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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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als hätte jemand drauf rumgehämmert.«
    Sie streichelte ihn weiter und sagte: »Ah, armes Baby. Weißt du, wenn du ein großspuriger, draufgängerischer, hartgesottener Cowboy sein willst, dann mußt du auch lernen, wieder in den Sattel zu klettern, nachdem du abgeworfen wurdest.«
    »Echt?«
    Seine Stimme klang höher als sonst.
    »Echt«, sagte sie und öffnete seinen Gürtel. »Verletzt oder nicht, du hast deine Pflichten.«
    »Pflichten?« fragte er über das metallische Surren des Reißverschlusses hinweg.
    »Mir gegenüber.«
    »Dir gegenüber.« Er fuhr mit der Hand durch ihr wunderbares Haar und berührte ihren Hals.
    Sie sah zu ihm auf und fragte: »Wie geht es jetzt deinen Rippen?«
    »Ich spür’ nichts mehr.«
    »Doch, tust du«, sagte sie und lachte leise.
    »Ja, tue ich.«
    Und das tat er. Er fühlte sich gleichzeitig wunderbar und schuldig, weil er wußte, daß eine Beziehung auf Vertrauen und Ehrlichkeit basiert und daß er mit keinem von beidem aufwarten konnte. 
     
    Auch Jory Hansen dachte an eine Frau, während er Cocoa den schmalen Weg den Berg hinauf führte. Er dachte an Shelly Mills, wie er sie auf der Couch in ihrem Wohnzimmer hatte liegen lassen, dachte an ihr verwuscheltes Haar und ihre Sachen, und daran, daß er es gewesen war, der aufgehört hatte, und dann auch noch mit der lächerlichen Entschuldigung, daß ihre Eltern jederzeit hätten hereinkommen können.
    Sie hatte es auch gewollt. Sie hatte es ihm geradewegs gesagt, und das hatte ihn erschrocken und erregt, aber etwas hatte ihn doch davon abgehalten. Er wollte sich einreden, daß es seine Moral war, seine Sorge um sie, seine Angst, daß sie ihn später, wenn sie sich besser kannten, hassen würde, aber all das wäre gelogen gewesen.
    Die Wahrheit war, und das wußte er, daß etwas auf ihm lastete. Etwas Schreckliches. Etwas, daß er verbergen mußte, aber vor Gott, vor Jahwe, nicht verbergen konnte.
    Er wußte, daß dieses Geheimnis ihn aufgehalten hatte. Ihn aufgehalten hatte, obwohl er Shelly liebte, obwohl sie so schön war, obwohl er sein Leben mit ihr teilen wollte.
    Es würde kein Leben mehr geben. Nicht mit diesem Geheimnis, nicht wenn das Ende nahte.
    Aber nur Jahwe wußte, wann das sein würde. Jahwe und vielleicht der alte Indianer.
    Der alte Indianer wußte solche Dinge. Es war der alte Indianer, der ihm die Zeichnungen in der Höhle gezeigt hatte, ihm erzählt hatte, was darauf zu sehen war, was sie bedeuteten. Ihm gezeigt hatte, daß sie den Anfang und das Ende darstellten.
    Deswegen hatte Jory getan, was er getan hatte. Deswegen hatte er nun ein Geheimnis. Deswegen betete er, während er langsam über den verschneiten Berghang zur Höhle ritt, daß er recht hatte. Oder daß Jahwe ihm vergeben würde, wenn er unrecht hatte.
    Dann konnte er den Indianer leise singen hören. Ein Lied, älter als die Sünde.
    Jory stieg ab und nahm seine Sachen vom Pferderücken. Er bat Jahwe, ihm zu vergeben, daß er Fleisch und Dosen gestohlen hatte. Er legte sich das Seil des Päckchens über die Schulter und hob das Bündel Feuerholz hoch. Dann ging er zu der Höhle.
    Um einmal mehr den Anfang und das Ende zu sehen. 
     
    Graham öffnete die Akte auf dem Tisch, zog die Schreibtischlampe näher, fotografierte die Akte. Er achtete besonders darauf, daß das Bild deutlich zu erkennen war, das oben rechts an der ersten Seite angeheftet war. Das Bild Cody McCalls. 
     
    Peggy konnte sehen, daß ihre Tochter geweint hatte. Nicht, daß sie je besonders gut darin gewesen war, ihre Gefühle zu verbergen, aber jetzt waren ihre Augen rot und geschwollen.
    »Was ist mit Dad?« fragte Shelly, als Steve nach einem kurzen Gruß die Treppe hinauf verschwand.
    »Er fühlt sich alt«, entgegnete Peggy. »Er benimmt sich wie ein junger Wilder, weil er sich wie ein altes Pferd fühlt.«
    »Bitte?«
    »Er hatte Streit in der Bar.«
    »Daddy?« fragte Shelly. »Ist alles in Ordnung mit ihm?«
    »Morgen wird er sich schlechter fühlen. Und was ist mit dir?«
    Shelly wandte sich ab und setzte sich aufs Fensterbrett. Sie starrte hinaus ins Dunkel, in Richtung der Berge. »Nichts«, sagte sie.
    Peggy setzte sich neben sie und strich ihr übers Haar. »Warum nur glaube ich dir nicht?«
    »Weil es nicht stimmt.«
    Peggy legte ihren Arm um ihre Tochter und hielt sie fest.
    Nach einer Weile sagte Shelly: »Ich wollte heute mit ihm schlafen.«
    Peggy spürte die Angst in sich, unterdrückte sie aber. Sie achtete darauf, so ruhig wie möglich zu klingen, als

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