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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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erst wieder ein, als die Sonne aufgegangen war.
     
     
8
     
    Am nächsten Morgen marschierte Neal rüber zu Hansens Haus und klopfte an der Eingangstür. Er war überrascht, daß Hansen selbst öffnete.
    »Du hast Nerven, Neal. Das muß ich dir lassen.«
    »Kann ich reinkommen?«
    Hansen trat beiseite und ließ ihn ein.
    Für ein so großes Haus war es bemerkenswert einfach gehalten. Alle Zimmer waren rechteckig. Die Wände waren hellbeige gestrichen, Western-Gemälde hingen daran. Der Fußboden bestand aus breiten Hartholz-Planken, auf dem leuchtende indianische Teppiche lagen.
    »Komm mit in mein Büro«, sagte Hansen.
    Neal folgte ihm in ein kleines Zimmer mit einem schlichten Holzschreibtisch, einem Arbeitsstuhl und einem hochlehnigen Holzstuhl. Er bedeutete Neal, auf dem Holzstuhl Platz zu nehmen, während er sich in den gepolsterten Schwingsessel setzte. Neal ging davon aus, daß diese Positionierung die Angestellten einschüchtern sollte, damit sie gleich wußten, wer der Boß war, falls es dazu noch irgendwelche Unklarheiten gab.
    »Was war letzte Nacht los?« fragte Hansen.
    »Ich hab’ Cal vor dem Knast bewahrt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie kennen Cal. Er hätte Mills umgebracht. Und wo wäre er dann jetzt? Wichtiger noch: Wo wären wir? Wenn Cal auch nur ein bißchen was im Hirn hätte, würde er mir danken, daß ich das für ihn getan habe.«
    »Du bist ein kluger Kerl, Neal.«
    Wenn ich klug wäre, wäre ich nicht hier.
    Hansen fuhr fort: »Aber ich weiß nicht, wie zuverlässig du wirklich bist.«
    »Sehr zuverlässig, Mr. Hansen«, entgegnete Neal. Oder sollte es zumindest sein.
    Hansen klopfte mit einem Bleistift auf den Schreibtisch und betrachtete Neal. Dann sagte er: »Das ist ein Dilemma für mich, Neal, wirklich. Denn ich wollte dich zu einem echten Mitglied unserer Bruderschaft machen. Wir hatten sogar schon die entsprechende Zeremonie geplant.«
    Wunderbar. Hervorragend. Gute Arbeit, Neal. Vermasselst alles bei einer Bar-Schlägerei.
    Neal sah Hansen in die Augen. Als Weißer unter Weißen. »Nichts auf der Welt möchte ich mehr, als Mitglied der Bruderschaft zu werden, Sir.«
    Hansen nickte. »Das ist gut, Neal. Denn wir brauchen dich. Wir brauchen deine Fähigkeiten.«
    Allerdings. Du könntest nicht mal einen Kaugummiautomaten knacken, ohne daß ich sage, wie.
    »Wir werden einen Panzerwagen ausrauben«, sagte Hansen.
    Oder einen Panzerwagen knacken.
    »Ein Sympathisant aus Los Angeles hat uns auf diese Möglichkeit ›hingewiesen‹, es wird also ein ›Insider-Job‹ sein«, sagte Hansen, und er zwinkerte, als er den Verbrecher-Jargon anschlug. »Eine Sicherheitsfirma bedient die kleinen Banken und Minen hier in der Gegend. In zwei Wochen kommt eine große Geldsendung. Ich hatte gehofft, du könntest den Überfall organisieren.«
    Neal pfiff. »Einen Panzerwagen zu knacken ist viel schwieriger als einen Zuhälter, Kartenspieler oder einen Taschendieb auszurauben, Sir. Ich weiß nicht, ob wir dazu schon bereit sind.« Er saß einen Moment still da, dachte nach. »Über wieviel Geld reden wir?« fragte er.
    Hansens Augen vergrößerten sich. Er beugte sich vor und sagte bedeutungsschwanger: »Zwei- bis dreihunderttausend Dollar.«
    »Zweihundert Riesen«, sagte Neal. »Das ist viel Geld.«
    Hansen lehnte sich zurück. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, was dieses Geld für unser Ziel bedeuten würde«, sagte er.
    »Das Geld einzukassieren und davonzukommen sind zwei verschiedene Dinge.«
    »Deswegen brauchen wir dich, Neal.«
    Dann komm mich holen, Bob. Neal stand auf und streckte die Hand aus. »Es ist mir eine Ehre, zu helfen, Mr. Hansen. Ich möchte für meine Rasse kämpfen.«
    Hansen stand auf und gab ihm die Hand. »Ich freue mich, dich das sagen zu hören, mein Sohn. Und wenn diese Mission vorbei ist, wirst du ein Bruder werden. Das verspreche ich.«
    Dann kniete sich Hansen hin und zog Neal zu sich herunter.
    »Laß uns zusammen beten, Neal«, sagte er. Er neigte den Kopf und sagte: »Oh, Jahwe, Gnade diesem, deinem jungen kraftvollen Krieger, und Gnade unserem gemeinsamen Ziel. Segne unseren heiligen Krieg gegen deine Feinde. Dein Wille geschehe, Amen.«
    »Amen«, wiederholte Neal.
    Und jetzt laß uns essen.
    Zwei Wochen, dachte Neal, während er rüber zum Quartier ging, um seinen Frieden mit den Jungs zu schließen. Zwei Wochen schaff’ ich noch.
    Aber er bekam sie nicht. Er bekam ungefähr zwei Stunden.
    Während er mit den Jungs im Quartier saß und über

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