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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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McCall am nächsten Nachmittag.
    Er hätte ihn auch schon am Morgen finden können, wenn er nicht in Karen Hawleys Bett ausgeschlafen hätte. Er erwachte zum Klang eines Windspiels und des Wassers. Das Windspiel hing in Karens kleinem Hinterhof; das Wasser sprudelte vor Karen, die sich in dem Badezimmer zwei große Schritte neben dem Bett wie eine Wilde die Zähne putzte.
    Karens Haus lag auf einem kleinen Hügel am Nordende der Stadt. Es war ein kleines, weißes, einstöckiges, schindelgedecktes Heim, außen ein bißchen angegriffen, aber im Inneren sauber und schön eingerichtet. In der kleinen Küche gab es alle Modernitäten, im Wohnzimmer stand ein neues Sofa, eine teure Stereoanlage, und an den Wänden hingen sorgsam gerahmte Gorman-Drucke. Das Schlafzimmer war gerade groß genug für das Bett und eine Kommode.
    »Soll ich dich zurück zu den Mills’ fahren?« fragte sie, als sie zurück ins Schlafzimmer kam. Dann fügte sie hinzu: »Ich muß meinen Unterricht vorbereiten.«
    »Wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Es macht mir nichts aus. Immerhin habe ich dich geradezu gekidnappt.«
    Sie verabreichte ihm zum Frühstück Blaubeer-Muffins und Kaffee, dann fuhr sie ihn zurück zu den Mills’.
    »Ich hoffe, du kannst damit leben, wenn ich nicht mit reinkomme«, sagte sie und hielt in der Auffahrt. »Ich glaube, Peggys schiefes Grinsen könnte ich nicht ertragen.«
    »Bei mir ist deine Ehre gut aufgehoben.«
    »Lieber nicht.« Sie küßte ihn leicht. »Ich glaube, einer von uns sollte jetzt sagen: ›Wann sehen wir uns wieder?‹«
    »Wann sehen wir uns wieder?«
    »Wann willst du?« fragte Karen.
    »Normalerweise fahre ich samstags in die Stadt.«
    »Du solltest dir einen Wagen besorgen.«
    »Sollte ich.«
    Irgendwie hatten sie wieder angefangen, sich zu küssen, und irgendwann mittendrin einigten sie sich darauf, sich tatsächlich Samstag wiederzusehen, es sei denn, Karen hätte vorher die Möglichkeit, raus zur Ranch zu kommen. Und irgendwann mittendrin – vielleicht als er ihr in die lächelnden Augen schaute – verspürte Neal ein sehnsüchtiges Ziehen, daß er lange nicht gespürt hatte. Vielleicht noch nie gespürt hatte.
    Neal stieg aus dem Wagen, Karen wendete geschickt den Jeep, und Peggy Mills erschien genau zum richtigen Zeitpunkt unter dem Vorwand, einen Teppich ausklopfen zu müssen, auf der Veranda.
    »Wenn du Karen das nächste Mal siehst«, sagte sie, als Neal versuchte, sich am Haus vorbeizuschleichen, »kannst du ihr sagen, daß sie ein Feigling ist. Du siehst sie doch wieder, oder?«
    »Samstag.«
    »Du solltest besser aufhören, so zu grinsen, bevor dein Gesicht entzwei bricht«, sagte Peggy. »Sei gut zu ihr.«
    »Ja, Ma’am.«
    Peggy verdrehte die Augen, strahlte ihn an und verschwand im Haus. Neal ging davon aus, daß Steve nicht auch noch rauskommen und dumme Sprüche klopfen würde.
    Neal ging zu seiner Hütte. Er war schon fast da, als der Kojote erschien.
    »Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe«, sagte Neal.
    Das Tier ignorierte ihn. Es benahm sich eigenartig, versteckte sich hinter den Büschen und schüttelte den Kopf wie ein Hund mit einem Knochen. Neal sah genauer hin und entdeckte, daß der Kojote etwas im Maul hatte. Er schüttelte wieder den Kopf, als versuchte er mit seiner Beute anzugeben.
    Neal verschwand in der Hütte und holte sein Fernglas. Er brauchte einen Augenblick, den Kojoten wiederzufinden, und einen weiteren Augenblick, um das Fernglas einzustellen, dann sah er, was der Kojote im Maul hatte.
    Einen Menschenarm. Einen halben Menschenarm jedenfalls, vom Ellenbogengelenk abwärts.
    Neal hatte alle Mühe, weiter hinzugucken, weil seine Hände so zitterten und der Kojote triumphierend auf- und absprang. Er drehte noch einmal an dem kleinen Schärferegler und konnte dann sogar die Form menschlicher Finger vor den weißen Zähnen des Kojoten ausmachen.
    Neal verschwand wieder in der Hütte, packte die Marlin, sprang von der Veranda und rannte auf den Kojoten zu. Das Tier knickte seine Vorderbeine ein wie ein Hund, der bereit war, Fangen zu spielen. Es wartete, bis Neal etwa auf zwanzig Meter herangekommen war, dann sprang es zur Seite, ließ Neal näher herankommen, rannte in die andere Richtung.
    Aber der Unterarm war eine schwerere Last, als der Kojote gewohnt war, und er fiel ihm aus dem Maul. Er nahm ihn wieder auf, während Neal näher herangelaufen kam, dann entschied er, daß es jetzt Zeit war, zu verschwinden. Er trottete davon, zog den Arm hinter sich

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