Das Schlangental - Neal Carey 3
ansah, oder das Peggys Räuspern etwas ernsthafter klang. Vielleicht lag es auch nur an seiner Nase, daß Karen sich ein bißchen zurückzog, etwas sagen wollte und dann doch nichts sagte, als steckte eine Frage in ihrem Hals fest.
Neal hatte das Gefühl, seine beiden Undercover-Leben gerieten unaufhaltsam außer Kontrolle.
Sie kreuzten sich an einem kalten Samstagabend bei Phil and Margie’s.
Neal und Karen waren mit Steve und Peggy ausgegangen, um zu trinken und zu tanzen und den Blues zu verscheuchen, der mit dem ersten Schnee des Jahres gekommen war. Am Morgen war Schnee gefallen, kein wirklicher Schneesturm, aber störend genug, sie wissen zu lassen, daß ein langer Winter vor ihnen lag.
Also war Neal mit Steve und Peggy in die Kabine des Pick-up gekrochen, und sie waren ohne größere Probleme bis Austin gefahren. Bei Phil and Margie’s hatten sie sich mit Karen getroffen. Der Schuppen war bereits voll mit ähnlich motivierten Gästen, darunter auch Cal Strekker, Randy Carlisle, Dave Bekke und Craig Vetter – fast die ganze Gang.
Der Ärger ging nicht sofort los. Wie so oft brauchte es auch hier Alkohol zur Unterstützung. Neal tanzte die ersten paar Stunden mit Karen, Steve mit Peggy, und die Jungs kümmerten sich an der Bar um ihr Bier. Steve tankte zwischen den Tänzen allerdings auch kräftig nach, und so stieg der Alkoholpegel stetig bis zu dem Punkt, wo nur noch ein Zündfunke fehlte.
Der flog, als Steve und Cal aneinander gerieten.
Steve wandte sich mit einem frischen Bier in der Hand von der Bar ab und kippte dabei ein wenig über Cals Boots.
»Tut mir leid«, sagte Steve.
»Wenn du nicht mal mehr dein Glas halten kannst, Mills, solltest du gehen«, entgegnete Cal.
Cals Kumpels sahen zu ihnen herüber, andere Köpfe wandten sich ebenfalls in dieselbe Richtung, bis schließlich alle die beiden anstarrten.
»Was ist denn da drüben los?« fragte Peggy und schaute zur Bar.
Neal stand auf und drängte sich durch die Masse.
»Also«, sagte Steve. »Ich hab’ noch nie einen Cowboy getroffen, der sich allzuviel aus ein bißchen Bier auf seinen Boots gemacht hätte. Andererseits bist du ja kein Cowboy, oder? Du bist der Sicherheitsschiß.«
»Laß gut sein, Cal«, sagte Vetter, der den mordgierigen Ausdruck in Strekkers Blick entdeckt hatte.
Aber Steve Mills goß noch ein wenig Benzin ins Feuer.
»Und ich hab’ dir auch schon mal gesagt«, sagte er, »daß du mich Mr. Mills nennen sollst, oder Steve. Und wenn wir schon dabei sind: Erzähl’ du mir bloß nicht, wo ich sein oder nicht sein sollte, du Knastbruder.«
Neal packte Steve am Ellenbogen und versuchte, ihn wegzuziehen. »Komm, Steve«, sagte er.
»Geh besser mit ihm, Alter«, grinste Cal.
Steve versuchte, sich aus Neals Griff zu befreien. »Laß dich nicht vom Alter abhalten«, sagte er zu Strekker.
»Laß ihn los, Neal«, sagte Cal.
Steve sah Neal überrascht an. »Seid ihr Kumpels, oder was?«
Neal packte fester zu. Steve machte sich mit Leichtigkeit los, nur um zu zeigen, daß er sich bisher keine rechte Mühe gegeben hatte. Er stellte sein Bier auf die Bar und ließ dann eine gemeine Rechte gegen Strekkers Kopf los. Strekker trat locker einen Schritt zurück, und der Schlag sauste fünf Zentimeter vor seiner Nase vorbei.
Strekker grinste hinterhältig. »Ihr habt’s alle gesehen«, sagte er. »Er hat angefangen.«
Er hob die Hände und nahm Kampfhaltung ein.
Strekker bringt ihn um, dachte Neal.
»Mach Platz, Neal«, sagte Randy Carlisle. Er grinste wie der idiotische Schleimer, der er war; wild darauf, daß jemand Blut ließ.
Peggy Mills saß erstarrt an ihrem Tisch. Sie konnte nichts tun. Wenn sie den Kampf zuließ, würde ihrem Mann möglicherweise etwas geschehen. Wenn sie andererseits intervenierte, würde sie ihn noch schlimmer verletzen. Als Karen aufstehen wollte, nahm Peggy sie am Handgelenk und hielt sie zurück.
Die Musik verstummte. Die Leute bildeten einen Kreis um Steve, Cal und Neal. Steve nahm noch einen Schluck Bier und hob die Hände.
»Mach Platz, Neal«, wiederholte Randy.
Neal stand eine ewig lange Sekunde zwischen den beiden Möchtegern-Kämpfern. Dann zuckte er mit den Achseln, machte Platz und trat hinter Cal. Randy und Dave schlugen ihm kameradschaftlich auf den Rücken. Karen sah ihn ebenso erstaunt wie wütend an. Neal zuckte wieder mit den Achseln, nahm einen Barhocker hoch und knallte ihn Cal von hinten über die Rübe. Strekker ging sofort zu Boden.
»Kampf beendet«,
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