Das Schlangental - Neal Carey 3
Sonne unterging. Dann machte er sich an die Arbeit; er hatte nicht mehr viel Zeit.
»Carter sucht sich Leute mit Sorgerechtsproblemen«, sagte Graham zu Neal. »Er rät dem Vater, den Staat zu verlassen, sich ‘ne Weile auszuruhen und sich dann einer seiner Zellen anzuschließen. Wenn Daddy der Sache voll verschrieben ist, überredet Carter ihn, das Kind zur ›rassischen Adoption‹ freizugeben. Ein Junge in Codys Alter wird irgendwo versteckt, bis er vergessen hat, daß er jemals eine Familie außerhalb der Identity-Bewegung hatte.«
Neal zog an den Zügeln, um langsamer zu reiten. Er wollte hinter der Herde bleiben, außerhalb der Hörweite des Rests der Gang.
»Die Idee dahinter«, fuhr Graham fort, »ist, den perfekten arischen Krieger großzuziehen. Ein Kind, das vollständig von der Philosophie der Identity-Bewegung durchdrungen ist. Jemand ohne Kontakte oder Loyalitäten zu jemandem oder etwas außer Reverend Carter und dieser Bande weißer Rassisten.«
»Gibt es viele solcher Kinder?«
»Bisher etwa ein Dutzend«, entgegnete Graham. »Wenn wir hier fertig sind, geben wir den Feds die Akten.«
Neal spürte das Zittern in sich. Es kam nicht vom eisigen Nordwind.
»Vielleicht wollte Harley ihnen seinen Sohn nicht geben.«
»Und sie haben ihn umgelegt und sich den Jungen genommen.«
»Und wo ist er, Graham?«
»Ich bin nicht sicher«, entgegnete Graham. »Aber Carter hat gern ein Kind bei den Einschwörungszeremonien dabei.«
Auf der Ranch trank Bob Hansen inzwischen Kaffee, um seine Nerven zu beruhigen. Es half nicht viel, daß sein Gast ganz gelassen wirkte.
»Vertrau Jahwe«, wiederholte Reverend Carter noch einmal. Er saß am Küchentisch. Die drei Bodyguards, die er aus Los Angeles mitgebracht hatte, bewachten die Türen und das Fenster. Sie trugen ihre Umformen – gestärktes Khaki mit Kreuzbandeliers und roten Nazi-Armbanderolen.
Bob sah nach Süden zum Küchenfenster hinaus. Die Jungs sollten langsam kommen, wenn alles wie geplant gelaufen war. Und wenn…
»Wenn Jahwe will, daß wir das Geld bekommen, werden wir das Geld auch bekommen«, intonierte Carter.
»Mein Sohn ist dort draußen«, erinnerte Hansen ihn.
»Es sind alles meine Söhne«, entgegnete Carter. »Und Jahwes.«
Dennoch war auch Carter nervös. Das Geld würde der Sache äußerst dienlich sein. Es würde ihnen die Möglichkeit verschaffen, einen heiligen Krieg anzuzetteln.
Er beobachtete Hansen dabei, wie dieser die südliche Grenze seines Landes beobachtete.
Craig Vetter schaute von den Toiyabe Montains herunter. Er glaubte, etwas sei von Süden aus ins Tal gekommen. Er war nicht sicher, ob es die Herde war. Craig machte sich aber weiter keine Sorgen. Er konnte die Ranch gut sehen, und die Luft war rein. Wenn die Bullen jemanden postiert hätten, hätte er das entdeckt.
Er wandte sich an Jory und Bill, die neben ihren Pferden zitterten. Die Jungs waren fertig, aber sie hatten sich gut geschlagen. Sie waren meilenweit über gefrorenen Beifuß geritten, dann in den Fluß, zuerst nach Süden, dann hatten sie im Wasser gewendet und waren zurück nach Norden geritten. Es war harte, kalte Arbeit gewesen, vor allem, nachdem sie den Fluß verlassen und sich in die dichten Kiefernwälder geschlagen hatten, und dann hatten sie ihre erschöpften Pferde noch bis zu diesem Aussichtspunkt führen müssen. Und jetzt ging die Sonne unter, und obwohl der unangenehme Wind erstarb, war es hundekalt. Craig wünschte, sie könnten Feuer machen.
Er sah noch einmal nach Süden.
Diesmal blieben keine Zweifel offen, es war die Herde.
Er kniete sich nieder und sprach ein stummes Dankesgebet an Jahwe. Dann wandte er sich an seine Kameraden und sagte: »Auf nach Hause, Jungs.«
Die beiden Cowboys erhoben sich steif und ritten dann den Berg hinunter.
Sie wurden wie Helden empfangen.
Hansen schüttelte ihnen die Hände, Reverend C. Wesley Carter höchstselbst umarmte jeden einzelnen von ihnen und hörte einfach nicht auf zu sagen: »Wunderbar, das ist ganz wunderbar. Gott segne euch tapfere Männer. Euch arische Krieger.«
Hansen stellte Neal vor: »Er ist der führende Kopf der Bande, Reverend.«
Carter gab Neal die Hand, umarmte ihn, schüttelte ihm wieder die Hand und sagte schließlich: »Dein Name wird einen Ehrenplatz bekommen auf der Liste derer, die aufgestanden sind und für unsere Rasse gekämpft haben.«
»Vielen Dank, Sir. Es ist mir eine große Ehre, Sie kennenzulernen«, entgegnete Neal. Er schob Graham
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