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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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wollte Charlie wissen.
    »Ähh … was ist hinter Türchen Nummer drei?«
    Die Menge lachte, aber niemand trat vor, um den drohenden Kampf zu verhindern.
    Das glaub’ ich einfach nicht, dachte Neal. So was passiert doch einfach nicht. Das ist so gottverdammt abgedroschen.
    »Ich klopp’ dir die Seele aus dem Leib«, sagte Charlie.
    Warum wollen mich heute abend alle zusammenschlagen? »Zu spät«, sagte Neal. »Du hast mich schon zu Tode erschreckt.«
    Wieder kicherten die Zuschauer. Charlie lachte aber nicht, er guckte bloß verdutzt.
    »Hast du Angst, gegen mich zu kämpfen?« fragte er. Die ultimative Herausforderung.
    »Natürlich habe ich Angst, gegen dich zu kämpfen. Ich bin ein schlechter Kämpfer, und kämpfen tut weh, selbst wenn man gewinnt. Ich kämpfe nie, es sei denn, ich muß unbedingt.«
    »Du bist ein Feigling, Gelbbauch!«
    »Du kapierst es einfach nicht, oder, Charlie? Und übrigens: Das war eine gemischte Metapher.«
    Neal hatte das unangenehme Gefühl, daß ihn alle Anwesenden anstarrten, Karen eingeschlossen.
    »Augenblick mal, Charlie«, sagte er also und zeigte ihm das Auszeit-T, bevor er sich an Karen wandte. »Soll ich mich mit ihm schlagen? Wegen deiner Ehre oder meiner Ehre oder so?«
    »Natürlich nicht. Würdest du dich mit ihm schlagen, weil ich es will?«
    »Natürlich nicht. Möchtest du hier einfach nur verschwinden?«
    Charlie hob die Hände und kam auf ihn zu.
    »Augenblick mal, Charlie«, sagte Neal. »Siehst du denn nicht, daß ich mich hier unterhalte? Großer Gott.«
    Charlie blieb stehen, die Hände immer noch kampfbereit erhoben.
    »Ja«, sagte Karen, »ich würde hier gern verschwinden.«
    »Dann los«, sagte Neal und nahm ihren Arm. Als sie an Charlie vorbeigingen, sagte er: »Siehst du? Du hast verloren.«
    Als sie durch die Schwingtüren hinaus auf die Straße gingen, konnte Neal das dröhnende Lachen der Gäste hören, und die Musik setzte wieder ein. Tja, dachte er, John Wayne hätte das vielleicht nicht gefallen, aber Cary Grant wäre stolz auf mich gewesen.
    Karen schubste ihn gegen einen Pick-up, der am Straßenrand stand.
    »Das«, sagte sie, »war toll.« Sie packte sein Gesicht mit beiden Händen und küßte ihn lang und intensiv.
    »Heute wirst du nicht zurück in deine dumme Hütte gehen«, sagte sie.
    »Werde ich nicht?«
    »Nein, wirst du nicht.« 
     
    »Sag’ mal«, sagte sie, als sie sich unter der Decke ihres alten eisernen Bettes in seinen Arm kuschelte, »wenn das keine zu persönliche Frage ist, wie lange ist es her, daß du…«
    »Daß ich was mit einer Frau hatte?«
    »Genau.«
    »Fast vier Jahre.«
    Sie dachte ein paar Sekunden darüber nach.
    »Na, das klärt alles«, sagte sie und begann dann zu lachen. Sie lachte, bis sie zitterte, und er fing auch an zu lachen. Dann lachten sie, bis sie nach ihm griff und feststellte: »Tja, an vier Jahren Pause ist auch was Gutes. Hab’ ich ein Glück.«
    Soviel zu meinem mönchischen Leben, dachte Neal. Auf Nimmerwiedersehen. 
     
    Joe Graham mäanderte aus seinem billigen Zimmer in Hollywoods Mitte. Wie in vielen Innenstädten Samstag nachts waren die Gewinner schon heim gegangen, die Verlierer brüteten in Erwartung des gefürchteten »letzten Aufrufs«. Die Cops quollen aus den Doughnut-Läden, um ihren Anteil an Schlägern auf den Strips einzusammeln, und in den Notaufnahmen genossen die Belegschaften die letzten ruhigen Minuten, bevor die schließenden Kneipen zur Rush-hour der kalten Kompressen und Nähte führten. Auf den Bürgersteigen kreisten die Mädchen wie Geier; sie warteten darauf, sich den Männern zu nähern, die immer noch einsam aus den Single-Bars kamen. In den Hinterzimmern der Biker-Clubs machten die Jungs lächerliche Drogengeschäfte, während Heavy-Metal-Teenager in ärmellosen T-Shirts ihre kleinen Säckchen Gras verkloppten. Auf gekiesten Parkplätzen wurden alte Rivalitäten zu neuen Streitigkeiten, und in den AA-Versammlungen tranken die Veteranen und die Newcomer Kaffee, rauchten Zigaretten und dankten Gott, daß sie zumindest vierundzwanzig Stunden überstanden hatten, daß sie dem alten Kreislauf frischer Hoffnungen und unangenehmer Enttäuschungen entkommen waren, aus dem Samstagnächte in Amerika bestanden.
    Draußen in der Großen Einsamkeit schlief Neal Carey in Karen Hawleys Armen und in ihrem kuscheligen Bett, während im weiten Beifußland die Kojoten schnüffelten, kratzten und in Aufregung jaulten, die sich immer mehr steigerte.
     
     
6
     
    Neal fand Harley

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