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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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sie fragte: »Und habt ihr es getan?«
    »Nein.«
    Gott sei Dank, dachte Peggy.
    »Aber nur, weil er nicht wollte«, sagte Shelly. »Ich weiß nicht, ob ich mich gedemütigt fühlen soll oder schuldig oder erleichtert…«
    »Ich bin erleichtert«, sagte Peggy offen, dann lachten sie beide ein wenig. »Aber warum wollte er nicht?« Es gibt keinen Teenager-Jungen, den ich kenne, der nicht wollte.
    »Er hatte Angst, daß ihr hereinkommen würdet.«
    »Wie albern. Man kann den Truck ja auch nur eine halbe Meile weit kommen hören.«
    »Ich weiß.«
    »Vielleicht hatte er Angst, Honey.«
    »Hatte ich auch.«
    »Ich auch. Vor allem deshalb, weil es irgendwann doch passieren wird. Du bist herzensgut, klug und liebenswert…«
    »Hübsch?«
    »Wunderschön. Aber du solltest es nicht so eilig haben, okay?«
    »Okay.«
    »Und sei vorsichtig.«
    »Mom!«
    »Na ja, ich hab’ hier sowieso schon ein Baby mehr, als ich ertragen kann. Und wo ich schon von ihm rede…« Sie sah hoch in Richtung Schlafzimmer.
    Shelly nahm sie ganz fest in die Arme und sagte dann: »Geh hoch zu Daddy. Sag ihm, ich hoffe, er hat gewonnen.« 
     
    Steve saß oben im Schlafzimmer, betrachtete sich im Spiegel und stellte sich innerlich darauf ein, Peroxyd auf den Schnitt über seinem Auge aufzutragen.
    »Gib mir das«, sagte Peggy. Sie nahm die Flasche und tauchte den Zipfel eines Waschlappens in die desinfizierende Lösung. »Sag mal: Hast du den Streit mit diesem Arschloch angefangen?«
    »Glaube schon.«
    »Du solltest einfach nichts trinken, weißt du.«
    »Ich weiß.«
    Sie tupfte die Wunde sauber. Steve stöhnte.
    »Ach, nun guck nicht so«, sagte Peggy. »Du hast dich nicht so schlecht geschlagen.«
    Er ging rüber ins Schlafzimmer und ließ sich aufs Bett fallen.
    »Ich hab’ in letzter Zeit viel nachgedacht«, sagte er.
    Sie leistete ihm auf dem Bett Gesellschaft. »Worüber?«
    »Darüber, wer zum Teufel ich eigentlich bin.« Er lächelte unsicher. »Bißchen spät für die Midlifecrisis, oder?«
    »Gerade rechtzeitig, würde ich denken. Aber ist das eine dieser Midlifecrisis-Geschichten, in denen du mich für eine zwanzig Jahre alte Kellnerin verläßt, die dich wirklich versteht?«
    Er streckte den Arm aus und zog sie an sich. »So viel Glück hast du nun auch nicht.«
    »Gut. Denn du kannst sein, wer du willst, solange du mein Mann bist.«
    Er küßte sie mit seiner gespaltenen Lippe und zuckte vor Schmerz zusammen. Aber das hielt ihn nicht davon ab. 
     
    Bob Hansen legte seine Bibel nieder und schaltete das Licht aus, aber er konnte nicht schlafen. Er konnte nicht gut schlafen seit … das verdrängte er. Wozu darüber nachdenken. Jahwe verlangte viel von seinem auserwählten Volk, und das Ende nahte. Bob Hansen war sich dessen sicher, genauso wie er sicher war, daß er Jahwes starker Arm im auserwählten Land war. Reverend Carter selbst hatte ihn geleitet, und Jahwes starker Arm mußte in diesem Tal aufräumen, bevor der Junge wiedergeboren wurde und die Endzeit begann.
    Ich kann es nicht mehr lange verbergen, dachte er, nicht, wenn die Festung wächst und immer mehr Männer hierher kommen. Bald wird hier die Basis für unsere Einsätze gegen ZOG sein, und wenig später werden wir uns in der Endzeit hier verteidigen müssen. Ich stelle besser sicher, daß unsere Basis dann uneinnehmbar ist. Steve Mills wird für uns oder gegen uns sein müssen.
    Aber er wird uns zur Seite stehen. Steve ist ein guter Weißer, der in die richtige Richtung schaut. Er muß nur ein bißchen geführt werden. Dann wird dieses Tal der Hafen sein, zu dem es von Jahwe auserkoren wurde.
    Aber schlafen konnte er trotzdem nicht. 
     
    Karen lag im Bett und beobachtete Neals unruhigen Schlaf; sie fragte sich, wer dieser Mann war, der Mann, in den sie sich verliebt hatte. Was hatte ihn wirklich nach Austin getrieben? Diese Geschichte über seine zufällige Kumpelei mit Hansens Jungs war Quatsch – der Neal, den sie glaubte zu kennen, würde sich niemals mit solchen Dreckschweinen anfreunden. Was verbarg er vor ihr? Sollte sie ihn jetzt fallenlassen, bevor er ihr das Herz brach? Welche Schlangen bohrten sich durch seinen Kopf und verschafften ihm so schreckliche Träume? 
     
    In Neals Alptraum jagte er den Kojoten über den Beifuß. Der Kojote hatte etwas im Maul. Etwas Goldenes. Neal rannte hinter ihm her, kam immer näher, bis der Kojote sich umwandte und grinste. Neal sah, daß das Goldene in seiner Schnauze das blonde Haar am Kopf Cody McCalls war. Er schlief

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