben. Oder, wenn der Tanz zu Ende war und sich ihre Hüften trennten, in der Aussicht, wegen Unsittlichkeit verhaftet zu werden, obwohl er vollständig angezogen war.
    Er schaute über seine Schulter und sah Steve und Peggy ebenfalls eng tanzen, sie grinsten ihn beide an. Karen mußte sie auch gesehen haben, denn ihre Mundwinkel an seinem Hals wanderten noch eine Winzigkeit nach oben.
    »Peggy ist so subtil«, murmelte sie.
    »Wie ein Vorschlaghammer«, stimmte Neal zu.
    »Mir macht es nichts. Dir?«
    »Doch, ich bin echt genervt.«
    Sie schob ihre Hüfte eine Winzigkeit vor. »Das glaube ich nicht«, sagte sie.
    »Tut mir leid.«
    »Nein, gar nicht. Und du kannst tanzen.«
    »Ja?«
    »Oh, ja.«
    Ihr Kopf sank ein bißchen tiefer in die Kuhle seines Halses, erfüllte seine Nase und sein Hirn mit ihrem Duft. Irgend etwas brachte ihn dazu, ihr Haar dort zu küssen, wo es ihr Ohr verdeckte.
    »Das dumme Haar«, flüsterte sie, »ist immer im Weg.«
    Er wollte es von ihrem Ohr wegschieben, aber sie hob den Kopf und sah ihn an und sagte: »Später.«
    »‘Tschuldigung.«
    »Du mußt dich nicht entschuldigen. Ich möchte, daß du das später machst.«
    Sie mußte den Zweifel in seinen Augen gelesen haben, denn sie beugte sich vor und verpaßte ihm einen schnellen, sanften Kuß auf den Mund. Ihre Zunge zischte zwischen ihren Lippen hervor, bevor ihr Kopf wieder auf seine Schulter sank und ihre Hüften den kleinstmöglichen Kreis vor seinem Becken beschrieben.
    Eine große Hand packte ihn an der Schulter und wirbelte ihn herum. Plötzlich schaute Neal in das rote, trunkene Gesicht eines großen, wütenden Cowboys.
    »Was machst du da mit meiner Frau?« grölte er.
    Die Tänzer um sie herum hörten auf zu tanzen und traten zurück. Die Band spielte einfach weiter, obwohl alle die neue Entwicklung auf der Tanzfläche mit großem Interesse beobachteten.
    »Charlie, verschwinde!« brüllte Karen.
    Neal spürte, wie der Kreis um sie herum sich vergrößerte. Bestens, dachte Neal, sie machen schon Platz für den Kampf. Er sah Cal an der Bar lehnen; er lächelte schon voller Vorfreude, daß Neal von diesem Tier zu Hackfleisch verarbeitet würde. Bloß sah Charlie hinter dem roten Gesicht und der Trunkenheit und der Wut überhaupt nicht aus wie ein Tier. Er sah aus wie ein ganz netter Kerl.
    »Oder ist sie jetzt deine Frau?« dröhnte der »nette Kerl« drohend.
    »Wahrscheinlich ist sie ihre eigene Frau«, sagte Neal und versuchte locker und gelassen zu klingen, denn wenn er leise genug sprach, würde vielleicht niemand das Zittern in seiner Stimme bemerken. Er sah, wie sich Steve Mills nach vorn durcharbeitete und zwischen Cal Strekker und den improvisierten Boxring stellte. Die Band war mit dem langsamen Song fertig und machte sich nicht die Mühe, einen neuen anzufangen. New Red suchte möglicherweise verzweifelt nach einem Countryand-Western-Klagelied.
    »Willst du rausgehen oder die Sache gleich hier klären?«

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